Jerusalem Marathon 2022: Geflüchtete Ukrainerin gewinnt bei den Frauen

11. Wettbewerb bei widrigen Wetterverhältnissen

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Jerusalem Marathon 2022: Geflüchtete Ukrainerin gewinnt bei den Frauen

Valentina Verzka siegt beim Jerusalem-Marathon 2022

Die Ukrainerin Valentina Verzka siegt beim Jerusalem-Marathon 2022 bei den Frauen. (© Matthias Hinrichsen)

JERUSALEM (im) – Der Sieger beim 11. Jerusalem Marathon ist Agadi Guadi (33) aus Israel mit einer Zeit von 2 Stunden 37 Minuten, bei den Frauen gewann die aus der Ukraine geflüchtete Valentina Verzka (32) in 2:45:54, nur gut acht Minuten hinter Guadi. Um 7 Uhr waren die Läufer über die volle Distanz gestartet und das bei äußerst ungemütlichen Wetterbedingungen. Nur drei Grad und teils heftiger Regen waren für einige eine Herausforderung zumal rund 700 Höhenmeter bewältigt werden mussten. Mit dabei war auch der Deutsche Daniel Klarkowski von Sports-Insider aus Berlin, der bereits zweimal am New York-Marathon teilnahm. Jerusalem war für ihn Premiere und beeindruckte ihn nachhaltig, besonders der Streckenabschnitt durch die Altstadt. Ein Redakteur der israelische Tageszeitung Ha’aretz bezeichnete den Jerusalem-Marathon als „das kosmopolitischste Ereignis überhaupt“.

Jerusalem Marathon 2022: Agadi Guadi in der Altstadt Jerusalem

Der spätere Gesamt-Sieger beim Jerusalem-Marathon 2022 Agadi Guadi führt das Feld bereits in der Altstadt an. (© Matthias Hinrichsen)

Der Start war in unmittelbarer Nähe zum Israel Museum und der Knesset, dem israelischen Parlament. Jerusalems Bürgermeister Moshe Lion hatte um 6.45 Uhr die Läufer für den Halbmarathon auf die Strecke geschickt. Neben dem Marathon über 42,195 km und dem Halbmarathon mit 21,0975 km, gab es einen 10-km-Lauf, einen 5-km-Lauf, einen 1,7-km-Lauf und einen 800-Meter-Lauf für die Jüngsten. Die Ukrainerin Verzka war kurz nach Kriegsbeginn mit ihrer elfjährigen Tochter aus der Ukraine nach Krakau in Polen geflüchtet, wo sie derzeit bei einer Gastfamilie wohnt. Verzka ist professionelle Läuferin und ukrainische Meisterin im Querfeldeinrennen und hatte in den letzten Jahren drei internationale Marathons gewonnen. Ihr Mann, ein Soldat, musste im Land bleiben, um es gegen die Angriffe der russischen Armee zu verteidigen.

Ein fast Nackter beim Jerusalem Marathon 2022.

Ein Läufer ließ sich nicht vom Wetter beeinflussen. (© Matthias Hinrichsen)

Der Jerusalem Marathon wird von den Israelis auch als Familien- und soziales Ereignis betrachtet. So gehen auch Familien, Kinder und soziale Gruppen an den Start. Neben Verzka lief beispielsweise eine Gruppe von 40 Flüchtlingen und Olim wird aus Solidarität mit ihrem Heimatland Ukraine. Manche führen die ganze Strecke Israel-Flaggen mit sich, ein ganz verwegener Teilnehmer lief barfuß und nur mit einer kurzen Laufhose bekleidet, trotz der Kälte. Karl, ein israelischer Tourguide und Nicht-Sportler, bezeichnete die Teilnehmer augenzwinkernd als „meschugge“, was jiddisch ist und so viel wie „verrückt“ bedeutet.

Sichtlich Spaß hatten einige Läufer trotz des widrigen Wetters.

Sichtlich Spaß hatten einige Läufer trotz des widrigen Wetters. (© Matthias Hinrichsen)

Für die Durchführung des Marathons wurden zahlreiche Straßen in der ganzen Stadt gesperrt, Buslinien wurden für die Dauer des Rennens ausgesetzt, auch Taxis waren nicht verfügbar, sodass sich Läufer und Zuschauer an diesem Morgen zu Fuß auf den Weg machten mussten. An der Strecke waren aufgrund des schlechten Wetters nur wenige Zuschauer, die jedoch die Läufer vorbildlich anfeuerten. Besonders kreativ waren einige Läufer, wenn Fotografen am Streckenrand postiert waren und vollbrachten wahre artistische Einlagen.

Beim Jerusalem Marathon 2022

Freundschaftlich verbunden durch die Altstadt von Jerusalem. (© Matthias Hinrichsen)

Für zwischenzeitlichen Sonnenschein in der Altstadt waren Läufer und Zuschauen besonders dankbar. Die Freude währte allerdings nur wenige Minuten, in Richtung Ziel öffnete der Himmel wieder seine Schleusen und ließ keinen der Teilnehmer trocken. Zwei Läufer mussten ins Hadassah-Krankenhaus gebracht werden, ein 55-Jähriger war unterkühlt und ein 19-Jähriger hatte Fieber und litt unter Schwäche. Der Zielbereich verwandelte sich im Laufe des Wettbewerbs in eine Wasser- und Schlammlandschaft, was die gut 25.000 Läufer sicher nicht vergessen werden, denn nie zuvor war es so kalt und regnerisch beim Jerusalem-Marathon.

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