Israel-ABC: Shabbat in Jerusalem
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Israel-ABC: Shabbat in Jerusalem

Schabbat an der Klagemauer

Am Freitagabend gehen zahlreiche Juden zur Klagemauer, um den Schabbat auch rituell mit einem Gebet zu beginnen

Der Shabbat, ein wöchentlich wiederkehrender jüdischer Feiertag, wird von Christen gerne mit den Gepflogenheiten eines Sonntags gleichgesetzt. Wie sehr man mit diesem Vergleich daneben liegen kann, müssen Touristen immer wieder erleben, die sich am Freitagabend in Jerusalem auf die Suche nach einem geöffneten Restaurant machen. Im Judentum ist der Schabbat der siebte Tag der Woche, an dem geruht und keine Arbeit verrichtet werden soll. Er beginnt am Freitag nach Sonnenuntergang und endet 25 Stunden später am Samstag. Das bedeutet, dass im westlichen Teil Jerusalems jeden Freitag mit Einbruch der Dunkelheit jedes jüdisches Restaurant, jeder Supermarkt und jedweder Einzelhandel geschlossen hat. Es fährt kein Bus und die Straßenbahn steht im Depot. Nur die Sherut (Sammeltaxis) fahren unverändert zum Flughafen Ben Gurion.

Jüdische Familien auf dem Heimweg, nachdem sie an der Klagemauer gebetet haben

Jüdische Familien auf dem Heimweg, nachdem sie an der Klagemauer gebetet haben

Touristen, die damit nicht gerechnet haben, kann der Shabbat also schon einmal etwas unvorbereitet treffen. Der jüdische Ruhetag ist jedoch auch der Tag, an dem es für Jerusalem-Besucher sehr viel zu sehen gibt. Auf den Straßen tragen die gläubigen Menschen ihre feinsten Kleider und gehen mit der ganzen Familie zur Klagemauer. Dort ist am Schabbat naturgemäß sehr viel los, besonders am Freitagabend zu Shabbatbeginn. Auch Touristen dürfen am Ruhetag zur Klagemauer. Allerdings müssen die Foto- und Filmkameras dann in der Tasche bleiben. Am Schabbes, wie der Shabbat auf jiddisch heißt, ist für Besucher der heiligen Stätten des Judentums Zurückhaltung gefragt. Da nach den jüdischen Gesetzen beim Fotografieren oder Filmen etwas Neues entsteht, ist dieses während des Schabbats untersagt. Als Gast des jüdischen Staates respektieren Sie diese Gesetze, auch wenn Sie kein Jude sind.

Das bleibt auch am darauffolgenden Samstag so. Jerusalem eignet sich am Shabbat hervorragend für lange Spaziergänge durch die Stadt, da an den Samstagen gewöhnlich etwas weniger auf den Straßen los ist. Nicht so in Ost-Jerusalem: Im muslimischen Viertel sind Geschäfte und Restaurants ganz normal geöffnet. Gleiches gilt für christliche Einrichtungen in der Altstadt. Am späten Samstagabend – eine Stunde nach Sonnenuntergang – erwacht in den jüdischen Stadtvierteln und den Einkaufsmeilen wieder das Leben auf den Straßen. Die Menschen strömen hinaus und feiern den Beginn der neuen Woche. Dann fährt die Straßenbahn sogar noch sehr spät, die Busse drehen wieder ihre Runden und die ersten Restaurants stellen Tische und Stühle nach draußen.

In Jerusalem kommen Hunderte von Menschen in der Ben Yehuda Straße zusammen, um den Beginn einer neuen Woche zu feiern

In Jerusalem kommen Hunderte von Menschen in der Ben-Yehuda-Straße zusammen, um den Beginn einer neuen Woche zu feiern

In vielen West-Jerusalemer Hotels wird übrigens zu Shabbatbeginn der Aufzug auf Feiertagsmodus umgestellt. Dann hält der Fahrstuhl auf jeder Etage, bis er zur nächsten weiterfährt. Oben angekommen, geht’s wieder zurück ins Erdgeschoss und die Runde beginnt von Neuem. Ein derartiger Schabbat-Lift ist koscher und gläubige Juden brauchen nicht einmal einen Knopf zu betätigen. Laut Halacha, dem jüdischen Regelwerk für den Alltag, ist Juden die Nutzung von elektrischen Geräten am Shabbat verboten. Und dazu gehört auch das Drücken eines Liftknopfs.

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