32 Kamele, 126 Hängematten und 3,5 Regentage im Jahr – wir sind im Wüstencamp Kfar Hanokdim mitten in der Judäischen Wüste. Die Umgebung ist scheinbar karg und völlig ausgedörrt, aber wer sich in die Geschichte der Bibel zurück versetzt, landet bei Abraham (Abram). Dieser zog mit seiner Karawane auf Gottes Geheiß aus der Stadt Ur in Chaldäa. Die Reise sollte ihn, den Stammvater des jüdischen Volkes (1. Mose 11,27-25,10), nach Haran (heute in der Türkei) führen. Für Reisegruppen ist im Wüstencamp Kfar Hanokdim extra ein Bereich entstanden, in dem die Reisenden wie zu Zeiten Abrahams wohnen können, in Zelten oder unter freiem Himmel, am Rande des restlichen Camps. Keiner muss jedoch auf die Jagd nach Essbarem gehen, denn für Mahlzeiten ist natürlich gesorgt, genauso wie für Toiletten und Duschen.
Kfar Hanokdim ist entstanden aus der Vision, Gästen aus aller Welt eine authentische Unterbringung nach Beduinen-Tradition zu bieten. Dafür stehen große Zelte zur Verfügung, in denen die Gäste zu nächtlichen Zeiten ruhen können. Im Reiseprospekt würde diese Art der Unterbringung als „zweckmäßig“ beschrieben. Überall auf dem Gelände stehen weitere große Zelte, in denen die Mahlzeiten bereitgestellt werden oder sich Gruppen aufhalten können. Aber alle, die lieber in festen Unterkünften übernachten, steht kleinere Häuschen oder Lodges sowie eine Mischung aus beidem zur Verfügung. Vorwiegend kommen Christen und Juden, um einmal im Leben eine Ahnung davon zu bekommen, wie die Urvölker der Wüste gelebt haben. Das Angebot reicht vom Tagesaufenthalt bis hin zu mehrtägigen Angeboten, mehrere Wochen bleiben die wenigsten.
Gegründet 1991 hat sich das Wüstencamp in den letzten zehn Jahren erheblich vergrößert, so groß ist die Sehnsucht nach Abwechslung vom Alltäglichen bei den Gästen. Jeder kann sich dort ein wenig als Abenteurer fühlen, auch wenn das wahre Abenteuer erst hinter dem Camp beginnt – in der Wüste.
Rund acht Kilometer sind es bis zum Hintereingang der Felsenfestung Masada, um die ehemalige historische Römerrampe hinaufzusteigen, die errichtet worden war, um rund 2.000 aufständische Zeloten zu überwältigen. Dort kann der Besucher – schafft er es um 4 Uhr im Sommer das Nachtlager zu verlassen – einen traumhaften Sonnenaufgang erleben, direkt über dem Toten Meer mit phantastischem Ausblick. Die Wüstenstadt Arad bietet in entgegengesetzter Richtung in etwa zehn Kilometer Entfernung Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Museen und allerhand kleine Sehenswürdigkeiten, die wir ebenfalls besucht und beschrieben haben.
Noch etwas zur Geschichte von Kfar Hanokdim. Der Gründer wollte in dem Camp ein Stück Wüste lebendig lassen, seine zahlreichen Pfade und Wege, das einzigartige Pflanzen- und Tierleben, die Lebensweise der Beduinen, um Besuchern die Möglichkeit zu geben, all das kennenzulernen. Verwendet wurden nur Materialien aus der Umgebung: Naturstein, Teppiche und Stoffe aus Ziegenhaar, Lampen aus dem Salz des Toten Meeres. Das Camp bietet zahlreiche Aktivitäten wie Kamelreiten, Jeep-Touren und Workshops. Wer möchte, kann in einer der Hängematten dem Wüstenwind lauschen oder bei Nacht unbeeinträchtigt im Sternenhimmel versinken.
Aber so richtig lernt man die Wüste kennen, wenn man in ihr leibhaftig eintaucht – soll heißen: wandern. Oder wer der Schaukelei und dem unbequemen Sattel trotzt, auch mit dem Kamel bereist. Das Camp bietet eine App mit Wanderwegen, die sich jeder auf seinem Handy installieren kann (was er/sie vorher machen sollte, weil es in Kfar Hanokdim kein Internet gibt). Wem das bei sommerlichen Temperaturen zu viel ist, der kann sich per Geländewagen die Geheimnisse der Wüste zeigen lassen. Um nochmal auf das Thema Wandern zurückzukommen. Es empfiehlt sich, einen Guide zu engagieren, der sich mit den örtlichen Gegebenheiten auskennt. Das lohnt sich auf jeden Fall, denn er oder sie wird Ihnen die Geheimnisse der Wüste zeigen, inklusive versteckten Pools, die nur die Einheimischen wirklich kennen. Übrigens führt der Israel National Trail – der mit über 1.000 Kilometern längste Wanderweg Israels – direkt am Camp vorbei.
Das nahe gelegene Arad hat einen historischen Ursprung: Vor rund 5.000 Jahren begann die Besiedlung dieses Ortes (3.150-2.200 v.Chr.) und erweiterte sich zu der größten Ansiedlung der Region mit einer Gesamtfläche von 100.000 Quadratmetern – Tel Arad kann man heute besichtigen. Gleich dahinter beginnt der Yatir-Wald, eine Anpflanzung hunderttausender Bäume durch den Jüdischen Nationalfonds mit gewaltigem Wasserreservoir. Oder machen Sie einen Ausflug in die Yatir Winery, die hochwertigen Wein aus Trauben keltert, die überwiegend aus der nahen Wüstenregion stammen.
Gästeinformationen
Kfar Hanokdim
P.O.B 1568, Arad 8911501, Israel
(an der Landstraße 3199 Richtung Massada)
Telefon +972-8995009
E-Mail: kfar@khn.co.il
>>> Website Kfar Hanokdim (deutsch)