Nachts in den Gassen von Jerusalem
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Nachts in den Gassen von Jerusalem

Abends um halb elf sitzt der arabische Junge zum Vergnügen seiner Mutter, die abseits steht, auf dem schweren Motorrad. (© Matthias Hinrichsen)

Abends um halb elf sitzt der arabische Junge zum Vergnügen seiner Mutter, die abseits steht, auf dem schweren Motorrad. (© Matthias Hinrichsen)

JERUSALEM (im) – Spärlich beleuchtete Gassen in der Altstadt der heiligen Stadt in den Nachtstunden laden eigentlich nicht zum Bummeln ein. Dunkle Ecken, unbekannte Menschen und dazu ein Ort, in der Juden und Moslems überwiegend keine Freundschaften pflegen. Aber Jerusalem ist nicht gewaltsam, ganz im Gegenteil. Nachts kehrt Frieden ein in die tagsüber teils extrem lebhaft lauten Gassen. Nach 22 Uhr ist der Shuk-Lärm wie weggeblasen, die kleinen Geschäfte sind mit Eisentüren und dicken Vorhängeschlössern gesichert.

Während Juden vom Gebet an der Klagemauer nach Hause gehen, lassen Araber den Abend mit einem Backgammon-Spiel ausklingen. (© Matthias Hinrichsen)

Während Juden vom Gebet an der Klagemauer nach Hause gehen, lassen Araber den Abend mit einem Backgammon-Spiel ausklingen. (© Matthias Hinrichsen)

Beim Gang durch die Gassen lässt sich manchmal erahnen, welche Waren tagsüber feil geboten werden. Die Duftnoten orientalischer Gewürze bahnen sich ihren Weg durch die Ritzen der schon zehntausendfach benutzten Türen. Dazu gesellt sich eine ungewöhnliche Stille unterbrochen von dem Widerhall von Schritten fremder Menschen im verwirrenden Wegelabyrint. Und immer wieder die Unsicherheit, ob sich ein unredlicher Mensch nähert. Nein, niemand ist zu sehen, der schlechte Absichten hegt. Die Juden eilen durch die Gassen von und zur Klagemauer, die Araber sind in keinster Weise übergriffig gegenüber den Fremden, sie sind hilfsbereit, wenn man die Orientierung verloren hat. Keine unsittlichen Annäherungen, keine Belästigungen, höchstens noch ein 50-Prozent-Lockangebot von einem Händler, der gerade als letzter in der Gasse seine Pforten schließt.

Der letzte Laden wird geschlossen, vereinzelten Touristen werden 50 Prozent Rabatt offeriert. (© Matthias Hinrichsen)

Der letzte Laden wird geschlossen, vereinzelten Touristen werden 50 Prozent Rabatt offeriert. (© Matthias Hinrichsen)

Die Jerusalemer Altstadt erinnert nachts eher an eine schlafende orientalische Stadt, die sich von den Strapazen des Tages ebenso erholen muss wie die Menschen. Die letzten von ihnen sammeln des Tagesabfall ein, halten noch letzte Schwätzchen. Wer den Mut hat, sich zu früher Abendstunde in die Jerusalemer Altstadt zu wagen, wird belohnt mit ungewöhnlichen Eindrücken, die er sicher nicht vergessen wird.

Die Ware für den nächsten Tag wird aufgefüllt. (© Matthias Hinrichsen)

Die Ware für den nächsten Tag wird aufgefüllt. (© Matthias Hinrichsen)

Während die letzten noch Melonen versuchen zu verkaufen, beginnt der Kehraus auf der Haupteinkaufsstraße nahe dem Damaskustor. (© Matthias Hinrichsen)

Während die letzten noch Melonen versuchen zu verkaufen, beginnt der Kehraus auf der Haupteinkaufsstraße nahe dem Damaskustor. (© Matthias Hinrichsen)

Mit schmalsten Traktoren und Anhängern werden die Überbleibsel des Tages eingesammelt. (© Matthias Hinrichsen)

Mit schmalsten Traktoren und Anhängern werden die Überbleibsel des Tages eingesammelt. (© Matthias Hinrichsen)

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