Drei Wochen Corona Lockdown in Israel

Gültig vom 18. September bis 9. Oktober 2020

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Drei Wochen Corona Lockdown in Israel

Ministerpräsident Netanyahu hatte in der hitzigen Debatte alle Hände voll zu tun.

Ministerpräsident Netanyahu hatte in der hitzigen Debatte alle Hände voll zu tun. (© Amos Ben Gershom/GPO)

JERUSALEM (im) – Schlechte Nachrichten für Touristen: Israel wird wegen der enorm hohen Corona-Fallzahlen die Aktivitäten im ganzen Land weitestgehend einschränken. Geplant war eigentlich eine Öffnung für Nicht-Israelis aus „grünen“ Ländern ab 1. Oktober. Daraus wird nun nichts, weil Israel, bezogen auf die Einwohnerzahl, eine der höchsten bestätigten Corona-Infektionen weltweit hat. Zu viele Einwohner sind undiszipliniert und halten sich nicht an die behördlichen Vorgaben, insbesondere Araber und orthodoxe Juden, aber auch junge Erwachsene, die ausgelassen Parties feiern mit mehreren hundert Personen. Das rächt sich nun und das ganz Land muss darunter leiden.

Die israelische Regierung hat am Sonntag den erneuten Lockdown beschlossen, um die Pandemie im eigenen Land zumindest wieder eindämmen zu können. Vor Beginn von Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahrsfest, beginnt eine dreiwöchige Sperrung von Teilen der Wirtschaft, der Verwaltung, den meisten Bildungseinrichtungen, Aktivitäten werden weitestgehend verboten. Sieben Stunden hitzige Debatte waren dem Beschluss vorangegangen bis endlich abgestimmt werden konnte. Ab Freitagabend dürfen sich die Bewohner dann nur noch in einem Umkreis von 500 Meter um ihren Wohnort bewegen, und das auch nur das Nötigste zu erledigen, also beispielsweise um einzukaufen. Restaurants, Einkaufszentren und Unternehmen, die Freizeit- und Erholungsaktivitäten anbieten, werden geschlossen. Private Unternehmen dürfen weiterarbeiten, solange diese die Infektionsschutzmaßnahmen befolgen. Der öffentliche Sektor wird wie im März und April in einem begrenzten Format arbeiten.

„Es gibt detaillierte Vorschriften, die die Regierung in den nächsten zwei Tagen verabschieden wird“, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu während eines Pressetermins kurz nach der Abstimmung. „Ich weiß, dass diese Schritte einen hohen Tribut fordern werden, dass dies nicht der Feiertag ist, an den wir gewöhnt sind, und dass wir sicherlich nicht mit der ganzen Familie feiern können.“ Er fügte hinzu: „Wenn wir diese grundlegenden Schritte nicht befolgen, wird sich das Virus verbreiten. Jeder, der die Richtlinien nicht einhält, schadet anderen Menschen.“

Gesundheitsminister Yuli Edelstein sagte: „Natürlich sollte ich als jemand glücklich sein, dessen Angebot angenommen wurde, aber das ist nicht der Fall. Drei Monate lang habe ich versucht, alles zu tun, damit wir das Leben mit dem Coronavirus weiterführen können und sich die Anzahl der kranken Patienten auf einem Niveau halten, mit denen das Gesundheitssystem leben könnte.“ Dies habe sich nicht umsetzen lassen. „Unter diesen Umständen hatten wir keine andere Wahl.“

Der Minister für Wissenschaft und Technologie Izhar Shay und der Wirtschaftsminister Amir Peretz kämpften gegen die Schließung und warnten, dass der Schaden für die israelische Wirtschaft zu schwerwiegend sei, wovon sich das Land nicht erholen könne. Finanzminister Israel Katz behauptete, dass eine allgemeine Schließung der israelischen Wirtschaft den Unternehmen und Hunderttausenden Menschen im Land schweren Schaden zufügen würde. Die Debatte war geprägt von gegenseitigen, teilweise lautstarken Vorwürfen, ein Minister, Ya’acov Litzman, trat sogar von seinem Posten zurück. Politiker rechnen damit, dass trotz Verbots Demonstrationen stattfinden würden. Der amtierende Polizeikommissar Motti Cohen forderte daher klare Anweisungen im Umgang mit den Bürgern, die sich nicht an die Vorschriften halten werden.

„Wenn in den Wochen, in denen es die Einschränkungen gibt und wir, die Bürger Israels, die Regeln nicht einhalten und die Anweisungen nicht befolgen, werden die Maßnahmen vergebens sein“, sagte Gesundheitsminister Yuli Edelstein. „Aber wenn wir uns an die einfachen Regeln des Tragens von Masken, der guten Hygiene und der sozialen Distanz halten, gibt es Licht am Ende des Tunnels.“

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