Der zentrale Bahnhof in Jerusalem bietet Reisenden vom und zum Flughafen Ben Gurion und in das ganze Land eine zeitgemäße Anbindung an die moderne Eisenbahn im jüdischen Staat. Er ist am 25. September 2018 nach achtjähriger Bauzeit eröffnet worden. Bis dahin führte die Eisenbahnstrecke vom 800 Metern hoch gelegenen Jerusalem durch durch eine Tal ziemlich kurvenreich und quasi im Schneckentempo in die Ebene nach Tel Aviv, was wahrlich kein Vergnügen war. Diese Strecke stammte noch aus der Zeit als die Osmanen das Land beherrschten. Unter Einheimischen witzelte man über die enorm lange Fahrzeit von zwei Stunden, weil selbst der Überlandbus nicht einmal eine Stunde benötigte. Der Reisende musste sich mit Verkehrsalternativen quälen, die entweder teuer oder langsam waren oder viel zu kompliziert in den Anbindungen. Entstanden ist ein moderner Bahnhof, der sich über mehrere Ebenen bis in 80 Meter Tiefe erstreckt, mit vier Gleisen für ankommende und abfahrende Züge. Wer zum ersten Mal in dem Bahnhof ist, braucht ein wenig Zeit für die Orientierung. Über Fahrstühle und ein Wirrwarr aus Rolltreppen – unterstützt durch zahlreiche Wegweiser – findet der Fahrgast (hoffentlich rechtzeitig) seinen Weg.
Gewöhnlicherweise kommt man das erste Mal mit dem Zug auf einem der Gleise an. Dank einer kurzen Fahrzeit von 21 Minuten vom Flughafen Ben Gurion bis zum Bahnhof, ist das Ziel schnell erreicht. Folgt man der Ausschilderung, gelangt man als Reisender sicher zum Ausgang. Zur Auswahl stehen Fahrstühle und Rolltreppen, die teilweise in dezent beleuchteten Röhren verborgen sind, andere durch eine großen Halle führen. Je weiter man nach oben kommt, desto heller wird die Umgebung, was der offenen Architektur zu verdanken ist. Offen heißt jedoch nicht, dass man einfach wie in deutschen Bahnhöfen rein- und rausgehen kann. Elektronische Barrieren versperren den Weg, wenn man kein gültiges Ticket besitzt, das zum Zugfahren berechtigt.
Reisende können auf einer der untereren Ebenen am Serviceschalter Tickets erwerben, Einheimische versuchen sich mit der obligatorischen Rav-Kav an einem der zahlreichen Fahrkartenautomaten, um sie aufzuladen. Für Touristen ist es am einfachsten, wenn sie bereits am Flughafen alle Tickets auf eine Rav-Kav laden lassen. Bitte beachten Sie dazu unseren Beitrag zu der Rav-Kav mit praktischen Tipps. Sollten Sie nicht weiter wissen, wenden Sie sich am besten an einen Servicemitarbeiter am Schalter.
Züge zum Flughafen verkehren normalerweise im 30-Minuten-Takt. Die Strecke wird in Israel als Hochgeschwindigkeitsstrecke bezeichnet, was aus deutscher Sicht eher für Verwirrung sorgt. Nein, der Zug fährt keine 250 oder 300 km/h wie es in Deutschland auf manchen Strecken möglich ist, es verkehrt auch kein ICE oder TGV. Der Zug erreicht in der Spitze 160 km/h, die E-Lok ist eine deutsche Produktion aus Kassel, eine Bombardier TRAXX P160 AC3, die Waggons ebenfalls von Bombardier und sicher den meisten Deutschen bekannt als rote Doppelstockwagen, die auch in Deutschland auf Länderstrecken eingesetzt werden und für die vorgenannte Geschwindigkeit zugelassen sind. Sie bieten einen guten Komfort und vor allem auf allen Plätzen USB-Steckdosen zum Aufladen der Smartphones und Tablets. Während der Fahrt kontrolliert ein Zugbegleiter den elektronischen Fahrschein, ansonsten ist es ruhig im Zug, der in der Anfangsphase wenig benutzt wurde, monatlich rund 224.000 Passagiere.
Die Anbindung nach Tel Aviv direkt von Jerusalem, der Airport Ben Gurion als Zwischenhalt, war erst am 21. Dezember 2019 möglich, da zwischen dem Flughafen und dem ersten Bahnhof in Tel Aviv die Elektrifizierung fertiggestellt werden musste. Die Brückenpfeiler für die Strecke zwischen Jerusalem und dem Flughafen wurden hingegen schon mehr als fünf Jahre vorher fertiggestellt und wirkten verloren in der Landschaft. Die Fahrzeit von Jerusalem bis zum Bahnhof Tel Aviv HaHagana beträgt 32 Minuten, in die umgekehrte Richtung 34 Minuten. Die führte dazu, dass 75% mehr Fahrgäste den Zug nutzten. Besonders für Touristen bietet sich die Benutzung des Zuges für Fahrten von Jerusalem nach Tel Aviv oder umgekehrt an, da dieses Verkehrsmittel preiswert, schnell und zu verlässig ist. An den jeweiligen Bahnhöfen kommt man mit dem Bus oder der Straßenbahn gut weiter an sein Ziel. Am sichersten ist die Verwendung von Google Maps/Öffentliche Verkehrsmittel auf dem Smartphone (israelische SIM-Cards sind äußerst günstig). Sie geben ihr Ziel ein, lassen ihren Standort ermitteln und erhalten vier oder mehr Möglichkeiten, wie Sie Ihr Ziel erreichen – und das ohne Zusatzkosten und superschnell (ja, es funktioniert auch in Israel).
Der oberirdische Teil des Bahnhofs fügt sich harmonisch in die Umgebung ein – gleich gegenüber des Zentralen Busbahnhofs – und wirkt eher nüchtern-modern als protzig. Insgesamt 26.000 Quadratmeter verteilen sich auf zwei Etagen. In der oberen Ebene „-1“ befinden sich Büros und Einkaufsflächen, Ticketautomaten, Serviceschalter und die Zugangsbarrieren, in der Ebene „-2“ sind die Gleise für Ankunft und Abfahrt. Da es sich um einen Sack- oder Kopfbahnhof handelt, fahren die Züge aus der gleichen Zufahrt wieder heraus. Jedoch haben die Architekten den Bahnhof so konstruiert, dass eine Verlängerung der Gleise in Richtung Altstadt möglich ist. Des Weiteren kann der Bahnhof im Bedarfsfall als Bunker genutzt werden und bis zu 5.000 Menschen Platz bieten.