Übersetzt bedeutet haTikwa „die Hoffnung“. Bereits im Jahr 1897 wurde der Titel „haTikwa“ als Hymne der zionistischen Bewegung ernannt, als Ausdruck der Hoffnung nach einem eigenen Staat in Eretz Israel. Auf dem 18. Zionistischen Kongress im Jahr 1933 wurde haTikwa offiziell zur Nationalhymne des jüdischen Volkes erklärt. Später bei der Staatsgründung im Jahr 1948 wurde sie vorerst inoffizielle Nationalhymne. Erst als die Knesset im Jahr 2004 das Flaggen-, Wappen- und Nationalhymnengesetz verabschiedete, wurde haTikwa auch das offizielle Staatslied. Basis ist ein unbekanntes europäisches Volkslied, das im Liedgut diverser europäischer Länder zu finden ist. In Smetanas „Moldau“ sind ebenso Elemente wiederzufinden.
Übersetzt bedeutet haTikwa „die Hoffnung“ und ist Hebräisch (הַתִּקְוָה ha-Tiqwah bzw. unpunktiert und Plene התקווה; auch Hatikva oder Hatikvah). Verwendet werden auch Hatikva oder Hatikvah als Schreibweisen der Transliteration. Das Musikstück ist heute die Nationalhymne des Staates Israel. Sie wird bei offiziellen Anlässen, bei denen Vertreter des Staates Israel anwesend sind, gespielt. Aber auch an Feiertagen wie Jom haAtzma’ut (Unabhängigkeitstag Israels), an Jom haZikaron (Gedenktag für die Gefallenen der Kriege Israels) und an Jom haScho’a (Gedenktag für den Holocaust. Außerdem wird die israelische Nationalhymne haTikwa zu Veranstaltungen mit Israel-Bezug wie beispielsweise Konzerten gespielt.
Nachfolgend sehen Sie in der linken Spalte den hebräischen Originaltext, in der Mitte die Transliteration und rechts die deutsche Übersetzung.
כל עוד בלבב פנימה | Kol od ba-lewaw p’nima – | Solang noch im Herzen |
נפש יהודי הומיה, | Nefesch jehudi homija | eine jüdische Seele wohnt |
ולפאתי מזרח קדימה | l fate mizrach kadima | und nach Osten hin, vorwärts, |
עין לציון צופיה – | ajin le tzijon tzofija. | das Auge nach Zion blickt, |
עוד לא אבדה תקותנו, | Od lo awda tikwatejnu | solange ist unsere Hoffnung nicht |
התקוה בת שנות | HaTikwa bat schnot | verloren, |
אלפים, | alpajim: | die Hoffnung, zweitausend Jahre |
להיות עם חופשי | Lihjot am chofschi | alt, |
בארצנו | beArtzenu – | zu sein ein freies Volk, in unserem Land, |
ארץ ציון וירושלים. | Eretz Tzion wJiruschalajim. | im Lande Zion und in Jerusalem! |
Der Text ist der ersten Strophe des Gedichtes „Tikwatenu“ (Unsere Hoffnung) von Naphtali Herz Imber aus dem Jahr 1878 entliehen. 1948 wurde der Text in die obige Fassung geändert. Der Passus „Solange ist unsere Hoffnung nicht verloren“ ist die Umdeutung des Bibelverses Ezechiel 37,11.
Eine deutsche Version zu dieser Melodie textete Berta Schmidt-Eller unter dem Titel „Zünde an dein Feuer“, ein christliches Lied. Inoffizielle zweite Nationalhymne ist „Yerushalayim Shel Zahav“ (Jerusalem aus Gold).
Zionistische Bewegung
Bereits im Jahr 1897 wurde der Titel „haTikwa“ zur Hymne der Zionistischen Bewegung ernannt, als Ausdruck der Hoffnung nach einem eigenen Staat in Eretz Israel. Die zionistische Bewegung wurde durch Theodor Herzl begründet, gleichwohl der eigentliche Beginn in der ab 1880 entstandenen osteuropäischen Sammlungsbewegung Chibbat Zion (übersetzt „Zionsliebe“) genannt wird. Es gab seinerzeit Ortsvereine in Russland und Rumänien, die sich Chowewe Zion („Zionsfreunde“) nannten. Rund 3.000 von ihnen wollten nach Palästina auswandern und Siedlungen gründen. Nur zwei Jahre später, im Jahr 1882, gründete die Studentengruppe Bilu die Rischon-le-Zion („Erste in Zion“), die heute als eigener Ort südlich von Tel Aviv besteht und mit 250.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Israels ist. Nach diesem Vorbild wurden weitere Siedlungen gegründet: Gedera auf dem Gebiet des einstigen Judäa, Rosh Pina und Jessod Hamaalah in Galiläa und Zichron Ja’akow in Samarien. Petach Tikwa, heute eine über 250.000 Einwohner zählende Großstadt östlich von Tel Aviv, die von Jerusalemer Juden 1878 gegründet wurde, erneuerten die Einwanderer.
Neben dem Wunsch im von Gott verheißenen Land zu leben, überzogen seit März 1881 Pogrome das russische Zarenreich. Es gab massive Ausschreitungen, die insbesondere von örtlich ansässigen Verantwortlichen initiiert worden waren. Die nach Palästina emigrierten waren jedoch die Minderheit, die überwiegende Anzahl wollte in den Vereinigten Staaten eigene Ländereien erwerben, um nach sozialistischem Vorbild Ortsgemeinschaften zu gründen wie sie später als Kibbuz oder Moschaw bekannt wurden. Aus den Vorhaben wurde jedoch nichts, auch oder vielleicht gerade weil sie sich von den Palästina-Ausreisewilligen distanzierten, die nach Eretz Israel auswandern wollten. Diese Vorhaben scheiterten jedoch. Palästina beziehungsweise das von Gott verheißene Land schien also das richtige Ziel für die Zukunft zu sein. Einige osteuropäische jüdische Familien hatten sich bereits um 1870 auf den Weg gemacht, Land erworben und erfolgreich Ackerbau und Viehzucht betrieben. Selbst Wüstenareale wurden urbar gemacht. Es handelte sich bei den Menschen allerdings nicht um Zionisten, sondern um religiöse Juden. Bis zum Jahr 1904 waren rund 24.000 Juden in Palästina angekommen, in einem sehr dünn besiedelten Gebiet. Palästina war osmanische Provinz und führte eher ein Schattendasein, weil das Land nach Ansicht der Türken nicht ergiebig genug schien. Auch wenn man davon heute nichts mehr sieht, Palästina war einst reich bewaldet. Die Wälder wurden nach und nach abgeholzt, weniger um Häuser zu bauen, sondern vielmehr um die Dampflokomotiven der Hedschasbahn zu befeuern, denn Kohle war Mangelware und teuer.
Ohnehin war das Ende des 19. Jahrhunderts eine Zeit des Aufbruchs und der Beginn einer Veränderung für das jüdische Volk – jedoch mit dem Ziel endlich sesshaft werden zu können. Der Begriff „Zionismus“ wird Nathan Birnbaum (1864–1937) zugeschrieben. Er tauchte erstmals verschriftlicht in der Zeitschrift „Selbst-Emancipation“ am 16. Mai 1890 auf, dessen Verleger er war. Bald schon setzte sich der Begriff „Zionismus“ als geläufige Bezeichnung für die jüdische Nationalbewegung durch. Für die einen war er Identifikation – für die Juden selbst -, für die Feinde der Juden und Antisemiten wurde er zu abwertenden Begriff und mancherorts auch zum Schimpfwort. Noch vor dem bekannten und hochgelobten Theodor Herzl forderte Birnbaum die Gründung eines jüdischen Nationalstaats, wie in seiner Publikation „Die nationale Wiedergeburt des jüdischen Volkes in seinem Land“ aus dem Jahr 1893 erkennen lässt. Im Klappentext auf dem als Faksimile erhältlichen Ausgabe – 2016 erschienen in der Hanse Buchwerkstatt, Bremen – ist zu lesen: „Er stellte sich den Judenstaat als Kontrast zur kosmopolitischen jüdischen Maskerade vor.“
Richtungen des Zionismus
In der Literatur finden sich verschiedene Richtungen des Zionismus: Sozialistischer Zionismus, Kulturzionismus, Religiöser Zionismus und Revisionistischer Zionismus. Der Ursprungsgedanke, eine Heimstätte für alle Juden der Welt im Land Israel zu schaffen und dort zu leben, ist allen Richtungen gleich. Die Ausprägungen sind politisch motiviert in den unterschiedlichen politischen Grundansichten begründet und spiegeln das heutige Parteienspektrum Israels ab. Die vier größten politischen Lager werden gebidelt durch: Misrachi (religiöse Zionisten), Sozialisten, Revisionisten und Allgemeine Zionisten.
Der sozialistische Zionismus hat seinen Ursprung seit 1900 im damaligen zaristischen Russland. Die Kibbuzbewegung prägten in erster Linie die marxistische Poalei Tzion und ihr Theoretiker Ber Borochov. Ab 1881 kam es in Russland zu Pogromen und gewalttätigen Übergriffen gegen Juden. Jüdische Geschäfte, Wirtshäuser und Wohnhäuser wurden geplündert und zerstört. Unter Zar Alexander III. ergaben „Untersuchungen“, dass die Pogrome in der „jüdischen Ausbeutung“ begründet sei. Der Anteil jüdischer Studenten in den Bildungseinrichtungen wurde beschränkt und trug erheblich zur Radikalisierung der jüdischen Jugend in Russland bei. Ab 1891 wurden jüdische Familien dann systematisch aus Moskau vertrieben. Insgesamt wurde für Juden das Leben immer unerträglicher, was den Ruf nach einem eigenen Staat erstarken ließ. Der persönliche Berater von Zar Alexander III. soll gesagt haben: „Ein Drittel (der russischen Juden) wird sterben, ein Drittel wird auswandern, und das letzte Drittel wird im russischen Volk völlig assimiliert werden.“ Auch Zar Nikolaus II. behielt die judenfeindliche Haltung bei, es wuchs eine revolutionäre Bewegung mit zahlreichen jüdischen Jugendlichen heran. Die Pogrome wurden fortgeführt, zwischen 1881 und 1914 emigrierten rund zwei Millionen Juden, vorwiegend in die USA, die wiederum die in Russland verbliebenen Juden finanziell unterstützen, während diese in Anzahl trotz Abwanderung weiter zunahmen.
Auf Palästina als künftige Heimat legten sich die nichtmarxistischen Zionisten-Sozialisten um Nachman Syrkin und die Sejmisten um Chaim Shitlowskij fest. Die europäische Arbeiterbewegung war einer der Gegner des Zionismus, weil die Grundidee des Zionismus – der „ewigen Judenfeindschaft“ – der sozialistisch-materialistischen Gesellschaftsanalyse widersprach. Den Zionisten wurde vorgeworfen, dafür zu sorgen, dass die Juden aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden sollten, indem sie auswandern sollten. So sollte der Nährboden für Antisemitismus entzogen werden. Sozialdemokratischer Theoretiker bezeichneten den Zionismus als „reine Utopie“, Jakob Stern resümierte in einer Rezension von Herzls Buch „Judenstaat“, dass Zionisten dem Kampf gegen den Antisemitismus ausweichen wollten.
Mit dem „Streben nach einer grundlegenden Erneuerung der jüdischen Kultur als unabdingbarer Voraussetzung für ein jüdisches Nationalbewusstsein“ begründete Achad Ha’am in der zionistischen Bewegung um 1900 den Kulturzionismus. Der Zionismus sollte die sogenannte „Judenfrage“ beantworten. Mit dem Zionismus nach dem Vorbild Theodor Herzls, auch als „Kongresszionismus“ benannt, konnte sich Ha’am nicht identifizieren und distanzierte sich früh davon. Nichtsdestotrotz spielten bei Diskussionen um die Kultur der Juden eine bedeutende Rolle, insbesondere bei der künftigen Sprache im eigenen Staat. Das alte Hebräisch war weniger tauglich, jedoch Grundlage für moderne Hebräisch, heute als Iwrit bekannt. Ab der Gründung des Staates Israel nahm der Kulturzionismus an Bedeutung ab, weil Ha’am die Bedrohung europäischer Juden durch den Antisemitismus unterschätzt hatte. Herzl wiederum nahm an, dass Juden in Palästina willkommen seien, was sich später auch als Fehleinschätzung darstellte.
Der Religiöse Zionismus basiert auf einer Ideologie, Zionismus und orthodoxes Judentum zu verbinden und heute noch von der israelischen Partei HaTzionut HaDatit verwendet wird. Der Deutsche Zwi Hirsch Kalischer war der erste Rabbiner, der einen Religiösen Zionismus vertrat und sich für die Ansiedlung von Juden in Eretz Israel einsetzte.