Zum Verwechseln ähnlich: Davidstern oder Brauerstern?
|

Zum Verwechseln ähnlich: Davidstern oder Brauerstern?

Auch in Köln wurde der Brauerstern verwendet, wie hier am Brauhaus

Auch in Köln wurde der Brauerstern verwendet, wie hier am Brauhaus „Em Golde Kappes“. (© M. Pfeiffer/Wikipedia CC BY 3.0)

NÜRNBERG (im) – Am Gebäude der Hausbrauerei Nürnberg Altstadthof prangt deutlich sichtbar ein sechszackiger Stern – ein Brauerstern. Dieser sieht, bis auf den Farbton, dem Davidstern sehr ähnlich. Die Proportionen sind zwar vergleichbar, doch bereits um 1400 ist im Mendelschen Bruderhausbuch das Bild eines brauenden Mönchs mit dem Brauerstern abgebildet. Der sechszackige Zoiglstern, wie er auch genannt wird, setzt sich aus zwei ineinander verwobenen Dreiecken zusammen und ist vorwiegend in Süddeutschland verbreitet.

Der Brauerstern an einem mittelalterlichen Gebäude in Nürnberg.

Der Bierbrauerstern an einem mittelalterlichen Gebäude in Nürnberg. (© Mara Schneider)

Davidstern oder Brauerstern?

Die Entstehung des Zoiglstern ist nicht eindeutig geklärt. Er ist zusammengesetzt aus zwei gleich großen Dreiecken, die ineinander verschlungen sind. Das eine Dreieck des Zoiglsterns symbolisiert die zum Brauen benötigten Naturelemente Feuer, Wasser und Luft und das andere die Zutaten Wasser, Malz und Hopfen – Hefe als Brauzusatz gab es noch nicht. Die erste bildliche Erwähnung in der Literatur stammt aus dem Jahr 1425 im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung. Aus der Alchemie ist solch ein Stern ebenfalls bekannt, der seinerzeit die Elemente symbolisierte.

Manche Christen sehen in dem Davidstern eine Vereinigung der Menora mit dem christlichen Fisch-Symbol, die beide jeweils gekürzt wurden und als zwei Dreiecke vereint sind. Jedoch ist der Davidstern ein ausschließlich jüdisches Symbol, das im Ursprung aus zwei ineinander verwobenen gleichmäßigen Dreiecken besteht und skizziert ein gleichmäßiges Sechseck bildet. Juden sehen das Symbol unter anderem als symbolhafte Darstellung zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer. Dabei steht die untere Spitze für die Abstammung des Menschen von G-tt und die obere Ecke für den Weg dem Menschen zu G-tt.

Brauerstern im Süden Deutschlands

Mancherorts sieht man das Symbol an sogenannten Gaststättenauslegern, die vermehrt in Baden, Franken und der Oberpfalz zu finden sind. Sie sind vergleichbar mit heute verwendeten Leuchtreklameschildern oder den in den 1950er- bis 1970er-Jahren für Friseuren verwendeten Tellers, der ebenfalls nach außen das Angebot widerspiegelte. Dem Zoiglstern kam im Mittelalter aber auch eine besondere Bedeutung zu. Fast die gesamte Bevölkerung konnte nicht lesen und schreiben und Bier hatte damals nicht sehe viel Alkohol, sodass es aufgrund der Inhaltsstoffe als Nahrungsmittel diente. Wasser war nicht selten mit Krankheitserregern belastet, Bier hingegen war durch den Brauprozess trink- und genießbar. Am Gaststättenausleger mit dem Zoiglstern erkannten die Menschen aus nah und fern, wo sie ihren Durst stillen konnten.

Schon in historischen Dokumenten ist die Verwendung des Zoiglsterns mit dem Recht des Bierbrauens verbunden. Auf einer deutschen Webseite wird Zoigl als Bier bezeichnet, das es nur in der nördlichen Oberpfalz gebe. Dieses werde seit Jahrhunderten in Kommunbrauhäusern „eingebraut“, um dann beim Zoiglwirt mit untergäriger Hefe vergoren und ausgeschenkt zu werden. Im Internet ist eine Diplomarbeit von Matthias Trum veröffentlicht, die sich Symbolen des Brauerhandwerks auf wissenschaftlicher Basis nähert und ausführlich darstellt.

Kommunbrauhäuser gibt es noch heute in Eslarn, Falkenberg, Mitterteich, Neuhaus und Windischeschenbach. Sogenannte „brauende Bürger“ finanzieren die vereinsähnliche Struktur mit einem sogenannten „Kesselgeld“. In diesen Orten gab es ab dem Mittelalter zahlreiche Hausbrauer, einige von ihnen sind heute noch aktiv und in den Kommunbrauhäusern organisiert, allerdings eher aus traditionellen Beweggründen. Die Oberpfälzische Zoiglkultur wurde 2018 als „Immaterielles Kulturerbe“ von der Unesco in das deutsche Verzeichnis aufgenommen. Es gibt aber auch eigenständige Zoigl-Brauereien, wie die Wolframstubn in Windischeschenbach.

Startseite