Kirche des Klosters in Kursi

Klosterkirche in Kursi

Kursi wird zwar nicht in der Bibel namentlich erwähnt, ist aber dennoch für Christen interessant, weil bei Ausgrabungen in den 1970er-Jahre Überreste einer christlichen Besiedlung gefunden worden sind. Dieser kleine Nationalpark liegt an der Ostküste des See Genezareth, etwa 5 km nördlich des Kibbutz En Gev und wird nur wenig von Touristen frequentiert. Der historische Ort ist vorbildlich archäologisch und optisch aufbereitet, die antiken Überreste zeigen einen interessanten Querschnitt der früheren Bewohner. In zeitlichen Abständen finden weitere Ausgrabungen statt, die neue Funde und Erkenntnisse hervorbringen.

Kirche von Kursi mit Mosaikböden

Mosaikböden in der Kirche von Kursi

Entdeckung von Kursi in den 1970er-Jahren

Im Jahr 1969 wurde eine neue Straße parallel zum Ufer des See Genezareth gebaut, nachdem Israel die Golanhöhen besetzte, um seine Bevölkerung vor Angriffen durch die syrische Armee zu schützen. Diese hatte nämlich bis 1967 regelmäßig die jüdische Bevölkerung auf der Ostseite des Sees Genezareth durch Panzer- und Artilleriebeschuss angegriffen, bedroht und in Angst und Schrecken versetzt, obwohl die jüdische Bevölkerung das Land rechtmäßig erworben hatte. Noch heute müssen UN-Friedenstruppen die Israelis vor syrischen Angriffen schützen. Immer wieder wird Israel in christlichen Kreisen und von christlichen Organisationen (wie Open Doors) als Besatzungsmacht dargestellt, nur weil sie eine Sicherheitszone geschaffen haben, um nicht weiter angegriffen zu werden. Da fragt man sich, was das für ein „Gerechtigkeitsempfinden“ gegen über dem Volk Gottes ist. Durch die von da an friedliche Lage konnte Israel eine Straße am Ostufer bauen, um den Bewohnern des Kibbuz En Gev und Besuchern der Region eine normale Straßenverbindung zu ermöglichen.

Bei den Bauarbeiten entdeckte der Kibbuznik Mendel Nun, der ein engagierter Hobby-­Archäologe war, im aufgeschütteten Erdreich Überreste byzantinischer Keramik und Reste von Mauern. Er setzte sich mit der Israelischen Altertumsbehörde (IAA) in Verbindung und berichtete von seinen außergewöhnlichen Funden. Die IAA stoppte den Bau und startete archäologische Ausgrabungen im Jahr 1971, die bis 1974 andauerten. Der leitende israe­lische Archäologe Dan Urman und sein griechischer Kollege Vassilios Tzaferis entdeckten mit ihrem Team den größten byzantinischen Klosterkomplex, der jemals in Israel freigelegt worden war. Taucher entdeckten im See Genezareth vor der Küste von Kursi einen ehemaligen Ankerplatz, der rund 100 Meter lang und 25 breit sowie aus Basaltgestein bestand. Erst 1980 wurde das gesamte Gelände zum Nationalpark umgewidmet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Taufraum mit Becken in Kursi

Taufraum mit Becken in Kursi

Wahrheit, Mythos und Schein-Wissen

Es kursieren Meinungen, dass sich Kursi im Land der Gergesener befunden habe, was nicht so abwegig erscheint, da es als das Gebiet östlich des Sees Genezareth beschrieben wird. Damit in Verbindung wird ein biblisches Ereignis gebracht, als Jesus bei zwei „Besessenen“ Dämonen austreibt in eine Schweineherde, die sich dann einen Abhang hinunter in den See stürzt. Von Kursi zum See Genezareth gibt es jedoch keinen Abhang, aber südlicher davon, aber dann auch nicht direkt in den See führend. Bis zum archäologischen Beweis gehört diese Behauptung also eher in das Land der Mythen, genauso, was die Katholische Sonntagszeitung veröffentlicht hat: „Ein großer Teil des Mosaikbodens (Anm. d. Red: der Basilika) ist nicht mehr vorhanden. Wahrscheinlich befand sich dort die Darstellung der Dämonenaustreibung und der Schweine, die wohl bei der muslimischen Invasion zerstört wurde.“ (katholische-zeitung.de, 18.10.2019). Solch irrwitzige Mutmaßungen sind aber bei Beschreibungen über Orte in Israel keine Seltenheit, vor allem wenn es um die christliche Frühzeit geht. Nicht selten werden falsche Behauptungen als Fakt verkauft, insbesondere, wenn es um Jesus geht, wo Er überall gewesen sein soll. Fast nichts von alledem ist belegt. Es geht vielmehr um das Gedenken an die biblischen Erzählungen und deren geistige Dimension dahinter, was leider nur wenige erfassen können.

Vielmehr macht eine andere Deutung Sinn, dass es sich bei dieser Bibelstelle um ein Gleichnis handelt, wie auf glaubenssache-online.ch zu lesen ist. Zur Zeit Jesu herrschten die Römer in dieser Region, wie Pontius Pilatus in Jerusalem. Überlieferungen zufolge sollen die römischen Soldaten die ansässige Bevölkerung in starkem Maße unterdrückt haben, sodass einige von ihnen psychische Schäden erlitten haben. Die unreinen Geister in den „Besessenen“ bezeichnen sich zudem selbst als Legion. Die Schweine stehen symbolisch für die römische Legio X Fretensis, die in ihrem Wappen einen Eber abgebildet hatte und dort herrschte. Dass der unreine Geist, also das Böse, das die römischen Soldaten der Bevölkerung antaten, auf sie zurück fällt symbolisiert das Hineinfahren in die Schweine. Den Hang hinabstürzen und in den See stürzen ist gleichbedeutend mit dem Niedergang der römischen Herrschaft.

Wein- und Ölpresse in Kursi.

Wein- und Ölpresse in Kursi

Das Kloster und die Kirche – die heute zu sehenden Ruinen wurden in byzantinischer Zeit erbaut. Das Kloster war von einer Steinmauer umgeben (145 x 123 m) und ist eines der größten in Israel. Anscheinend lebten auf dem Gelände nicht nur Mönche, sondern auch Mitglieder einer christlichen Sekte, die sich von der nahe gelegenen jüdischen Siedlung am Ufer des Sees Genezareth abgrenzte. Im Hof ​​des Klosters befanden sich öffentliche Gebäude, Häuser, Wirtschaftsgebäude, landwirtschaftliche und Fischereieinrichtungen sowie eine Herberge für Pilger.

Die Basilika von Kursi mit zwei Reihen zu je sechs Säulen

Die Basilika von Kursi mit zwei Reihen zu je sechs Säulen

Eine unbefestigte Straße führte vom See zum monumentalen Tor des Geländes, mit einem Wachturm daneben. Vom Tor führte eine gepflasterte Straße zu einer großen Kirche (45 x 23 m) – einer Basilika mit zwei Reihen von sechs Säulen, die den zentralen Raum der Kirche in ein Kirchenschiff und zwei Seitenschiffe teilten. Die Steinsäulen und korinthischen Kapitelle aus Marmor waren mit geschnitzten Kreuzen geschmückt. Bei den Ausgrabungen wurde unter dem Altar eine kleine Steinkiste freigelegt, die für die Reliquien der Heiligen bestimmt war.

Apsis der Kirche in Kursi

Die Apsis der Kirche in Kursi

Die Kirche hatte eine einzige Apsis mit Räumen auf beiden Seiten. An der Schwelle des südlichen Raums wurde eine Mosaikinschrift gefunden, die besagt, dass der Mosaikboden in den Tagen des Kaisers Mauricius im Jahr 585 verlegt wurde. Unter einem der Räume an der Seite des Kirchenschiffs wurde eine Grabhöhle mit 30 männlichen Skeletten gefunden.

Kirche von Kursi mit Mosaikböden

Mosaikböden in der Kirche von Kursi

Der Mosaikboden – Auf dem Boden der Kirche, besonders in den Seitenschiffen, wurden prächtige Mosaike gefunden. Die Mosaiken zeigen atemberaubend schöne Tier- und Pflanzendekorationen: Hähne, Gänse, Tauben, Kormorane und alle Arten von Fischen. Viele der Tierfiguren wurden unkenntlich gemacht. Die Pflanzen haben sich besser entwickelt, und Obstbäume wie Zitronen, Feigen und Granatäpfel sowie Weintrauben sind leicht zu erkennen. Eines der Mosaike zeigt ein Taubenpaar mit einem Korb dazwischen. Die Taube im Christentum ist ein Symbol für den Heiligen Geist und die Reinheit Marias.

Der heilige Felsen – 1980 wurde rund um eine Landzunge am Hang östlich der Kirche eine Ausgrabung durchgeführt. In der Nähe des Felsens wurde eine kleine Kapelle gefunden, deren Apsis in eine Höhle integriert war. Die christliche Tradition verbindet die Höhle mit dem Ort, an dem Jesus den von Teufeln Besessenen traf.

Bibelverse aus 5. Markus

Verse aus dem Markus-Evangelium

Die Sandverse – ein großer Kreisel in einem Sandkasten. Besucher können einen übergroßen Kreisel aus Metall drehen und so Bibelverse aus dem Markus-Evangelium, die in Zusammenhang mit dem unreinen Geist, der in die Schweine fährt, stehen, in verschiedenen Sprachen in den Sand zu prägen. Ein ähnlicher Kreisel ist auch in Caesarea Philippi zu finden.

Die verzauberte Bank – eine Holzbank, die den Besuchern ein einzigartiges Gefühl der Ruhe vermitteln. Für Christen ist solch eine Sichtweise eher „fauler Zauber“, dennoch lohnt sich ein kleines Päuschen auf der Bank, um auszuruhen.

Überreste eines Badehauses in Kursi

Überreste eines Badehauses in Kursi mit typisch römischer Fußbodenheizung

Die Überreste des Badehauses – nördlich der Kirche wurden bei Ausgrabungen zwischen 2011 und 2013 die Überreste eines Badehauses aus byzantinischer Zeit gefunden.

Die Ausgrabungen werden von Zeit zu Zeit weitergeführt und immer wieder kommen neue Artefakte zum Vorschein, die neue Erkenntnisse über die Geschichte dieses Ortes bringen.

Besucherhinweise

Kursi Nationalpark

  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Geeignet für: Fußgänger, Rollstuhlfahrer
  • Aufenthaltsdauer: 1-2 Stunden
  • Beste Besuchszeit: Ganzjährig
  • Ruinen eines byzantinischen Klosters und einer Kirche
  • Spektakuläres Mosaik aus byzantinischer Zeit
  • Der Heilige Felsen
  • Die „verzauberte Bank“
  • Die Sandverse
  • Reste eines spätrömischen Badehauses
  • Ausstattung und Attraktionen: Souvenir-Shop, Informationsstationen, audiovisuelle Präsentation, Ausgrabungsvitrinen
  • Öffnungszeiten Sommer: Sonntag-Donnerstag und Samstag 8.00-17.00 Uhr, Freitag und Feiertage 8.00-16.00 Uhr
  • Öffnungszeiten Winter: Sonntag-Donnerstag und Samstag 8.00-16.00 Uhr, Freitag und Feiertage 8.00-16.00 Uhr; letzter Einlass eine Stunde vor Schließung
  • Telefon: 08-655-1511
  • Eintritt: Erwachsene NIS 14/Kinder NIS 7, Gruppen ab 30 Personen NIS 13/6
  • Anreise: Biegen Sie an der Kursi-Kreuzung auf der Straße 92 (Ostufer des Sees Genezareth), 5 km nördlich von En Gev, nach Osten ab und fahren Sie etwa 50 m weiter bis zur ausgeschilderten Abzweigung zum Standort.
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Die Angaben basieren auf Informationen der Israel Nature and Parks Authority / Änderungen vorbehalten

Schreibweisen: Kursi

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