Ursprünglich deutsches Waisenhaus-Gelände in Jerusalem wird renoviert

Pater Johann Ludwig Schneller betreute bis 1896 rund 1.500 Waisen

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Ursprünglich deutsches Waisenhaus-Gelände in Jerusalem wird renoviert

JERUSALEM (im) – Nirgendwo taucht dieses Gelände oder dieser Name unter den besuchenswerten Orten Jerusalems aus: Schneller Waisenhaus. Dabei ist es, wie die Ansiedlungen der Templergesellschaft im 19. Jahrhundert in mehrere Orten Palästinas, eine der deutschen Wurzeln, die einstmals im Heiligen Land auf fruchtbaren Boden stießen. Nicht im Bösen, wie später, sondern von deutschen Gläubigen, die Gutes im Sinn hatten. Einer von ihnen war der protestantische Pater Johann Ludwig Schneller, der 1855 in Jerusalem ein Stück Land kaufte, um damit bedürftige Menschen zu retten und zu versorgen. 2011 genehmigte die israelische Landverwaltung Pläne für den Bau von 218 Luxusappartements unter Beibehaltung der acht ursprünglichen Waisenhausgebäude. Inzwischen sind die Renovierungsarbeiten so weit fortgeschritten, dass Mitte September die ersten Journalisten die renovierten Gebäude besichtigen dürfen. Neben den Luxus-Appartements wird im Hauptgebäude unter der Leitung von Kehillot Yisrael ein einzigartiges experimentelles, interaktives Museum und Besucherzentrum entstehen.

Das ursprüngliche Waisenhaus-Gelände befindet sich in der Malkhei Yisrael Street verborgen hinter einer langen Steinmauer und ist älter als alle Straßen und Viertel in der Umgebung. Pater Johann Ludwig Schneller war ein lutherischen Missionar, der 1855 dieses Gelände für seine Familie erwarb. Fünf Jahre später sollte der Zweck einen neuen Sinn bekommen. Im Jahr 1860 wurden tausende maronitischer Christen im Libanon ermordet. Libanesische Drusen gelang die Rettung von neun Jungen, für die er auf dem Grundstück ein Waisenhaus errichtete. In der Folge kamen immer mehr Waisen, Schneller errichtete weitere Gebäude, um sie alle unterbringen und schulen zu können. Als Schneller am 18. Oktober 1896 verstarb, hatten bis dahin rund 1.500 Kinder ein neues Zuhause bei ihm gefunden. Bis 1903 gab es acht Gebäude, darunter ein Waisenhaus, eine Blindenschule und Berufswerkstätten für Jugendliche. Danach wurde es Waisenhaus für syrische Kinder erweitert und bis 1940 auf Waisenkinder aus Deutschland und anderen arabischen Ländern erweitert.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs deportierten die Briten das gesamte deutsche Personal und wandelten das gesamte Gelände in ein geschlossenes Militärlager mit dem größten Munitionsvorrat im Nahen Osten um. Nachdem die Briten das Lager verlassen hatten, übernahm die Haganah übernahm das Gelände und nutzte es während des israelischen Unabhängigkeitskrieges von 1948 als Operationsbasis. Danach diente das Schneller-Gelände bis 2008 als IDF-Militärbasis.

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Kehillot Yisrael, Kehillot heißt übersetzt Gemeinschaften auf Hebräisch, plant ein mehrstufiges Museums- und Medienerlebnis, um die Geschichte der Entstehung des jüdischen Volkes als Nation, seine Lehren und seine revolutionäre Mission in der Weltgeschichte zu erzählen. Beit Hakehillot – das Haus von Kehillot Yisrael – wird die Geschichte der jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt, ihre
intellektuelle und künstlerische Kreativität und den kulturellen Dialog zwischen diesen und ihren Gemeinden untersuchen, zusammen mit den umliegende Gesellschaften. Es wird das größte private Archiv jüdischer Manuskripte aus jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt enthalten. Die Ausstellung zeigt den geistigen Reichtum und das kulturelle Erbe des Judentums aus dem Blickwinkel verschiedener
Kehillot / Gemeinschaften, die im Laufe der Jahrhunderte nach der Zerstörung Jerusalems und dem erzwungener Exils des jüdischen Volkes aus dem Land Israel ab 70 n. Chr. Über die Generationen hinweg waren diese vielfältigen, zerstreuten Gemeinschaften durch ein Netzwerk von schriftlichen und mündlichen Wörtern untrennbar miteinander verbunden.

Das Kehillot Yisrael Institute ist eine gemeinnützige Organisation unter der Leitung von Rabbi Yaakov Hillel, einem Nachkommen prominenter Persönlichkeiten Familien aus Bagdad und Indien. Rabbi Hillel ist als einzigartiger Denker bekannt, der ein langjähriges und etabliertes Netzwerk jüdischer Institutionen leitet. Er hat sein Leben der jüdischen Erziehung gewidmet. In den letzten 50 Jahren hat das Institut eine der größten privaten Sammlungen jüdischer Manuskripte der Welt angesammelt. Unter der Leitung von Rabbi Hillel hat das Institut mehr als 700 Bücher veröffentlicht, meist seltene Ausgaben unveröffentlichter Manuskripte, und fast zwei Millionen Manuskripte, Zertifikate und historische Dokumente digital dokumentiert.

>>> Website Jerusalem Tourismus

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