Talmud
Rabbiner liest im Talmud.

Rabbiner beim Studium des Talmud. (© Matthias Hinrichsen)

Der Talmud zählt zu den elementaren Schriften des Judentums. Übersetzt heißt Talmud auf Deutsch Belehrung oder Studium. Damit wird bereits der Sinn aufgezeigt, die Gläubigen zu lehren und zwar wie sie sich im Alltag verhalten sollen. Ein Talmud besteht aus zwei Teilen, der Mischna (Textgrundlage) und der Gemara (Kommentar). Zudem gibt es zwei verschiedene Ausgaben, den Babylonischen Talmud (bT) und den Jerusalemer/Palästinensischer Talmud (jT), wovon der Babylonische Talmud eine größere Bedeutung hat. Dieser entstand während der babylonischen Exils (597-539 v.Chr./vdZ), vorwiegend verfasst von den Rabbinern Abba Arikha (Raw), Samuel Jarchinai (Mar) und Rav Aschi. Weniger streng ausgelegt ist der Jerusalemer Talmud, der in der damals existierenden osmanischen Provinz Palästina entstand, jedoch mit den heutigen Palästinensern nichts zu tun hat.

Talmud – Mischna, Gemara und Kommentare

Die Mischna ist die Grundlage des Talmud. Sie beinhaltet die mündlich überlieferte Tora, die Gott Mose auf dem Berg Sinai offenbart hat. Sie wurde nach jüdischer Tradition in den anschließenden Jahrhunderten ebenfalls mündlich überliefert. Erst im 1. bis 2. Jahrhundert wurden die Texte verschriftlicht und dann auch endgültig, und sind identisch im Babylonischen und dem Jerusalemer Talmud.

Im zweiten Teil, der Gemara, werden diese Texte ausgelegt, also analysiert und kommentiert. Sie entstanden durch in tiefgründigen Diskussionen, insbesondere an den Akademien von Sura und Pumbedita. Neben den gesetzlichen Themen werden auch medizinische, naturwissenschaftliche, geschichtliche und pädagogische Aspekte bedacht. Die sachorientierte Mischna wurde um Fabeln, Gleichnissen und Sagen erweitert. Die meisten Texte der Babylonischen Gemara entstanden im 3.-5. Jahrhundert, vollendet wurden sie aber erst im Zeitraum vom 5.-8. Jahrhundert. Die Gemara des Jerusalemer Talmud unterscheidet sich erheblich vom Babylonischen.

Als dritter Bestandteil sind die Kommentare von wichtiger Erkenntnis für den Studierenden, wird es so doch in den Geheimnisse der Tora unterwiesen. Die Kommentare entstehen durch tiefgründige Diskussionen unter den Gelehrten, die sich im Laufe der Zeit anpasst und den Stand der jüdischen Tradition widerspiegelt.

Talmud – Aufbau der Seite

Eine Inhaltsseite im Talmud ist immer gleich aufgebaut: Der Haupttext steht zentral in der Seitenmitte, Mischna und Gemara sich abwechselnd, am oberen Rand ist der Kommentar von Raschi, außen und manchmal auch unten finden sich weitere Kommentare anderer Gelehrter. Die Sprache ist überwiegend Aramäisch, aber auch in Teilen Hebräisch, und wird in diesem Wortlaut auch studiert und zitiert.

Talmud – Ordnungen

Eine sachliche Unterteilung findet sich in den Ordnungen:

  • Seraʿim (Saaten, Samen): Ernteabgaben für Leviten, Bedürftige und Fremde
  • Mo’ed (Festzeiten, Festtag): Fest- und Fasttage
  • Naschim (Frauen): Familienrecht
  • Nesiqin (Schädigungen): Straf- und Zivilrecht (z.B. Schadensersatzrecht), Ethik
  • Qodaschim (Heilige Dinge): Opferriten, Speisevorschriften und mehr
  • Toharot (Reinigungen): Reinheit und Unreinheit von Personen, Sachen und Orten

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