Das Haus mit dem Lächeln
JERUSALEM (im) – Zu seinen Füßen wühlen sich Bauarbeiter durch die schmale Yaffo-Street in Jerusalem, rechts und links lehnen sich niedrigere Gebäude an, als wollten sie sagen: Wir brauchen dich. Und gegenüber wetteifern Marktverkäufer lautstark in der berühmten Machane Yehuda Street um die Gunst der Käufer, um ihre frischen Melonen, Hähnchenschenkel und süßen Backwaren an den Mann zu bringen.
Das Gebäude, insofern durch Hitze und Hektik überhaupt in den Blickwinkel des Betrachters geraten, scheint zu lächeln – zumindest in den beiden oberen Etagen. Es ist die Synagoge Zohorei Chama, gegründet vor über 100 Jahren und bis heute in seiner Ursprünglichkeit erhalten, trotz des baufälligen Zustands.
Die Anfänge des jüdischen Lebens
Das 4-stöckige Gebäude hebt sich deutlich von der Masse der Behausungen Jerusalems ab. Die über dem Eingang prangende Tafel bekundet die Gründung des Großen Lernhauses bzw. Großen Haus der Lehre (Beth Hamedrash) im Jahre 1908 durch Rabbi Shmuel Levy mit Unterstützung amerikanischer Philanthropisten. Das war die Zeit der Besiedlung Palästinas durch jüdische Menschen, unter anderem initiiert durch Theodor Herzl. Zuletzt diente das Gebäude als Hostel und Suppenküche für Arme und steht heute offensichtlich leer.
Überdimensionale Sonnenuhr
Die an der Fassade des obersten Stockwerks montierte Sonnenuhr hat eine sehr praktische Bewandnis. Da der jüdische Tag jeweils mit dem Sonnenuntergang beginnt, war so eine exakte Anzeige in früheren Zeiten zuverlässig möglich. Ebenso wichtig ist der Sonnenaufgang, bei dem still gebetet wird. In heutiger Zeit werden in den Medien die genauen Zeiten des Sonnenunter- und -aufgangs angegeben oder auch zum Beispiel direkt am Eingang der Synagoge an der Klagemauer.