ZDF-Doku: Jerusalem am Rhein
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ZDF-Doku: Jerusalem am Rhein

Juden in Deutschland sidelten sich im 11. Jahrhundert an und hatten maßgebliche Bedeutung für das gesamte Judentum. (ZDF)

Juden in Deutschland hatten maßgebliche Bedeutung für das gesamte Judentum. (ZDF)

MAINZ (zdf) – Sie gelten als das Jerusalem am Rhein. Die Metropolen am Rhein Mainz, Worms und Speyer hatten im Mittelalter die wichtigsten Talmudschulen des Abendlandes. Sie waren das Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit und später ähnlich bedeutsam wie Jerusalem.

Bei Juden in aller Welt sind sie als Schum-Städte bekannt. Ein Begriff, den die in diesen Städten lebenden jüdischen Gelehrten aus den Anfangsbuchstaben der hebräischen Namen von Speyer, Worms und Mainz bildeten: Schpira, Warmaisa (V und W sind im Hebräischen dem U gleich) und Magenza. Bis heute prägen die vor tausend Jahren von Schum-Gelehrten verfassten Verordnungen, Gebete und Klagelieder das europäische Judentum. Ein Weltkulturerbe, das auf die Anerkennung durch die UNESCO wartet.

Taufe oder Tod
In den Schum-Städten entstanden auch kunstvolle jüdische Gebetsbücher. (ZDF)

In den Schum-Städten entstanden auch kunstvolle jüdische Gebetsbücher. (ZDF)

Neue Computer-Technik und intensive Bauforschung ermöglichen Darmstädter Experten, auf dem Bildschirm 3-D-Rekonstruktionen der mittelalterlichen Synagogen von Speyer und Worms entstehen zu lassen. Ein neuartiger Streifenlicht-Scanner hilft einem Duisburger Wissenschaftler beim Enträtseln von kaum noch lesbaren Inschriften auf jahrhundertealten Grabsteinen des jüdischen Friedhofs in Worms. Wenig bekannte Malereien in mittelalterlichen Gebetssammlungen in Mainz und Worms vermitteln überraschende Einblicke ins Alltagsleben der damaligen jüdischen Gemeinden im Rheinland.

Mit dem Bau neuer Synagogen wollen die Schum-Städte Mainz und Speyer an ihre Jahrhunderte lange Tradition anknüpfen. „Von unseren Lehrern in Mainz, Worms und Speyer ist die Lehre ausgegangen für ganz Israel und darüber hinaus“, lobte ein Jerusalemer Rabbiner damals die Schum-Gelehrten. Ihr Wirken wurde Ende des 11. Jahrhunderts unterbrochen, als Papst Urban II. zum ersten Kreuzzug gen Jerusalem aufrief. Mit dem Schlachtruf „Taufe oder Tod“ zogen christliche Fanatiker durchs Rheinland, bevor sie sich auf den Weg ins Heilige Land machten. Viele Juden in den Schum-Städten weigerten sich, zum Christentum überzutreten. Sie wurden von den Kreuzrittern niedergemetzelt oder gingen in den Freitod, um nicht in die Hände des aufgehetzten Mobs zu fallen.

„Jerusalem am Rhein“ZDF: Mittwoch, 01.09.2010, 00.40 Uhr
ZDFneo: Freitag, 03.09.2010, 18.45 Uhr
ZDFneo: Samstag, 04.09.2010, 15.45 Uhr
3SAT: Sonntag, 19.09.2010, 13.05 Uhr
ZDFtheaterkanal: Samstag, 02.10.2010, 13.15 Uhr
ZDFtheaterkanal: Mittwoch, 06.10.2010, 18.15 Uhr
Ständig verfügbar: ZDF mediathek

Film von Dietmar Schulz
Kamera: Michele Parente
Schnitt: Nanni Leitner
Redaktion: Bernhard von Dadelsen, Thomas Janssen

(Bernhard von Dadelsen / ZDF)

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