Die Kaiserin-Auguste-Viktoria-Stiftung entstand Ende des 19. Jahrhunderts, als Kaiser Wilhelm II in Deutschland herrschte. Im ganzen Land ist seinerzeit sein Name in Standbildern verewigt, manchmal hoch zu Ross. Er hinterlässt auch 1898 in Palästina seine Spuren, als er – zusammen mit seiner Frau Kaiserin Auguste Viktoria – die Deutschen im Heiligen Land offiziell besucht. So verspricht er der deutschen evangelischen Gemeinde in Jerusalem und dem Heilig-Land-Verein ein Kurheim mit Hospiz. Das soll vorrangig für Malariakranke und die vielen Deutschen in Jerusalem bestimmt sein. Darüber hinaus will er eine Kirche errichten lassen. Zu dieser Zeit lebten mehrere tausend Deutsche in der Heiligen Stadt, die dringend auf medizinische Unterstützung angewiesen waren. Noch heute kann man den Kirchturm der Kirche von Jerusalem aus gut erkennen, prägnant ragt er vom Kamm des Ölbergs in den Himmel.
Ein Tor mit Rundbogen ist der Eingang zum Gelände, doch als Besucher muss man sich an die Öffnungszeiten halten. Gruppen können sich anmelden, Einzelbesucher erhalten bei geringem Obolus (5 Schekel) vormittags Zutritt. Im Preis enthalten ist ein Turmaufstieg, den sich keiner entgehen lassen sollte, denn die Aussicht ist grandios und einmalig. Dem Himmel ein kleines Stück näher fühlt man sich als Turmbesteiger neben den gewaltigen Glocken. Die Aussicht lässt den Besucher etwas über der Heiligen Stadt schweben. Doch dieses ist nicht die einzige christliche Einrichtung in Jerusalem, drei weitere gibt es: die Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg, die Erlöserkirche im christlichen Altstadtviertel und die Schmidt-Schule zwischen Gartengrab und Damaskustor.
Kaiserin-Auguste-Viktoria-Stiftung – Geschichte
Das gesamte Areal misst heute 20 Hektar (200.000 Quadratmeter), das Gebäude-Ensemble entworfen haben die Berliner Architekten Carl Gause und Robert Leibnitz. Eine israelische, deutschsprachige Reiseleiterin bezeichnet den Kirchenbau als Trutzburg, was zeitlich und inhaltlich so gar nicht passt. Trutzburgen sind mittelalterliche Bauten und dienten der Verteidigung, also kriegerischen Zwecken und zur Sicherung von Machtansprüchen. Die Bezeichnung ist also völlig deplatziert, zumal die Einrichtung eine friedliche und religiöse Bestimmung hat. Zurück zum Aufbau. Um den Willen des Kaisers auszuführen, wurde 1903 in seinem Auftrag durch den deutschen Konsul in Jerusalem Edmund Schmidt ein 81.000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft, das Kuratorium der Auguste Victoria-Pfingsthaus-Stiftung zu Potsdam wurde im Jahr 1904 Träger der Liegenschaft.
Die Bebauung des riesigen Areals ist durch eine großzügige Spende in Höhe von einer Million Mark durch Laura von Oelbermann möglich geworden. Sie wurde als Kölner Stifterin von karitativen, protestantischen Einrichtungen vorwiegend für Kinder, junge Frauen, Witwen und Kranken bekannt. Das Architekturbüro Gause & Leibnitz kam gut voran in den Planungen, sodass bereits am 31. März 1907 der Grundstein gelegt werden konnte. Das für den Bau notwendige Material wurde fast ausschließlich aus Europa bezogen. Kalk, Stein und Wasser wurde aus der Region verwendet und genügte den Ansprüchen der Architekten. Es muss ein gewaltiger logistischer Aufwand gewesen sein, über den heute nicht viel bekannt ist. Der zügige Baufortschritt machte es möglich, dass bereits am 10. April 1910 die Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung (Hospiz) mit Himmelfahrtkirche eingeweiht werden konnte. Bis zur endgültigen Fertigstellung dauerte es jedoch noch weitere vier Jahre.
Erster Weltkrieg
Kriegszeiten haben stets ihre eigenen Gesetze und so dienten die Gebäude zu Beginn des Ersten Weltkriegs dem deutsch-türkischen Generalstab als Hauptquartier und auch ein deutsches Lazarett war dort untergebracht. Im Jahr 1920 ändern sich die Herrschaftsverhältnisse und die Briten beschlagnahmen das Areal, denn die osmanische Provinz Palästina ist nun vom Inselstaat besetzt, und der Gebäudekomplex ist bestens geeignet, um das Mandatsgebiet von hier aus zu verwalten. Ob die Beschlagnahme durch ein Erdbeben beendet wurde, ist nicht überliefert. Aber eben durch dieses wird der Kirchturm so stark beschädigt, dass er um zehn Meter reduziert werden muss. Auch die anderen Bauten werden erheblich beschädigt. Danach folgt die bestimmungsgemäße Verwendung, wenn auch während des Zweiten Weltkriegs als britisches Militärlazarett für die Arabische Legion.
Nach den kriegerischen Zeiten wird 1949 auf dem Gelände ein Krankenhaus errichtet. Dieses und den Rest des Areals mit Aufbauten werden 1950 dem Lutherischen Weltbund/Lutheran World Federation (LWB/LWF) übertragen, der den Kirchturm abreißen lassen will, um die notwendige Restaurierung zu umgehen. Der damalige Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kolleg, insistierte auf die erhaltenden Maßnahmen und setzte seinen Willen durch. Das Krankenhaus wurde im Jahr 1966 neu ausgerichtet und spezialisierte sich auf Krebs- und HNO-Patienten.
Heißt es Himmelfahrtskirche oder Himmelfahrtkirche? Das „s“ ist in dem Wort Himmelfahrtskapelle auf dem Ölberg enthalten, die Kirche der Ölberg-Stiftung wird jedoch ohne „s“ geschrieben. Neben dem Krankenhaus, dem Auguste-Viktoria-Hospital und der Kirche befinden sich noch weitere Einrichtungen auf dem Gelände. Diese sind das Begegnungszentrum, ein Gästehaus mit Café und das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (DEI).
Besucherinformationen
Evangelisches Pilger- und Begegnungszentrum der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung
Auguste Victoria-Compound, 91140 Jerusalem
Öffnungszeiten: Montag-Samstag 8.30-13.00 Uhr oder nach Voranmeldung
Eintritt Himmelfahrtkirche: 5 Shekel inkl. Turmbesteigung
Telefon 00972-(0)2-628 77 04
E-Mail: auguste@netvision.net.il od. pilgrims@evangelisch-in-jerusalem.org