Tel Aviv: Elektrobusse laden während der Fahrt

Israelisches Start-Up entwickelt innovatives Ladesystem

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Tel Aviv: Elektrobusse laden während der Fahrt

Laden der E-Fahrzeuge während der Fahrt.

Laden der E-Fahrzeuge während der Fahrt, in Tel Aviv wird es erprobt. (© ElectReon)

TEL AVIV (im) – Während der Fahrt die Batterien in Elektroautos aufladen, das wird jetzt in Tel Aviv in die Tat umgesetzt, indem eine Teststrecke für Elektrobusse in Betrieb genommen wurde. Die Stadtverwaltung von Tel Aviv hat das Pilotprojekt mit ElectReon und Dan Busgesellschaft gestartet, um den städtischen elektrischen Verkehr voranzutreiben. So soll durch den Einsatz von elektrisch betriebenen Bussen die Umweltverschmutzung in der Großstadt weiter reduziert werden. Eins der Hauptprobleme, die langen Ladezeiten an Ladestationen könnte durch Aufladen während der Fahrt, was diese Technik ermöglichen soll, gelöst werden. Zuerst soll eine Teststrecke mit 600 Metern Länge zwischen dem Bahnhof der Universität Tel Aviv und dem Klatzkin-Terminal in Ramat Aviv gebaut werden.

Auf den elektrifizierten Straßen können speziell ausgestattete Elektrobusse während der Fahrt aufgeladen werden können. Wenn die Installationsphase abgeschlossen ist, soll für zwei Monate ein Elektrobus der Dan Bus Company regelmäßig auf der Strecke verkehren und Passagiere befördern. Das Pilotprojekt ist Teil der Tel Aviver Kommunalpolitik, die Elektrofahrzeugen künftig eine große Bedeutung beimisst, um die Luftverschmutzung in der Stadt zu verringern. Hierzu unternimmt Tel Aviv alle möglichen Anstrengungen und nutzt auch innovative Technologien wie auch die Installation von Ladesäulen in der ganzen Stadt.

Die neue elektrifizierte Straße in Tel Aviv.

Die neue elektrifizierte Straße in Tel Aviv: links Verlegung der Elektrostränge, Mitte Asphaltieren, rechts fertige Straße. (© Stadtverwqaltung Tel Aviv-Jafo)

ElectReon ist ein 2013 in Israel gegründetes Unternehmen, das sich auf innovative Systeme für Busse spezialisiert hat. Im Oktober 2015 erhielt das junge Unternehmen im Rahmen des Förderprogramms „Forschung und Innovation Horizont 2020“ Gelder zur Umsetzung einer ersten Teststrecke in Tel Aviv. Der reale Einsatz im öffentlichen Straßenverkehr ist der nächste Schritt in Tel Aviv Strombetriebene Busse effektiv einsetzen zu können. Der Einbau in vorhandene Straßen ist denkbar einfach: Elektrische Spulen werden in acht Zentimeter Tiefe in den Asphalt integriert. Danach wird die Straße wieder mit Asphalt aufgefüllt und ist wie vorher ganz normal befahrbar, auch für Nicht-Elektrobusse. Die Umrüstung von einem Straßenkilometer weniger als einen Tag benötigen.

Neben der Einsparung von Ladesäulen, können die Akkus in den Fahrzeugen erheblich kleiner ausfallen. Das spart Gewicht und Ressourcen, was derzeit noch sehr hohe Kosten verursacht. Zudem werden sogenannte seltene Erden zur Herstellung der Akkus benötigt, die nur begrenzt vorhanden sind. Der Handel dieser Rohstoffe wird von China dominiert, die so auch die Preise diktieren können. Alleine die Batterien in Elektrobussen machen ein Drittel des Gesamtgewichts aus, die Instandhaltung und der Ersatz nach einigen Jahren verursacht weitere hohe Kosten. Große Probleme bereitet derzeit auch die Entsorgung, da es sich um Sondermüll handelt. Mit der gespeicherten Energie kann der Bus, trotz kleiner Batterie, noch einige Kilometer weit fahren.

Das Unternehmen ElectReon hat auch in Deutschland eine Teststrecke gebaut, in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben Karlsruhe und dem Energiedienstleister EnBW. Mit dem speziellen Ladesystem ausgestattete Werksbusse sollen ab Oktober 2020 das EnBW-Ausbildungszentrum im Karlsruher Rheinhafen mit dem öffentlichen Personennahverkehr der Stadt verbinden und erste Ergebnisse im realen Betrieb bringen. Die Induktionsspulen in der Straße sollen dort aber vorerst nur an Haltestellen installiert werden, ab Anfang 2021 dann auch auf den jeweiligen Strecken zum Laden während der Fahrt.

Für den Bau der Elektrostraße hatte die Gemeinde Tel Aviv-Yafo letzte Woche eine Kooperationsvereinbarung mit dem israelischen Unternehmen ElectReon unterzeichnet, dem Entwickler und Installateur von elektrischen Straßensystemen zum Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt. Dieser Bau macht Tel Aviv-Yafo zur ersten Stadt weltweit, die diese Technologie im öffentlichen Raum einführt. Tel Aviv prüft zudem, ob weitere Fahrzeuge während der Fahrt aufgeladen werden können, wie andere öffentliche Verkehrsmittel, aber auch private oder selbstfahrende Fahrzeuge.

Diesel-Busse in Tel Aviv tragen erheblich zur Luftverschmutzung bei.

Diesel-Busse in Tel Aviv tragen erheblich zur Luftverschmutzung bei. (© Matthias Hinrichsen)

Ron Huldai, Bürgermeister von Tel Aviv-Yafo sagt: „Wir arbeiten ständig daran, die Luftverschmutzung in der Stadt zu verringern, und unser strategischer Aktionsplan zur Vorbereitung auf den Klimawandel hat den Kampf gegen die Verschmutzung ganz oben auf die Umweltagenda der Gemeinde gesetzt. Wenn das Pilotprojekt erfolgreich ist, werden wir – zusammen mit dem Verkehrsministerium – seine Ausweitung auf weitere Standorte in der Stadt in Erwägung ziehen.“ Meital Lehavi, stellvertretender Bürgermeister für Verkehr in der Gemeinde Tel Aviv-Yafo bezeichnet die Gemeinde als experimentelles Labor für israelische Technologien. Der Umbau zu elektrifizierten Straßen würde eine Umstellung der Busse auf elektrische Antriebe erheblich beschleunigen. Zudem müssten keine Ladestationen mehr gebaut werden und Zeiten zum Aufladen an diesen Stationen würden entfallen.

Oren Ezer, CEO und Gründungspartner von ElectReon: „Dies ist ein sehr wichtiger Schritt bei der Implementierung der elektrischen Straßentechnologie. Wir freuen uns, dass in Tel Aviv die erste elektrifizierte öffentliche Route eingerichtet wird. Wir sehen dieses Projekt als ersten Schritt einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem Verkehrsministerium und der Busgesellschaft Dan. Das Pilotprojekt wird weltweit Beachtung finden und die Möglichkeit aufzeigen, öffentliche Verkehrsmittel in der Stadt zu elektrifizieren.“

ElectReon ist ein Pionier bei der Entwicklung der elektrischen Straßentechnologie. Sie trägt zur Reduzierung von teuren und schweren Batterien bei, minimiert den Bedarf an Lade- und Tankstellen in der ganzen Stadt und ermöglicht diese unbegrenzte Reisezeiten. Das Unternehmen gab kürzlich den Abschluss der ersten Tests eines elektrischen Straßensystems bekannt und präsentierte zum ersten Mal ein Elektrofahrzeug, das zur Zufriedenheit der Systementwickler kontinuierlich auf einem 25-Meter-Abschnitt innerhalb des Experimentierkomplexes des Unternehmens in Beit Yanai fährt.

>>> Webseite Electron, Israel

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