Israelis sollen die Tourismusindustrie retten
TEL AVIV (im) – Der Tourismus Israels steckt in der schwersten Krise seit der Staatsgründung. Ausländische Besucher dürfen seit 18. März dieses Jahres nicht mehr einreisen, Hotels haben massiv ihren Betrieb heruntergefahren, rund zwei Fünftel sind geschlossen. Doch Hoffnung kommt von innen heraus. Für gewöhnlich sind Israelis reisefreudig und erkunden gerne alle Winkel der Erde. In Zeiten von Corona ist dieses unmöglich geworden. Das wirft die Frage auf, ob vielleicht die Israelis selbst ihre Tourismusindustrie durch Reisen im Land retten können oder zumindest die Lage etwas abmildern können.
Möglicherweise geht es ihnen auch wie vielen Deutschen, die – aus Mangel an Reisemöglichkeiten ins Ausland – heimische Ziele entdecken anstatt ganz auf Urlaub zu verzichten. Dabei sind die kurzen Distanzen in Israel von Vorteil, ebenso die vielfältigen Sehenswürdigkeiten im ganzen Land. Von Tel Aviv bis zum Roten Meer sind es nur rund 350 Kilometer und das ist schon sehr weit für israelische Verhältnisse. Eigene Pkws besitzen viele Israelis, Mietwagen stehen auch in großem Umfang zur Verfügung.
Im Jahr 2019 kamen rund 4,5 Millionen ausländische Touristen ins Land und bescherten dem jüdischen Staat Einnahmen in Höhe von rund 23 Mrd. Schekel (5,75 Mrd. Euro). Israelis sorgten für 12 Mrd. Schekel Umsatz, also rund ein Drittel des gesamten Tourismusvolumens. Sie bevorzugen Regionen wie das Tote Meer, Eilat und den Norden Israels. In diesen Gebieten sind die Hotels nach Auskunft der Israel Hotels Association wochentags zu rund 50% ausgelastet, an den Wochenenden sogar zwischen 80 und 90%. Die Hotels in anderen Regionen wie Jerusalem, Tel Aviv und die restlichen Gebiete verzeichnen lediglich 10 beziehungsweise 20 bis 30% Auslastung.
Seit Ende Mai öffnen immer mehr Hotels, nachdem Mitte März etwa 96% der israelischen Hotels schließen mussten. Von den 430 Hotels in Israel haben inzwischen knapp 300 geöffnet. Nach Auskunft des Tourismusministeriums sind rund 15.000 Menschen direkt in den Hotels beschäftigt. Der israelische Staat will den nationalen Tourismus mit etwa umgerechnet 2 Millionen Euro ankurbeln. Die meisten der Touristenführer jedoch werden arbeitslos bleiben, weil Israelis ihr Land selbst erkunden – ohne Tourguide.