Garten Gethsemane auf dem Ölberg in Jerusalem

Garten Gethsemane: Die uralten Olivenbäume

Die  uralten Olivenbäume im Garten Gethsemane sind nicht höher als fünf oder sechs Meter, aber aufgrund ihres hohen Alters so sehr zerteilt, dass der Besucher geneigt ist, über deren Lebendigkeit nachzusinnen. Aber ja, sie wachsen und gedeihen immer noch, die grünen, schmalen Blätter geben ein lebendiges Zeugnis. Verwunderlich ist so ein Olivenbaum schon, vor allem wenn er in einem so historisch wichtigen Ort steht. Mag er aus der Zeit Jesu sein? Möglich ist alles, doch die Jahresringe können bei einem lebendigen Baum nicht gezählt werden. Manche sprechen davon, dass sie 1.000 Jahre alt sind, andere sagen, sie seien über 2.000 Jahre alt. Das wäre gar nicht so unwahrscheinlich, denn auf Kreta ist ein 3.200 Jahre alter Olivenbaum bekannt. Doch die Wissenschaft vermutet, dass sie im 12. Jahrhundert gepflanzt worden sind, als in unmittelbarer Nähe die „Kirche des Erlösers“ gebaut wurde.

Zugang Garten Gethsemane Ölberg Jerusalem

Eingang zum Garten Gethsemane

Im Gegensatz zu diesen Vermutungen sprechen in der Bibel Fakten über die Ereignisse vor fast 2000 Jahren. Nach seinem letzten Abendmahl geht Jesus in den Garten, um zu beten. Begleitet von seinen Jüngern – außer Judas – weiß er, was auf ihn zukommt. Gethsemane ist griechisch und heißt übersetzt Olivenpresse, auf Hebräisch Gath-Schmanim. Dass hier zu Zeiten Jesu Öl für die jüdischen Rituale im Tempel gewonnen wurde oder dass es ein Rastplatz für den Aufstieg zum Ölberg gewesen sei, ist nicht belegt. Ebenso ist nicht belegt, dass die Römer eine Rampe vom Ölberg zum Tempel gebaut haben sollen, um den Tempel niederzureißen. Aber so wie diese Aussagen – sogar von einer deutsch-israelischen Reiseleiterin – entstehen immer wieder Mythen über christliche Orte, um sie für Besucher noch mystischer wirken zu lassen. Dabei ist das gar nicht notwendig, denn die Orte sollen an Jesus auf Erden erinnern, Sein Wirken und die Begebenheiten mit Ihm. Prof. Dr. Dr. Vieweger, anerkannter Chefarchäologe der evangelischen Kirche in Jerusalem erklärt auf Exkursionen immer wieder, dass die christlichen Orte in Israel nicht belegt sind, was die Ereignisse in der Bibel betrifft. Wenn Ihnen jemand erzählt, dieses oder jenes habe sich an dem Ort zugetragen, dann sollten Sie daran zweifeln, und vielmehr Jesus Christus in sich wissen.

Besucherterrasse im Garten Gethsemane

Besucher des Garten Gethsemane können von einer Terrasse die Olivenbäume bestaunen

Gethsemane oder Getsemani?

Wie beim See Genezareth, der manchmal auch als Gennesaret bezeichnet wird, wird der Garten Gethsemane auch als Getsemani bezeichnet. Dieses ist die ökumenische Schreibweise gemäß den Loccumer Richtlinien, die in der Einheitsübersetzung und der Züricher Bibel zu finden sind. Überwiegend wird vom Garten Gethsemane gesprochen und geschrieben, wie in der Lutherbibel und der Elberfelder Bibel.

Peace-Schriftzug im Garten Gethsemane

Spätestens 2014 wurde ein Peace-Schriftzug hinzugefügt

Garten Gethsemane – biblischer Bezug

Der Garten Gethsemane wird in der Bibel in allen vier Evangelien erwähnt, teilweise aber nicht namentlich. Das Hauptereignis und fast allen Christen in Erinnerung findet vor der Kreuzigung Jesu in mehreren Szenarien statt. Diese haben ihren Anfang nach dem gemeinsamen Abendmahl, woran der Abendmahlssaal auf dem Zionsberg nahe der Dormitio Abtei erinnert. Jesus verlässt mit den Jüngern den Ort des Abendmahls, um den Bach Kidron zu überqueren und sich in einen Garten zu begeben (Johannes 18, 2). Der Name wird zwar nicht genannt, aber der Garten Gethsemane oder vielmehr die Olivenplantage dahinter ist mutmaßlich gemeint. Durch Markus und Matthäus ist das griechische Gethsemanie überliefert, das allerdings aramäischen Ursprungs sein soll.

Im Garten Gethsemane gedenken Christen der Zwiesprache mit Gott über das Bevorstehende (die Kreuzigung). Die Überlieferung durch Judas in Verbindung mit der Gefangenname durch die Soldaten des Sanhedrin und dem Abschied Jesu von Seinen Jüngern soll in unmittelbarer Nähe geschehen sein, aber nicht im Garten Gethsemane. Zumindest wird in der „Grotte des Verrats“ beim gegenüberliegenden Mariengrab dieses Ereignisses gedacht. Nicht zu vergessen ist der Garten für Jesus ein Ort des Gebets, das mehrfach erfolgte und wo er sich von den Jüngern zurückzog.

Bibelstellen im Neuen Testament

  • Jesus geht mit Seinen Jüngern in den Garten Gethsemane: Matthäus 26, 36-38
  • Jesus betet zum Vater: „Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!“ (Matthäus 26,39; mit freundlicher Genehmigung Deutsche Bibelgesellschaft)
  • Jesus betet zum Vater ein zweites und drittes Mal: Matthäus 26, 42 und 44
  • Jesu Gefangennahme: Johannes 18, 3-11; Matthäus 26, 47-53

Alle Bibelstellen zum Garten Gethsemane finden Sie HIER (bitte klicken)

Garten Gethsemane – Bezug zum jüdischen Volk

Beim Anblick der Olivenbäume könnten Christen sich auch daran erinnern, dass sie (als Zweig) auf das jüdische Volk (Stamm) aufgepfropft sind. Im Garten Gethsemane hat der Besucher durch den sehr regen Betrieb nur wenig Gelegenheit sich zu besinnen, vor allem nicht während der Hauptreisezeit im Frühjahr und Herbst. Gegenüber des Eingangs befindet sich ein kleines Wäldchen, das eine gute Rückzugsmöglichkeit bietet und zum Lobpreis und Besinnen einlädt.

Todesangstbasilika oder Kirche der Nationen auf dem Ölberg

Die Todesangstbasilika ist gleich neben dem Garten Gethsemane

Garten Gethsemane – nebenan Kirche der Nationen

Bevor Sie den Garten verlassen, sollten Sie unbedingt noch in die Kirche aller Nationen, auch Todesangstbasilika genannt, gegangen sein. Katholiken aus aller Welt verehren diesen Ort, besser gesagt einen Stein im Inneren, bei dem Jesus gebetet haben soll, während die Jünger wachen sollten. Dieser Fels, der früher Teil der Olivenbaumplantage gewesen sein muss, ist umzäunt mit einer stilisierten, überdimensionalen Dornenkrone aus massivem Metall.

Garten Gethsemane – zurück in die Altstadt

Wem der Weg zurück in die Altstadt Jerusalem zu beschwerlich ist  (etwa 800 Meter recht steil bergauf), kann sich ein Taxi mieten; nur 20 Meter weiter warten unzählige Araber auf ungelenke Touristen. Bedenken Sie bitte, dass die Preise dafür mehr als „gesalzen“ sind (5 Euro für die kleine Strecke!). Der kleine Aufstieg bis zum Löwentor, der danach beginnenden Via Dolorosa und der Altstadt ist eigentlich auch gar nicht so weit. Gegebenenfalls kann man ein paar kleine Päuschen einlegen. Und Sie erhalten einen wunderbaren Blick in das berühmte Kidrontal mit seinem arabischen Verkehrsgewimmel.

Besucherinformationen

Garten Gethsemane

Al-Mansuriya, Jerusalem (Ölberg)
Öffnungszeiten: täglich 8.00-12.00 Uhr und 14.30-18.00 Uhr (Winter 17.00 Uhr)
Eintritt frei
Kontakt: Telefon +972 2-626-6444
Durchgang zur Kirche aller Nationen
Buslinien 1, 42 und 43

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