Weinplantage in Israel

Weinplantage im heutigen Israel. (© Matthias Hinrichsen)

Auf dem Gebiet des heutigen Israel war bereits vor 10.000 Jahren Wein genossen worden, so die Forschermeinung. Die Wiege der Weinherstellung ist im östlichen Mittelmeerraum und dem Nahen Osten zu finden. Die ältesten Trauben wurden in der Region der heutigen Türkei, Syrien und Libanon gefunden. Sie datieren auf eine Zeit rund 8.000 Jahre v. Chr., also der Steinzeit. In Kanaan wurde nach Forschermeinung Wein genossen, 2.000 Jahre, bevor die Rebe den Raum des heutigen Europa erreichte, wobei das kein Qualitätskriterium darstellt.

Die Kunst des Kelterns soll in dem Dreieck zwischen Schwarzem Meer, Kaspischen Meer und dem See Genezareth erfolgreich praktiziert worden sein. Die Beleg dafür finden sich in Funden von kultivierten Reben in Georgien, die nach der Prüfung ein Alter von 8.000 Jahren ergab. Schriftliche Belege finden sich in der Bibel. Dort ist Noah der erste Weinbauer, der nach biblischer Überlieferung im frühen 3. Jahrtausend v. Chr. lebte: „Noah aber, der Ackermann, pflanzte als Erster einen Weinberg.“ (1. Mose 9,20; Lutherbibel 2017)

Im weiteren zeitlichen Verlauf gelangte die Weinrebe von Phönizien und Kanaan nach Ägypten, wo sich eine erste große Weinkultur etablierte. Die alten Ägypter sollen den kanaanitischen Wein besonders geschätzt haben. Es ist die Zeit, als der Wein Einzug in das Judentum erhält. Der Prophet Micha schreibt „Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken“ (Micha 4,4; Lutherbibel 017). Er hatte dabei die Vision von Frieden auf der Erde.

Die Wüste Zin bei Sonnenaufgang. (© Matthias Hinrichsen)

Die Wüste Zin bei Sonnenaufgang. (© Matthias Hinrichsen)

Ein aber bis in die Gegenwart reichendes Ereignis ereignet sich, als Mose Männer nach Kanaan aussendet, um das Land, das Gott ihnen versprochen hat, zu erkunden. „Sie gingen hinauf und erkundeten das Land von der Wüste Zin bis gen Rehob“ (4. Mose 13,21; Lutherbibel 2017). Die Wüste Zin befindet sich im nördlichen Negev, gleich gegenüber dem Grab von David Ben Gurion, dem ersten israelischen Ministerpräsidenten. „Und sie kamen bis an den Bach Eskol und schnitten daselbst eine Rebe ab mit einer Weintraube und ließen sie zwei auf einem Stecken tragen, dazu auch Granatäpfel und Feigen“ (4. Mose 13,23; Lutherbibel 2017). Die Weintraube ist heute das Symbol des israelischen Tourismusbüros.

Archäologen finden in Israel immer wieder antike Weinpressen, die auf eine florierende Weinproduktion schließen lassen. So ist erst 2016 in Jerusalem ein 1.600 Jahre altes Weingut entdeckt und für die Nachwelt bewahrt worden. Trauben, Traubencluster und Reben waren häufige Motive auf Münzen, Gläsern und Gebäudeteilen im Altertum. Trauben standen stellvertretend, neben der Bedeutung als Rohstoff für die Weinproduktion, für die Fruchtbarkeit des Landes. Wein war da schon lange keine Rarität, sondern ein gängiges Produkt innerhalb der israelitischen Gesellschaft. Es wurde im großen Stil gehandelt, transportiert in Ziegenfellen oder Krügen, sowohl über Land und auch zu See, ausgehend von den Häfen in aus Häfen von Dor, Ashkelon und Jaffa. Weine mit Namen wie Sharon, Carmel und von Orten wie Gaza, Ashkelon und Lod waren berühmt und gleichermaßen begehrt, auch die Weinberge von Galiläa und Judäa waren Anbaugegenden.

Der Zweite Tempel der Juden (Modell im Israel Museum, Jerusalem - © Matthias Hinrichsen)

Der Zweite Tempel der Juden (Modell im Israel Museum, Jerusalem – © Matthias Hinrichsen)

Unter König David wurden alle vom Militärdienst befreit, die einen neuen Weinberg pflanzten, so die Überlieferung. Im 5. Mose 8, Vers 8 werden die sieben Früchte der Tora (jüdische Bibel) erwähnt, darunter auch Weinstöcke. Beides zeigt den außerordentlichen Stellenwert in frühen Judentum, als rituelles Getränk, aber auch als Alternative zu Wasser, das nicht immer sauber gewesen sei. Zur Zeit den Zweiten Jüdischen Tempels erreichte die Weinproduktion seinen Zenit. Wein war eins der wichtigsten Handelsgüter der damaligen Zeit.

Weinsymbol an historischem Gebäude in Kapernaum.

Weinsymbol an historischem Gebäude in Galiläa. (© Matthias Hinrichsen)

Doch mit der Zerstörung des Zweiten Tempels durch die Römer und der Vertreibung der Israeliten aus ihrer Heimat, versiegte die Weinproduktion fast völlig. Wein war bei den Römern sicher Teil der Kultur, doch es ist davon auszugehen, dass sich die Produktionsmethoden unterschieden, weil Juden Wein koscher produzierten, die Römer nicht. Mit der Vertreibung des israelitischen Volkes in alle Welt, versiegte das Wissen um die Weinherstellung in der Region nach und nach. Als um 600 n.Chr. das Alkoholverbot für Muslime aussprach, wurden Weinstöcke ausgerissen und weiteres kostbares Weinland vernichtet.

Überreste eines Weinbauer-Hauses im biblischen Betsaida. (© Matthias Hinrichsen)

Überreste eines Weinbauer-Hauses im biblischen Bethsaida. (© Matthias Hinrichsen)

Zwar versuchten die Kreuzritter im 12. Jahrhundert – sie wollten Jerusalem von der muslimischen Herrschaft befreien – den Weinanbau wieder zu kultivieren, doch das währte nur einige Jahrzehnte und fiel letztlich dem strikten Alkoholverbot der herrschenden Muslime zum Opfer. Im Osmanischen Reich wurde im 9. Jahrhundert versucht, Wein ohne Alkohol zu produzieren, doch der fand keinen Anklang. Was bis dahin noch vereinzelt als Weinanbau zu bezeichnen war, wurde endgültig im Osmanischen Reich ausgerottet. Die Folge: Die einst reiche Region verarmte und wurde von Kriegen und Epidemien überzogen. Die Bevölkerung wurde stark dezimiert und geschwächt. Doch Menschen – auch Muslime – wollen sich berauschen. Und so erreichten Haschisch und Kaffee als billige Rauschmittel die muslimische Gesellschaft.

Der Wein erhielt erst wieder Einzug in die Region mit den Juden, die im 19. Jahrhundert sich vereinzelt in der damaligen Provinz Palästina im Osmanischen Reich wieder ansiedelten.

Startseite