Trotz allen guten Zuredens lässt sich die Mittvierzigerin, welche die Karten für die Turmbesteigung verkauft, nicht erweichen: „Alleine darf keiner auf den Turm. Warten Sie, bis eine zweite Person kommt.“ Der Grund seien frühere Vorfälle, bei denen sich Menschen in die Tiefe stürzten. Eine grausame Vorstellung, zumal ich eigentlich nur die Aussicht genießen und ein paar Fotos schießen möchte. Keiner anderer wagt es an diesem Morgen, nur Linda, die für das Hotel arbeitet, kommt nach einigen Minuten Wartens doch mit nach oben, damit ich die Fotos für diesen Beitrag aufnehmen kann. Zehn Shekel kostet die Auffahrt pro Person, Linda braucht natürlich nichts zu zahlen.
YMCA Turm – einmaliges Erlebnis
Der kleine Fahrstuhl zockelt nach oben in den 46,33 Meter hohen Turm. Mit ein wenig Smalltalk erreichen wir die oberste Etage, nach ein paar Treppenstufen dann schließlich die Aussichtsplattform. Wir sind umgeben von Glasflächen, die in metallene Fenster- und Türrahmen eingefasst sind, welche inzwischen schon fast 80 Jahre ihren Dienst tun. Arthur Loomis Harmon, amerikanischer Architekt und Konstrukteur des Empire State Buildings, zeichnete für die Errichtung dieses Ensembles von 1928 bis 1933 verantwortlich. Von der Turmplattform hat man einen veritablen Ausblick, selbst das noble King David Hotel ist nicht so hoch.
YMCA Turm – phantastischer Rundumblick
In alle vier Himmelsrichtungen kann der Besucher auf kleine Balkone treten und die Horizonte der Heiligen Stadt erkunden – die Aussicht ist fantastisch! Die Altstadt ist nicht allzuweit entfernt, gleich gegenüber steht das exklusive King David Hotel, die derzeit teuerste Unterkunft in Jerusalem. Hinter dem YMCA, das aus dem Turm und zwei Seitenflügeln besteht, erstreckt sich die moderne Wohnanlage „Kind David Court“ mit einem attraktiv gestalteten Innenhof. An dieser Stelle stand bis 1991 mit dem YMCA-Stadion das einzige Fußballstadion Jerusalems.