Wie werden die 100.000 Touristen in Israel versorgt?
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Wie werden die 100.000 Touristen in Israel versorgt?

In Jerusalem herrscht das übliche Treiben, Pilgergruppen und Einzelreisende besuchen die Grabeskirche. (© Matthias Hinrichsen/Archiv)

In Jerusalem herrscht das übliche Treiben, Pilgergruppen und Einzelreisende besuchen die Grabeskirche. (© Matthias Hinrichsen/Archiv)

BERLIN/JERUSALEM (im) – Die Fernsehbilder und Meldungen aus Israel können dem unerfahrenen Israel-Besucher schon Angst einjagen. Sensationsjournalismus forciert die Sorgen und spielt den Gegenern Israels in die Hände, den jüdischen Staat zu schädigen. Wie sieht das Alltagsleben für Touristen wirklich aus? „So weit wie möglich werden die Reisen von Gruppen weiter durchgeführt, natürlich immer mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen“, sagt Ami Tzubery, Leiter des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros in Berlin. Er steht in ständigem Kontakt zu seinen Kollegen vom Tourismusministerium in Israel, war selbst bis Sonntag im Land: „Die Flugzeuge sind voll mit Touristen, hin und zurück.“

Tzubery empfiehlt Besuchern des Landes: „Man soll sich wie die Israelis benehmen. Wenn alle Kaffee trinken, ist die Situation entspannt, wenn es Alarm gibt, soll man mit den Israelis in den Schutzraum gehen.“ Es gebe sehr viel gegenseitige Unterstützung im Land, selbstverständlich auch für Touristen, die sich nicht allein gelassen fühlen brauchen. Und in der Tat sind die Israelis jedem Menschen im Land gegenüber offen und hilfsbereit, wie Touristen immer wieder berichten, nicht nur in prikären Situationen.

Das israelische Tourismusministerium kümmert sich vorbildich um die Sicherheit der Besucher und Touristen im Heiligen Land, und geht professionell mit der derzeitigen Lage um. Wo es notwendig sei, würden Reiserouten abgeändert. Die Frage nach der Sicherheit in Israel wird von Jahr zu Jahr neu gestellt, eigentlich seit der Gründung des Staates im Jahr 1948. Trotzdem reisen jährlich rund 180.000 Deutsche ins Heilige Land, zu den Wurzeln ihres Glaubens, zu Verwandten oder Geschäftspartnern – und kehren unbeschadet wieder zurück nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz. Die Israelis gehen durch jahrzehntelange Erfahrung routiniert mit der jetzigen Situation um: „In jedem Hotel und anderen Unterkünften gibt es Schutzräume und man weiß genau, wo man hingehen muss, wenn es Alarm gibt“, sagt Tzubery. Raketen, die in Richtung Tel Aviv und Jerusalem von militanten Palästinensern aus dem Gaza-Streifen abgeschossen worden waren, erreichten ihre Ziele nicht, niemand kam zu Schaden. Auch die nach Angaben des deutschen Nachrichtensenders N24 am Dienstagmittag während des Besuchs von Bundesaußenminister Westerwelle in Richtung Jerusalem abgefeuerte Rakete, stellte danach für die Stadt Jerusalem keine faktische Gefahr dar.

Ami Tzubery, Leiter des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros in Berlin. Er war selbst bis Sonntag im Land:

Ami Tzubery, Leiter des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros in Berlin. Er war selbst bis Sonntag im Land: „Die Flugzeuge sind voll mit Touristen, hin und zurück.“ (© IGTO)

„Es gibt Touristen, die sich von der jetzigen Situation nicht abschrecken lassen, manche verschieben ihre Reise, was ich auch nachvollziehen kann.“ Keiner solle das Gefühl bekommen, bei einem Abbruch der Reise auch noch dafür bestraft zu werden. Alle Beteiligten wünschen sich, dass Besucher, die jetzt ihren Aufenthalt verkürzen, in das Heilige Land in ruhigeren Zeiten wiederkommen. Im Falle eines Abbruchs der Reise, kämen die Reiseveranstalter den Reisenden nach Aussagen von Tzubery entgegen, wobei er aber keinen Einfluss auf geschäftliche Entscheidungen habe. Das Ministerium unterstütze sämtliche Unternehmen in der Branche, zahlreiche Reiseveranstaltern haben bereits auch Entgegenkommen signalisiert.

Passagiere der israelischen Fluggesellschaft EL AL, die sich nicht sicher genug fühlen und ihre Reise verkürzen möchten, können kostenlos umbuchen, so eine Sprecherin der Airline. Der Linienverkehr laufe wie gewohnt, keine Flüge wurden gestrichen. Auch die anderen Fluggesellschaften führen ihren Flugbetrieb wie gewohnt weiter.

Das israelische Tourismusministerium teilt mit, dass die Jerusalemer Altstadt ganz normal besichtigt werden kann, genauso wie der Ölberg und Bethlehem. Tzubery war von Donnerstag bis Sonntag selbst in Israel und hat die Situation vor Ort erlebt. In Jerusalem seien die Menschen normal unterwegs gewesen, Kino und Restaurants seien wie immer sehr gut besucht.

Tzubery vermutet, dass der Konflikt nicht lange andauern wird. Bei einer vereinbarten Waffenruhe könnte man nach ein bis zwei Tagen wieder ganz normal im Land unterwegs sein. In jedem Fall solle sich mit seinem Reiseveranstalter in Verbindung setzen, um zu klären, wie lange eine kostenfreie Umbuchung der Reise möglich sei. Die meisten Menschen wollten eine Verlegung des Reisetermins anstatt einer kompletten Stornierung.

Nördlich der beiden größten Städte Israels herrscht gewöhnliche Betriebsamkeit. Das Hauptreisegebiet für Christen, Galiläa, liegt weit entfernt vom Gaza-Streifen und der Bedrohung durch palästinensische Extremisten. Auch das Tote Meer ist außerhalb der Reichweite von Raketen, genauso wie der Badeort Eilat.

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