„Wir wollen, dass die Leute für eine längere Zeit nach Israel kommen“
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„Wir wollen, dass die Leute für eine längere Zeit nach Israel kommen“

Direktor Pini Shani, zuständig für den Tourismus aus dem Ausland nach Israel. (© Israelisches Tourismusministerium)

Direktor Pini Shani, zuständig für den Tourismus aus dem Ausland nach Israel. (© Israelisches Tourismusministerium)

JERUSALEM (im) – Chefredakteur Matthias Hinrichsen vom IsraelMagazin hat während eines seiner Besuche in Israel den Direktor für das Ausland des israelischen Tourismus-Ministeriums Pini Shani getroffen und mit ihm über die aktuelle und zukünftige Situation des Tourismus nach Israel gesprochen.

MH: Im Jahr 2012 kamen 240.000 Deutsche nach Israel, 80.000 von ihnen jedoch mit dem Kreuzfahrtschiff. Ich denke, dass es nicht das ist, was Sie wollen, wenn die Leute mit dem Kreuzfahrtschiff nach Israel kommen.

PS: Wir sind nicht gegen die Kreuzfahrtschiffe, aber Sie haben recht, wir wollen, dass die Leute für eine längere Zeit nach Israel kommen, um mehr Zeit im Land zu verbringen. Wir hoffen, dass wir das ändern können.

MH: Glauben Sie, dass einige dieser Besucher später für einen längeren Aufenthalt nach Israel kommen?

PS: Wir wissen, dass einige von ihnen für einen längeren Aufenthalt zurückkommen, wir haben allerdings keine Prozentzahlen. Wir sind nicht gegen die Kreuzfahrtlinien, die Besucher sind gute Touristen, sie geben Geld aus, aber wir möchten mehr Geld einnehmen. Sie übernachten auf dem Schiff und unternehmen Tagestouren. Es ist aber nicht ein israelisches Phänomen, sondern ein weltweites. Wir stellen fest, dass die Kreuzfahrtreisende in Deutschland ansteigen. Wir hoffen, dass wir mehr Leute nach Israel bringen können und nicht zwangsläufig anstatt der Kreuzfahrten, beispielsweise eine Kreuzfahrt inbegriffen.

MH: Was ist mit den 160.000 Besucher in 2012, wie viele waren es 2010 und 2011?

PS: 2011 hatten wir einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr, es waren 171.000 und 170.000 in 2010. In 2012 gab es also einen leichten Rückgang, nicht so in der Anzahl von Besuchern. Da gab es eine Steigerung.

MH: Es gab also einen Rückgang um 10.000 Touristen gegenüber dem Vorjahr. Wissen Sie die Gründe?

PS: Ich denke, es waren zwei Gründe. Einmal die Gaza-Angelegenheit und zum anderen die Rezession in Europa, die wirtschaftliche Situation. Zugegebenermaßen sind wir ein wenig beunruhigt, was Deutschland angeht. Wir investieren sehr viel Geld in Deutschland, und wir haben bessere Ergebnisse erwartet. Wir untersuchen derzeit die Gründe und hoffen auf eine Besserung in den kommenden Jahren.

MH: Was haben Sie für 2012 erwartet? Der vorige Tourismusminister wollte 4 Millionen Besucher erreichen.

PS: Das ist nicht richtig. Er sagte, dass er bis 2015 fünf Millionen Besucher erreichen wollte, aus der ganzen Welt, nicht nur aus Deutschland. Uns ist klar, dass wir diese Zahlen nicht erreichen können. Durch die geopolitische Situation, der weltweiten Rezession, dem Arabischen Frühling und weiterer Faktoren läuft der Tourismus nach Israel sehr gut, trotz all dieser Hindernisse, die ich erwähnt habe.

MH: Aber Sie sind nicht zufrieden.

PS: Wir sind niemals zufrieden. Wir sollten auch niemals zufrieden sein, und so sollte es auch sein. Wenn irgendwo Platz frei ist, sollten wir Touristen ins Land holen.

MH: Wie viel Plus, wie viel Besucher wollen Sie dieses Jahr haben?

PS: Da ist natürlich ein Unterschied zwischen dem, was ich möchte und was realistisch ist. Die Operation Gaza hat uns einen großen Einbruch im ersten Quartal 2013 gebracht. Wenn wir die Zahlen aus 2012 annähernd erreichen, wäre es sehr beeindruckend, bei einem Anstieg natürlich noch besser.

MH: Welche Gruppen aus Deutschland wollen Sie hauptsächlich als Besucher für Israel ansprechen?

PS: Die Hauptgruppe ist die Allgemeinheit, die säkularen Deutschen. Wir investieren viel Geld in die christlichen Gemeinden, die an zweiter Stelle liegen bei den Besuchern. Also weniger die Low-Cost-Reisenden weil Israel kein preiswertes Reiseziel ist.

MH: Das hängt natürlich davon ab. Ich habe mit der Tourismus-Verantwortlichen am Toten Meer gesprochen, die auch gerne Leute mit kleinem Geldbeutel als Gäste haben möchte, genauso wie Wohlhabende.

PS: Erlauben Sie mir zu sagen, dass die Absicht natürlich nett ist, aber die Frage ist nicht, was man möchte, sondern ob es erfüllt werden kann. Im Vergleich zu anderen Ländern ist Israel kein billiges Land, die Hotels nicht, auch nicht die Flüge. Die Besucher bezahlen hohe Preise für gute Qualität.

MH: Im Durchschnitt bezahlen die Leute 2000 Euro für eine 10- bis 14- Reise. Das ist zwar teuer, aber in Deutschland gibt es nur eine geringe Rezession. In den meisten Fällen wird in Frage gestellt, ob Israel sicher ist.

PS: Es gibt zwei Aspekte dabei. Ich kann den Menschen erzählen, dass es in Israel sicher ist, die Sonne scheint, die Leute hier sich frei bewegen. Ich kann aber nicht gegen die Angst kämpfen. Wir müssen die Menschen überzeugen, damit sie keine Angst haben. Es gibt genug Deutsche, die Erfahrungen in unserem Land gemacht haben (Anm. d. Red. 240.000 in 2012). Das beste Argument ist, wenn es in dieser Region ruhig ist. Ich glaube nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, die Angst der Menschen zu besiegen. Was immer ich sagen würde, es würde die Menschen nicht überzeugen. Das Beste ist die Mund-zu-Mund-Propaganda.

MH: Israel wird als teures Reiseland bezeichnet. Nun gab es das Open-Skies-Abkommen, wonach alle europäischen Fluggesellschaften nach Israel direkt fliegen dürfen. Glauben Sie, dass die Flüge günstiger werden?

PS: Mit Sicherheit. Je mehr Flüge angeboten werden, desto stärker wird der Wettbewerb, desto niedriger werden die Preise sein. Das ist eine einfache ökonomische Rechnung. Deutschland ist ein besonderer Fall. Wir sehen einen Anstieg von Billig-Airlines von Deutschland nach Israel, Easyjet und Ryanair eingeschlossen. Und wenn das geschieht, werden die Karten neu gemischt. Es wird kommen, dass ein Hin- und Rückflug für 150 Euro zu haben ist.

MH: Ist dieser Preis realistisch?

PS: In einigen Fällen ja. Lassen Sie mich kurz über unsere Gespräche mit Ryanair sprechen. Sie sagen, dass ein einfacher Flug für 49 Euro machbar ist. Und wenn sie sich entscheiden, nach Israel zu fliegen, wollen sie ihre Geschäftspolitik nicht ändern. Der Hin- und Rückflug mit Ryanair soll durchschnittlich 100 Euro kosten, ohne Gepäck und Serviceleistungen. Der Vertrag ist unterzeichnet. Es könnte noch zwei bis drei Jahre dauern oder auch sehr schnell gehen bis Ryanair die Flüge anbietet. Beide, Eaysyjet und Ryanair, sind daran interessiert, von Deutschland nach Tel Aviv zu fliegen. Sie sind sehr interessiert, den Markt für sich einzunehmen. Zurzeit kämpfen sie noch gegeneinander um die Fluggenehmigungen.

MH: Welche Marketingaktivitäten planen Sie für Deutschland? Wollen Sie etwas verändern?

PS: Dieses Jahr haben wir ein gekürztes Budget zur Verfügung, die Philosophie bleibt aber gleich. Wir wollen die Christen mehr ansprechen. Deutschland ist kein religiöses Land. Die Investitionen sind nicht so hoch, weil die Medien günstig sind. Aber in erster Linie engagieren wir uns im allgemeinen Markt und danach im christlichen.

MH: Was ist das Hauptgebiet ihrer Aktivitäten?

PS: Es sind die Rundreisen. In den meisten Fällen sind es christliche Themen, aber es ist nicht notwendig, dass die Leute mit einer Kirchengemeinde oder in einer christlichen Gruppe reisen.
MH: Die Meldungen in den Massenmedien sind aber kontraproduktiv für Ihre Bemühungen.

PS: Ja, das ist weltweit so. Das macht uns aber keine Angst.
MH: Wir sprechen ja über niedrige Preise. Zu Flügen haben Sie etwas gesagt, wie sieht es bei den Unterkünften aus?

PS: Das Ministerium unterstützt den Bau von neuen Hotels mit rund 5.000 Zimmern in allen Preislagen. In letzter Zeit haben einige Fünf-Sterne-Hotels eröffnet, aber die Gäste dort fragen nicht nach dem Preis. Ein Zimmer kostet ungefähr 250 Euro pro Nacht. Aber es werden auch Hotels in niedrigeren Preislagen neu eröffnen.

MH: Was ist mit Rundreisen auf Niedrigpreis-Niveau?

PS: Wir versuchen die Veranstalter dazu zu bewegen, aber letztlich ist es deren Geschäft und Entscheidung.

MH: Was sind die Gründe für einen Israel-Besuch?

PS: Christen kommen natürlich aus spirituellen Gründen. Für die Allgemeinheit liegen die Gründe auch auf der Hand. Israel hat eine bewegte Geschichte, eine phänomenalen Natur, eine sehr interessante Kultur, wenn Sie nur an Tel Aviv oder die Opernveranstaltung bei Masada denken. Wir haben das ganze Jahr sehr gutes Wetter, es ist ein kleines Land, das kurze Verbindungen ermöglicht. Sie gelangen sehr schnell zum Beispiel von Jerusalem nach Galiläa oder zum Toten Meer. Dazu kommen noch Radtouren, ökologischer Tourismus in der Negev Wüste. Und Israel ist nicht allzu weit von Deutschland entfernt.

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