Die Bezeichnung Herodestor geht auf mittelalterliche Pilger zurück, die annahmen, dass Herodes Antipas (er verhörte Jesus) nahe dieser Stelle wohnte. Zu biblischen Zeiten standen hier Opferschalen zur Auswahl, die im Tempel eingesetzt wurden. Das Herodestor heißt auf Arabisch Sha’ar Haperahim oder Sha’ar Hordos, und verbindet das muslimische Viertel der Altstadt mit den muslimischen Wohnvierteln Ostjerusalems vor der Altstadtmauer.
Herodestor – Historie
Jerusalem wurde 1099 von Kreuzfahrern an belagert. Als ihnen an der Stelle des heutigen Herodestores ein Durchbruch gelang, konnten sie die muslimische Truppen besiegen und deren Herrschaft beenden. Unter Suleiman dem Prächtigen war dieser Öffnung in der Jerusalemer Stadtmauer eine Schlupfpforte, also nicht allzu groß, um den Einfall von möglichen Feinden zu verhindern. Erst 1875 entstand das heute sichtbare Tor und damit auch ein vollwertiger Zugang für Karren und Kleinfahrzeuge.
Herodestor – heute
Heutzutage findet freitags ein Schafmarkt statt, auf dem Beduinen aus der Judäischen Wüste ihr Vieh anbieten. Vom Tor selbst haben Sie einen sehr guten Blick auf dem Tempelberg. Im Zuge einer Renovierung der Stadtmauer um 2014 wurde auch dieses Altstadttor gesäubert und ausgebessert.
Herodestor – muslimische Gassen dahinter
Wenn man als Tourist durch das Tor in das muslimische Viertel geht, kommt man sich ein wenig verloren vor. Nirgends sind Touristen oder Pilger zu sehen. Ausschließlich Araber sind hier anzutreffen, die teils ein wenig grimmig schauen und Unwohlsein verbreiten in der Form, hier nicht willkommen zu sein. Eine wirkliche Bedrohung ist hier allerdings nicht vorhanden! Muslime sind aufgrund vieler negativer Erfahrungen gegenüber Fremden oftmals skeptisch eingestellt. Zudem haben in der jüngsten Zeit Juden Häuser in diesem Teil der muslimischen Altstadt gekauft, was die Spannungen zwischen Juden und Muslimen verstärkt. Die Spannung kann – zumindest in Ihrem Fall – aufgelöst oder verringert werden, wenn man in einem Laden eine Kleinigkeit, zum Beispiel ein Getränk, kauft und den Einheimischen freundlich begegnet ohne sich aufzudrängen. Eine weitere Variante ist, junge Muslime anzusprechen und nach dem Weg zum Shuk zu fragen. Dann sind sie aufgeschlossen und freundlich.
Weniger angenehm für westliche Touristen und manchmal sehr nervig (wenn der zehnte Verkäufer versucht, einem etwas zu verkaufen) ist die aufdringliche Art von muslimischen Verkäufern im muslimischen Viertel. Diesen begegnet man aber meist nur auf der Via Dolorosa. Im restlichen Teil der muslimischen Altstadt und in Ost-Jerusalem generell wird man davor bewahrt. Wenn der Tourist jedoch Kaufinteresse signalisiert, kann es schon sein, dass man in ein Gespräch verwickelt wird, um letztlich etwas zu kaufen. In diesem Fall sollte man sich auf keinen Fall drängen lassen und mit einem „Thank you“ freundlich verabschieden, wenn man nicht wirklich kaufen möchte.
Der Weg aus diesem Fahrzeug freien Altstadtbereich ist übrigens recht einfach: er führt bergab bis man wieder die touristisch belebten Gassen erreicht.