Antikes Weingut und Badehaus in Jerusalem gerettet
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Antikes Weingut und Badehaus in Jerusalem gerettet

Grabungsleiter Alex Wiegmann vor dem antiken Weingut. (© IAA)

Grabungsleiter Alex Wiegmann vor dem antiken Weingut. (© IAA)

JERUSALEM (im) – In Jerusalem sind überraschend ein antikes Weingut und ein Badehaus gefunden worden, beides rund 1.600 Jahre alt, also aus der byzantinischen Periode um 400 n.Chr. stammend. Beides wurde während Bauarbeiten zu Wohngebäuden in einem ultra-orthodoxen Viertel der Stadt auf dem Schneller-Gelände. Dort wurde Ende 1860 ein syrisches Waisenhaus von Johann-Ludwig Schneller errichtet, das bis Mai 1940 bestand.

Eine Notgrabung wurde notwendig, weil an dieser Stelle neue Wohnhäuser erreichtet werden sollten. (© IAA)

Eine Notgrabung wurde notwendig, weil an dieser Stelle neue Wohnhäuser erreichtet werden sollten. (© IAA)

Antikes Weingut

Der herausragende Fund dieser Entdeckung ist zweifelsfrei ein großes und beeindruckendes antikes Weingut mit einem geschätzten Alter von rund 1.600 Jahren, so die Archäologen der israelischen Altertumsbehörde (IAA). Im diesem außergewöhnlichen Komplex befindet ein Bereich zum Pressen, der mit weißem Mosaiksteinen belegt ist. In der Mitte ist eine Vertiefung, in der eine Pressschnecke verankert gewesen ist, mit der die Trauben sehr effizient gepresst werden konnten. Um die Fläche sind acht Zellen angeordnet, in denen Trauben, aber auch der gepresste Most gelagert wurden. Einige seien durch Zugabe verschiedener Ingredienzen auch aromatisierte Weine hergestellt, so die Annahmen der Wissenschaftler. Sie nehmen an, dass es sich bei diesem Weingut eines großes Herrenhauses handelte, dessen Bewohner mit dem Weinanbau und der Weinproduktion ihren Lebensunterhalt verdienten.

Tonrohre sind Hinweis auf das antike Badehaus. (© IAA)

Tonrohre sind Hinweis auf das antike Badehaus. (© IAA)

Antikes Badehaus

Gleich neben dem Kelter wurden Terrakotta-Rohre entdeckt, die einem Badehaus zuzuordnen seien. Zudem seien Tonziegel ausgegraben, von denen einige mit dem Namen der zehnten römischen Legion gestempelt wurden. Diese Legion war einer von vier römischen Legionen, die Jerusalem erobert hatte und bis ins Jahr 300 n.Chr. vor Ort stationiert war und ihren Hauptsitz rund 800 Meter vom jetzigen Fundort hatte.

Die aktuellen archäologischen Grabungen sind Teil von Rettungsgrabungen, die vor einem halben Jahr auf dem Gelände durchgeführt wurden. Dadurch konnte eine jüdische Siedlung entdeckt werden, die auf die Zeit des zweiten jüdischen Tempels datiert wird. Grabungsleiter Alex Wiegmann sieht bestätigt, dass überall in Jerusalem, wo man beginnt zu graben, antike Artefakte einer „glorreichen Vergangenheit“ Jerusalem zutage befordert werden. Die archäologische Funde zeigen ein lebendiges, pulsierendes und dynamisches Jerusalem von der Antike bis in die Neuzeit.

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