Rettet das „Med-Dead“-Projekt das Tote Meer?
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Rettet das „Med-Dead“-Projekt das Tote Meer?

Senklöcher am Toten Meer. (© Matthias Hinrichsen)

Senklöcher am Toten Meer. (© Matthias Hinrichsen)

EILAT (im) – Seit den 1980er-Jahren sinkt der Pegel des nördlichen Toten Meeres jährlich dramatisch, in den letzten zehn Jahren um einen bis anderthalb Meter pro Jahr. Um ein weiteres Absinken und damit die ökologischen und wirtschaftlichen Schäden zu verringern oder gar umzukehren, ist jetzt die Forderung nach einer Wasserpipeline vom Roten zum Toten Meer wieder erneuert worden.

Die israelische Handelskammer hat nach israelischen Medienangaben jetzt gefordert, den Bau einer 300 Kilometer langen Wasserpipeline vom Roten zum Toten Meer erneut prüfen zu lassen, damit durch eingepumptes Wasser der Wasserpegel zumindest nicht weiter absinkt. In einem Brief von Kammer-Präsident Uriel Lynn an Umweltminister Gilad Erdan und Energie-und Wasserwirtschaftsminister Uzi Landau legt er die Vorteile einer Realisierung dar. So können neben einer positiven Auswirkung auf Umwelt, Tourismus und Landwirtschaft auch noch Strom gewonnen werden. Landau ließ mitteilen, dass sein Büro eine Machbarkeitsstudie für ein ähnliches Projekt in Auftrag gegeben habe.

Die Idee selbst ist nicht neu, nur streiten sich seit Jahrzehnten Ingenieure und Umweltexperten um die Auswirkungen auf die Natur. Bereits in den 1970er-Jahren sollte das Projekt in die Tat umgesetzt werden, doch scheiterte es seinerzeit aus finanziellen Gründen und grenzüberschreitenden Fragen zu Jordanien. In die erneute Prüfung sind Wissenschaftler der Weltbank, Israels, Jordaniens und der Palästinensischen Autonomiebhörde einbezogen, um die wirtschaftliche Umsetzbarkeit und Auswirkungen für die Natur zu untersuchen. Es wird damit gerechnet, dass in relativ kurzer Zeit ein Ergebnis veröffentlicht werden kann.

Durch das Absinken der Wasseroberfläche bildeten sich zahllose Einsturztrichter von mehreren Metern Durchmesser und Tiefe, die für Mensch und Tier eine Gefahr darstellen. Das Austrocknen wird in erster Linie auf die hohe Entnahme von Trinkwasser vorwiegend zur Bewässerung in der Landwirtschaft aus dem Jordan durch Israel und Jordanien verursacht. Noch 2007 lag der Pegel bei 420 Meter unter N.N., 2011 schon bei 426 Metern.

Frühere wissenschaftliche Studien zum Bau einer Wasserpipeline zwischen den beiden Gewässern warnen vor den Umweltschäden, die durch eine Wasserzufuhr befürchtet werden. Gefahr bestände für die Korallenriffe im Golf von Akaba, aus dem das Wasser fließen sollte, andererseits könnte eine Vermischung des sulfatreichen Wassers vom Roten Meer mit dem kalziumhaltigen im Toten Meer zu großflächiger Gipsbildung durch chemische Prozesse führen. Für das umgerechnet rund fünf Milliarden Euro teure Projekt spricht, dass der Wasserspiegel stabil gehalten werden könnte und das Gefälle zur Stromgewinnung genutzt werden könnte.

Der Pegel des südlichen Teils des Toten Meeres dagegen steigt seit Jahren an, jährlich um rund 20 Zentimeter, was auf große Ablagerungen von Salz zurückzuführen ist. Während sich die Wasserlinie im nördlichen Teil immer weiter von den Badestellen zurück zieht, droht im südlichen Bereich eine Überflutung.

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