Ecce homo – siehe, der Mensch!
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Ecce homo – siehe, der Mensch!

Imposanter Blick auf Jerusalem von der Terrasse des Ecce Homo.

Imposanter Blick auf Jerusalem von der Terrasse des Ecce Homo. (© Matthias Hinrichsen)

Die Übersetzung von „ecce homo“ hat nach christlicher Tradition besonders auf der Via Dolorosa in Jerusalem eine hohe Bedeutung. Das Johannes-Evangelium beschreibt diesen Ort eindrücklich: Pontius Pilatus, römischer Statthalter von Jerusalem, sieht keinen Grund in der Verurteilung Jesu und spricht den überlieferten Satz „Ecce homo!“. Die jüdische Führung jedoch fordert den in ein purpurnes Gewand gekleideten und einer Dornenkrone „gekrönten“ Jesus von Nazareth seine Kreuzigung.

Jesus-Statue im Innenhof des Ecce Homo (© Matthias Hinrichsen).

Jesus-Statue im Innenhof des Ecce Homo. (© Matthias Hinrichsen)

Genau an dieser Stelle, der zweiten von 14 gekennzeichneten Stationen des Leidensweges Christi, beherbergt heute das  französische Pilgerhaus Ecce Homo Convent Reisende aus aller Welt. In die angegliederte kleine Kirche hinein ragt ein Teil des ehemaligen imposanten Triumphbogens, der sich erkennbar außerhalb fortsetzt und die überragenden Dimensionen des einstmals 3-torigen Bauwerkes erahnen lässt. Pilgerreisende allerdings müssen sich mit einem Blick durch eine riesige Glaswand begnügen, Gäste des Hauses haben dagegen die Möglichkeit, direkt in der Kirche zu sitzen und die Oase der Ruhe inmitten der lauten arabischen Altstadt zu genießen. Durch diese bewusste Abschottung erfährt dieser besondere Ort ein touristische Bewahrung, die auch einer für Pilger nicht sichtbaren Jesus-Statue im kleinen Innenhof des Ecce Homo zugute kommt.

Stumme Zeitzeugen

Andacht im historischen Gewölbekeller.

Andachtsmöglichkeit im historischen Gewölbekeller. (© Matthias Hinrichsen)

Pilgergruppen sollten den harmonisch beleuchteten Gewölbekeller für eine Andachtszeit nutzen – ein unvergessliches Erlebnis und eine sehr gute Möglichkeit, sich am Beginn des Leidensweges innerlich zu sammeln. Die Räumlichkeiten sind liebevoll und aufwändig restauriert, und mit vielen Ausgrabungsstücken sprechen stumme Zeitzeugen von 2000 Jahre altem Kopfsteinpflaster bis zu gewaltigen Zisterne eine emotional bewegende Sprache.

Imposantes Gebäude ohne Klimatisierung

Für Reisende bietet sich mit dem Ecce homo (Kloster Notre Dame de Sion) eine relativ preiswerte Übernachtungsmöglichkeit in der Jerusalemer Altstadt. Vom Spätherbst bis zum Frühling mag es noch ganz angenehm sein, doch bei höheren Temperaturen wird die Nacht zur nicht erholsamen Zeit, weil keine Klimageräte die stark aufgeheizten Gästeräume abkühlen. Die auf der Internetseite des Hauses als komfortabel beschriebenen Betten sind leider nicht vorhanden, die Ausstattung ist spartanisch, auf touristisch-deutsch würde es „zweckmäßig“ heißen. Der Blick von den Terrassen der Einrichtung dagegen ist eine wahre Freude, ebenso die Freundlichkeit des Personals. Für alle, die nicht ohne ihren Laptop auskommen, befindet sich im Aufenthaltsraum vor dem Speisesaal ein WLAN-Anschluss zur kostenlosen Nutzung.

Pilgergruppen nur durch eine Glasscheibe zu sehen: Kirche Ecce Homo.

Für Pilgergruppen nur durch eine Glasscheibe zu sehen: Kirche Ecce Homo mit Teilen des römischen Torbogens. (© Matthias Hinrichsen)

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