„Vision Wüste – Wo Israel die Wüste baut“
13. November 2021 | 19.30 Uhr | Tagesschau24: Die Zukunft Israels – dafür stand eigentlich immer die moderne Metropole Tel Aviv mit ihren glitzernden Wolkenkratzern, Start Ups, ihrem Lifestyle. Hunderttausende Pendler drängen täglich in die Stadt, die aus allen Nähten platzt. Immobilienpreise explodieren – ganz ähnlich wie in deutschen Metropolregionen, nur noch schneller. An seiner Attraktivität droht Tel Aviv zu ersticken. Mehr Luft zum Atmen gibt es dagegen in der Wüste. ‚Schon Israels Staatsgründer Ben Gurion wusste: Die Zukunft Israels liegt im Süden, in der Negev- und der Arava-Wüste. Denn es war brachliegendes Land.
Die Zukunft Israels – dafür stand eigentlich immer die moderne Metropole Tel Aviv mit ihren glitzernden Wolkenkratzern, Start Ups, ihrem Lifestyle. Hunderttausende Pendler drängen täglich in die Stadt, die aus allen Nähten platzt. Immobilienpreise explodieren – ganz ähnlich wie in deutschen Metropolregionen, nur noch schneller. An seiner Attraktivität droht Tel Aviv zu ersticken.
Mehr Luft zum Atmen gibt es dagegen in der Wüste. ‚Schon Israels Staatsgründer Ben Gurion wusste: Die Zukunft Israels liegt im Süden, in der Negev und der Arava Wüste. Denn es war brachliegendes Land. Aber damit die Menschen die überfüllten Metropolen verlassen und hier Wurzeln schlagen, muss man ihnen echte Lebensqualität bieten, Arbeitsplätze, soziale Einrichtungen, alles was man für einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf braucht,‘ sagt Eric Narrow vom Jewish National Fund. Die neuen Pioniere wollen die Vision der Staatsgründer wiederbeleben: Die entlegenen Regionen im Süden und Norden Israels so attraktiv machen, dass sich mindestens eine halbe Million Menschen binnen der nächsten 25 Jahre dort ansiedeln und so die Metropolregionen um Tel Aviv und Jerusalem entzerren.
Die Reise in die Zukunft beginnt in der Arava-Wüste. Dort im Nirgendwo wandeln sich Landwirte zu Biotechnologie-Unternehmern. Yossi Ben etwa hat im Umfeld seiner malerischen Antilopen-Range zusammen mit einem internationalen Forscherteam ein spezielles Kalzium-Carbonat entwickelt, das Hoffnung auf Heilung für schwere Krankheiten weckt. Investoren haben bereits 25 Millionen Euro zu seiner Geschäftsidee beigesteuert. Im nahegelegenen Tsukim hat Udi Segev seinen Lebenstraum verwirklicht. Der Anwalt hat mit seiner Familie das teure und laute Tel Aviv verlassen und sich am atemberaubenden Abhang eines Wüstenkraters eine Villa gekauft: ‚Dieser Ort ist heiß wie in der Hölle, aber schön wie das Paradies. Wenn ich auf der ganzen Welt einen Platz zum Leben wählen müsste, dann ist es dieser.‘ Dank Internet kann er von hier ausarbeiten.
Die 30-jährige Polly Gupailo nimmt uns mit ins Nachtleben der Wüstenstadt Beer Sheva. Mit ihren pinkgefärbten Haaren steht die Webdesignerin für das neue Gesicht der einstigen ärmlichen Arbeiterstadt. Denn sie hat nach ihrer Ausbildung nicht die Koffer gepackt wie so viele andere junge qualifizierte Menschen. Polly ist fest entschlossen, hier zu bleiben und den Aufbruch in Israels Zukunft in der Negev-Wüste mitzugestalten.
Nicht weit von Pollys Büro steht ein Symbol für den Wandel. Die Brücke, die scheinbar alles miteinander verbindet. Auf der einen Seite die Ben Gurion Universität, auf der anderen Seite der neue Hochtechnologie-Park, mit einer beachtlichen internationalen Cybertech-Szene, benachbart von Wohngebieten und alles erreichbar mit der Bahn. Doch die Städteplaner wissen, dass sie alle Teile der Gesellschaft auf dem Weg in die Zukunft mitnehmen müssen. Dazu gehören auch die Beduinen in der Negev-Wüste. Viele leben in Armut, in traditionellen Clan-Strukturen, einer Parallelgesellschaft. In der Beduinenstadt Rahat wurde deshalb ein Gründerzentrum errichtet. Dort bricht die 19-jährige Aisha Abu Jaber mit den Stereotypen einer traditionellen Stammesgesellschaft. Die Elektrotechnik-Studentin hat eine App entwickelt, mit der man an allen Tankstellen im Land bezahlen kann: ‚Anfangs gab es Widerstand. Die Leute fanden es merkwürdig, dass eine Beduinenfrau in die Welt der Unternehmer wollte. Heute akzeptieren sie es schon mehr‘, sagt Aisha Abu Jaber.
Die Initiativen in der Region fruchten bereits. Beer Scheva wächst wieder. Aber die Gehälter sind noch deutlich niedriger als in Tel Aviv oder Jerusalem. Der Mangel an Fachkräften in den entlegenen Regionen ist nach wie vor groß. Die neuen Pioniere nehmen die Herausforderungen an – und nehmen die Zuschauer mit auf ihre Reise in Israels Zukunft.
(Text: ARD/Weltspiegel)