Hauptbahnhof Jerusalem
Hauptbahnhof Jerusalem

Der neue Hauptbahnhof in Jerusalem. (© Matthias Hinrichsen)

In Israel haben Sie die einige Möglichkeiten von einem Ort zum anderen zu gelangen: Mietwagen, Zug, Bus, Sherut, Taxi, Fahrrad oder zu Fuß. Das alles können Sie zu annehmbaren Preisen in Anspruch nehmen, die Kostenunterschiede sind jedoch erheblich. Sehr unterschiedlich sind auch die Einsatzmöglichkeiten, wenn wir das „zu Fuß“ gehen ausklammern.

Bus in Israel

Das am weitesten verbreitete Verkehrsmittel ist der Bus, sowohl innerstädtisch, aber vor allem über Land. Das liegt an der Struktur beim Aufbau des Staates Israel, der Mitte des vorigen Jahrhunderts nur über sehr eingeschränkte Zugstrecken verfügte und diese auch nicht ausbaute aus Mangel an Geld. Mit dem Bus, hier ist das Unternehmen Egged im Einsatz, kann man als Besucher des Landes, fast in jede Ecke Israels gelangen – theoretisch. Denn schlecht koordinierte Anschlussverbindungen lassen eine Fahrt in entlegene Gebiete schnell zur Langzeit-Tagestour werden. Da ist dann abzuwägen, sich doch lieber einen Mietwagen zu nehmen. Aber dazu später mehr. Der Überlandbus ist bei den Israelis, besonders bei Soldaten, sehr beliebt, denn die Linien führen in alle Militärstandorte. Für Reisende kann eine Busfahrt sehr praktisch sein, zum Beispiel von Jerusalem nach Tel Aviv oder zum Toten Meer. Die Abfahrten erfolgen auf die Minute genau, die Fahrer jagen ihre Busse über die Landstraße in einem „Affenzahn“, dass einem schon manchmal mulmig werden kann. Das hat einen Grund: Die Zeiten sind so eng getaktet, dass Verzögerungen durch Staus die Regel sind. Wenn Sie dann vom Toten Meer zurück nach Jerusalem wollen, kann man schon mal mehr als eine halbe Stunde auf den Bus warten. Wenn Sie vom Startbahnhof fahren ist der Bus eine absolute Empfehlung. Dass man Kontakt mit Einheimischen auf der Fahrt bekommt, ist eher unwahrscheinlich. Das große Reisegepäck kommt in den Gepäckraum des Busses, ein kleiner Rucksack darf mit in den Bus. Tickets gibt es auch direkt beim Busfahrer oder man benutzt seine Rav-Kav.

In den Städten sind Busse das Verkehrsmittel Nr. 1, weil sie in alle Stadtteile führen und in kurzen Zeitabständen Massen an Menschen zuverlässig transportieren. Bis zur Einführung von Google Transit, einer Variation bei Google Maps, war es für Touristen ein zeitaufwendiges Abenteuer mit dem Bus in Jerusalem oder Tel Aviv schnell von A nach B zu kommen. Ständig musste man andere, wartende Fahrgäste nach der richtigen Buslinie fragen und erhielt meist eine Auswahl von mehreren Buslinien, aber nicht bis wohin und wann umzusteigen war. Schlicht gesagt: für Touristen eine Katastrophe. Mit Google Transit lassen Sie den aktuellen Standort lokalisieren und geben ihr Ziel ein. Dann spuckt der Dienst in Sekundenschnelle mehrere Möglichkeiten aus und Sie bewegen sich wie ein Einheimischer in den Großstädten und blicken zur Orientierung ab und an auf Ihr Smartphone. Das sollten Sie aber am besten mit einer israelischen SIM-Card angemeldet haben, die wesentlich preiswerter ist als in den deutschsprachigen Ländern. Probieren Sie es vorher mal in Ihrem Heimatland aus, genauso zuverlässig funktioniert es auch in Israel. Übrigens, Israel ist technologisch weiter als Deutschland, Österreich und die Schweiz. Vertrauen Sie also auf das Funktionieren.

Zug in Israel

Viele Jahrzehnte lang galt die Eisenbahn als das verkehrstechnische Stiefkind des jüdischen Staates. Zwar gab es bereits im Osmanischen Reich Ende des 19. Jahrhunderts Eisenbahnstrecken, die Damaskus, Jaffa mit anderen orientalischen Strecken verbanden, jedoch verloren diese durch die politische Neuordnung des Nahen Ostens nach dem Zweiten Weltkrieg an Bedeutung. In den Aufbaujahrzehnten verfügte Israel nicht über genügend finanzielle Mittel, ein Schienennetz aufzubauen, auch war die Bevölkerung noch nicht so groß, dass sich dieses gelohnt hätte. Hinzu kamen die traumatischen Erlebnisse im Holocaust, als Millionen Juden mit der Eisenbahn in die Vernichtungslager deportiert wurden. die Mit neun Millionen Einwohnern Ende 2019, sind Züge als Transportmittel unverzichtbar geworden. Zum Einsatz kommen Lokomotiven und Personenwagen aus deutsch-französischer Produktion, wie die bekannten Doppelstockwagen, die in Nahverkehrszügen in Deutschland eingesetzt werden. 2016 wurde eine Eisenbahnlinie in das Jezreel-Tal in Betrieb genommen, die seit mehr als 65 Jahren nicht mehr genutzt wurde. Die wichtigste Eisenbahnstrecke wurde 2018 eröffnet: Vom Flughafen Ben Gurion nach Jerusalem. Dazu wurde eigens ein neuer Bahnhof im Zentrum der Hauptstadt gebaut, aus Mangel an Platz 80 Meter unter der Erde. Nur 25 Minuten dauert die Fahrt, gegenüber der historischen Zockelstrecke durch das Tal der Jerusalemer Hügel, für die der Zug bei Kutschengeschwindigkeit 90 Minuten benötigte ein Quantensprung!

Hervorragend ausgebaut ist auch die Strecke am Mittelmeer entlang, bis hoch nach Haifa. Die andere Strecke führt in die Wüste bis nach Beer Sheva. Bequem reist der Fahrgast in modernen Personenwagen und mit der Einführung neuer Regionen ist die Preisgestaltung recht einfach geworden. Wer sich damit nicht auskennt, wird freundlich an den Schaltern der Eisenbahn beraten und bedient. In Tel Aviv und Jerusalem kommt man dann hervorragend mit Bussen und teilweise mit der Straßenbahn schnell an sein Ziel.

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