Kino-Doku über die Grabeskirche
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Kino-Doku über die Grabeskirche

Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen

Trotz spannenden Themas eine schwache Umsetzung. (Filmplakat)

HANNOVER (im) – Mit voller Freude nach der Ankündigung dieses Films war ich heute – endlich – im Kino. Die beiden Damen rechts neben mir durchbrachen ihre Redseligkeit glücklichweise kurz nach Beginn des Films. Schließlich wollte ich mich vollends auf den Film konzentrieren können über ein Detail meines geliebten Jerusalems. Sechs verschiedene christliche Richtungen in der Grabeskirche. Gehört hatte ich davon bereits, nach dem Trailer konnte nur spannend sein. Also, los geht’s!

Das Zentrum des christlichen Glaubens, so vermittelt eine israelische Soldatin ihren Kameradinnen die Situation im inneren dieses Heiligtums eines Teils der Christenheit das bunte und teils chaotische Treiben zu Beginn des Films. Dann richtet der Regisseur seinen Fokus in einer Mehrstrangstrategie auf verschiedene Geistliche, die in der Kirche ihren Dienst versehen. Schnipselhafte Aussagen muss sich der Zuschauer mühselig zusammenbasteln – wenn er es schafft. Die Untertitel des in den Originaltönen wiedergegebenen O-Tönen tragen zusätzlich erschwerend zur Entstehung eines Situationsbildes bei. Aussagen wechseln mit szenischen Einstellungen ab. Alles ist recht interessant anzusehen, aber leider immer wieder zusammenhanglos präsentiert. Gegen Ende des Films werden Szenen zu Ostern gezeigt. Massen von Besuchern drängen vor einer Polzeiabsperrung, um sich später in der Grabeskirche während der zeremonialen Entzündung von Handfeuern lebensbedrohenden Situationen hinzugeben. Nein, Entschuldigung, das ist wahrlich kein filmisches Meisterwerk.

Eigentlich ist es noch weniger als eine Dokumentation. Zu zusammenhanglos sind Aussagen, Begebenheiten und Szenen zusammengeschnitten. Die Frage nach der Aussage des Film, auch wenn er für einen Jerusalemkenner das eine oder andere neue Detail offenbart, muss für einen Nichteingeweihten unbeantwortet bleiben. Der Film steigt ohne Umschweife in die kleinen Nicklichkeiten der Priester ein, weist bruchstückhaft auf das Vorhandensein der Meinungsdiffernzen.

Wie von uneinsichtigen Kindern werden Aussagen der Protagonisten in die Kamera gesprochen, ganz so, als müssten sie sich rechtfertigen. Den gesamten Film über kommen lediglich die Protagonisten, Priester und die arabischen Verwalter, zu Wort – zeitweise auch begeisterte Osterbesucher aus Osteuropa. Es gibt den ganzen Film hindurch keinen Sprecher, der etwas erläutert, einsortiert oder auflöst. Eigentlich eine originelle Idee, wenn aus den Film- und Aussagesequenzen ein Spannungsbogen mit Auflösung erstellt wird. Genauso abrupt chaotisch wie der Film beginnt, endet er auch. Noch nicht einmal die israelischen Soldatinnen sind am Schluss zu sehen. Durch einen fehlenden Sprecher und teils schlechter Kameraführung ist eine mittelmäßige Filmproduktion entstanden, ohne Spannung, ohne Antworten, ohne Orientierung und mit phasenweise schlechter Bildqualität.

Eins hat der Film jedoch erreicht: Ich freue mich riesig auf meinen nächsten Besuch direkt in Jerusalem! „Live“ und mittendrin.

(Matthias Hinrichsen)

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