Jom Kippur

Ab Sonnenuntergang an Jom Kippur wird für einen Tag streng gefastet. (© Matthias Hinrichsen)

Jom Kippur steht für Umkehr, Reue und Versöhnung und ist der wichtigste und heiligste Feiertag – nach dem wöchentlichen Shabbat – im jüdischen Kalender. Dieser Feiertag bildet den Abschluss eines zehntägigen Zeitraums von Reue und Umkehr, der am Neujahrstag Rosch ha-Schana beginnt.

Jom Kippur – Höhepunkt der Hohen Feiertage

Jom Kippur ist der Höhepunkt der zehntägigen „Hohen Feiertage“, die an Rosch HaSchana, dem jüdischen Neujahrsfest, beginnen und mit Jom Kippur als heiligsten Tag im Judentum schließen. Er beginnt mit dem Sonnenuntergang vor dem 10. Tischri und endet am darauffolgenden Sonnenuntergang. An diesem Tag wird nach talmudischer Tradition das Urteil des Menschen besiegelt, das am Tag des Gerichts (Rosch HaSchana) gefällt wurde. Der Mensch soll Vergebung durch Gott erfahren für das zurück liegende Jahr, und so ist dieser Tag von Reue, Buße und Umkehr des Gläubigen geprägt. Damit verbunden ist eine Fastenzeit, also der Verzicht auf Essen und Trinken. Darüber hinaus sind Rauchen, Baden, Körperpflege, das Tragen von Leder (auch Lederschuhe) und Sex verboten. Es ist der einzige Fastentag, der auch an einem Schabbat begangen wird.

Zehn Gebote Stiftshütte

Als Mose vom Berg Sinai die Zehn Gebote herunter brachte, sah er, dass Gottes Volk ein Goldenes Kalb anbetete. (© Matthias Hinrichsen)

Jom Kippur – biblischer Bezug

Der biblische Hintergrund: Das israelitische Volk erhielt aus der Hand Gottes am Berg Sinai die Tora. Stellvertretend war Mose auf dem Berg, um die beiden Steintafeln zu empfangen. Als er zurückkehrte, hatten sie ein Goldenes Kalb errichtet und beteten es an. Dieses war Sünde, denn im ersten Gebot steht: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Mose flehte zu Gott, sein Volk nicht zu zerstören. Am 10. Tischri des jüdischen Kalenders zeigte Gott Erbarmen mit seinem Volk und sprach: „Ich habe ihnen vergeben“. Im Judentum wird Jom Kippur als Fest der unzerstörbaren Verbindung mit Gott begangen, und deren Seelen bleiben unabhängig vom Verhalten Gott treu ergeben.

Jom Kippur – alles in Weiß

In der Synagoge dominiert an diesem Tag traditionell die Farbe Weiß: der Vorhand des Toraschranks, die Decke auf dem Vorbeterpult und die Hüllen der Torarollen sind dominiert von Weiß. Und die Anwesenden tragen überwiegend ebenfalls weiße Kleidung und Kopfbedeckung in gleicher Farbe. Der Gottesdienst beginnt bei Tageslicht am Vorabend des Feiertags, alle Gelübde und Schwüre des abgelaufenen Jahres werden in einem Gebet für nichtig erklärt. Der Gottesdienst an Jom Kippur erstreckt sich über den gesamten Tag, im Anschluss daran wird traditionell im Freien der sogenannte Mondsegen gesprochen. Der Feiertag endet mit dem „Anbeißen“, der Einnahme der ersten Mahlzeit. Bei diesem festlichen Mahl wünschen sich die Anwesenden ein gutes Jahr (wie schon zu Rosch HaSchana) und eine „gute Besiegelung“.

Mit dem Neujahrsfest Rosch ha-Schana bildet Jom Kippur die sogenannten Hohen Feiertage.

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