ARD auf den Spuren von Maria und Josef
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ARD auf den Spuren von Maria und Josef

Graffiti an der trennenden Mauer in Bethlehem als gewaltloser Widerstand gegen die Israelis. (Foto: ARD)

Graffiti an der trennenden Mauer in Bethlehem als gewaltloser Widerstand gegen die Israelis. (Foto: ARD)

HAMBURG (inn) – Die ARD hat ihre Zuschauer in diesen Tagen auf eine Reise „Von Nazareth nach Bethlehem“ mitgenommen. An vier Tagen wurde jeweils eine Folge im „Morgenmagazin“ ausgestrahlt. Für die Serie hatte Korrespondent Oliver Mayer-Rüth den beschwerlichen Weg nachempfunden, den Maria und Josef nach biblischer Überlieferung vor 2.000 Jahren zurücklegten. Er zeigte, wie „an den historischen Stätten das Leben von Juden, Muslimen und Christen zur Vorweihnachtszeit aussieht“.

Die Serie beginnt in Nazareth, dem Wohnort von Maria und Josef. Der erste Kurzfilm trägt den Titel „Vor dem heiligen Abend in Nazareth“. Für diese Folge begab sich Mayer-Rüth auf eine „Zeitreise in die Welt der heiligen Familie“ – er besuchte das „Nazareth-Dorf“. Araber haben hier eine kleine Ortschaft aufgebaut, die den Charakter von Nazareth zur Zeit Jesu zeigt. Einer von ihnen stellt einen Zimmermann dar. Er sagt vor der Kamera: „Jesus ist zu den Menschen gekommen, um ihnen zu zeigen, wie man leben soll. Und genau das wollen wir in unserem Dorf auch zeigen: Wie die Menschen vor 2.000 Jahren hier gelebt haben, so, wie es ihnen Jesus beigebracht hat.“

Die arabische Christin Gosayna Karam hat sich als Wollfärberin verkleidet. Sie erklärt, wie Schafswolle vor 2.000 Jahren gefärbt wurde. Die Arbeit im historischen Nazareth-Dorf „hilft mir, die Bibel besser zu verstehen“, teilt sie dem ARD-Korrespondenten mit. „Weil ich es erleben kann, wie es vor 2.000 Jahren war. Und wenn ich das erlebe, dann identifiziere ich mich mit dem, was in der Bibel geschrieben steht. Das ist ein großartiges Erlebnis. Nicht allzu viele Menschen haben solch ein Privileg. Es ist ein Segen.“ Mayer-Rüth begleitet die Araberin und ihre Familie auch in den Gottesdienst in der römisch-katholischen Verkündigungsbasilika. Ohne jegliche Polemik weist er darauf hin, dass nach christlicher Tradition an diesem Ort Maria den Engel traf, der ihr Jesu Geburt ankündigte.

Wie Mayer-Rüth gegenüber Israelnetz mitteilte, hatte er sich vor der Produktion die Frage gestellt: „Wie ist es heute, von Nazareth nach Bethlehem zu reisen?“ Natürlich sei es anders als vor 2.000 Jahren, als die Reise nicht nur wegen der Wegelagerer und Römer gefährlich und beschwerlich war. Doch „auch heute ist es eine Strecke, die es in sich hat“. Israelis könnten sie nicht zurücklegen, weil sie normalerweise nicht durchs Palästinensergebiet fahren dürften. Palästinenser kämen nur schwer heraus aus dem Westjordanland.

Über den „Grenzübergang Djalameh“ gelangt Mayer-Rüth in dem Film vom israelischen Nazareth ins Westjordanland. Bei der Dokumentation bemüht sich der Korrespondent um Ausgewogenheit. Zunächst illustriert er die Lage der israelischen Araber und der Palästinenser, die teilweise sehr streng kontrolliert werden und dies als „Qual“ empfinden. Dann lässt er den Pressesprecher der israelischen Armee, Arye Shalicar, zu Wort kommen, der mehrere Jahre in Berlin gelebt hat. Dieser weist auf den Terror hin, der 2002 einen Höhepunkt erreicht hatte. Viele Terroristen seien aus dem Westjordanland nach Israel gekommen. Deshalb habe die Regierung beschlossen, einen Sicherheitszaun zu bauen und die Kontrollen zu verschärfen. Auch wenn der Terror deutlich zurückgegangen sei, müsse man wachsam sein.

Christen und Muslime backen gemeinsam Plätzchen
Die zweite Folge führt den Reporter in die palästinensische Ortschaft Burqin bei Dschenin. In der St. Georgskirche, der drittältesten Kirche der Welt, begegnet er einem Restaurator. Außerdem hilft er Christen und Muslimen, nach traditionellem Rezept Weihnachtsplätzchen zu backen. Im Gespräch mit Israelnetz sagte der Journalist, er habe bewusst Beispiele einer gelungenen Koexistenz zeigen wollen. „Diese friedliche Botschaft passt gut in die Vorweihnachtszeit.“ Deshalb habe er später auch einen muslimischen Schüler der christlich geführten Schule „Talitha Kumi“ in Bethlehem vorgestellt, der dort gut integriert sei.

Klagemauer, armenische Christen und Benediktiner
In der dritten Folge hat das ARD-Team Jerusalem erreicht. Mit einem liberalen Rabbiner besucht Mayer-Rüth die Klagemauer. Er schreibt auch einen Wunsch an Gott auf einen Zettel, den er entsprechend der jüdischen Tradition in eine Ritze zwischen den uralten Steinen steckt. „Die Juden beten hier zum selben Gott wie Jesus von Nazareth vor 2.000 Jahren“, merkt er an. In dem Beitrag wird auch eine weniger ernste Seite der heiligen Stadt gezeigt: Anhänger des chassidischen Rabbi Nachman fangen mitten auf der Straße an zu tanzen und bewegen Passanten dazu, mitzumachen.

Eine weitere Station in Jerusalem ist das armenische Viertel der Altstadt. Der ARD-Korrespondent begleitet Christinnen beim Einkauf von Gewürzen, die für ein traditionelles Weihnachtsgericht nötig sind. Anschließend bietet er den Zuschauern Einblick in die Zubereitung der Speise. Die Kinder der armenischen Christen schreiben einen Wunschzettel, daneben wird eine Tasse Kaffee für den Weihnachtsmann gestellt. Diese Episode ist auf Anregung des „Morgenmagazin“-Redakteurs Michael Heussen entstanden. Dessen Vater wuchs als armenischer Christ in Jerusalem auf, erläutert Mayer-Rüth gegenüber Israelnetz.

Außerdem besucht der ARD-Reporter die Benedektinerabtei „Dormitio“ auf dem Zionsberg. Dort singen die Mönche jeden Morgen einen gregorianischen Choral – „ein Genuss für die Seele und für die Ohren“, meint der Journalist. Bruder Josef aus Düsseldorf bejaht die Frage, ob er durch diesen Gesang besser gelaunt in den Tag gehe.

„Eine Geschichte, die vielen Hoffnung gibt“
In der abschließenden Folge hat das Team Bethlehem erreicht. Der Korrespondent stellt eine Werkstatt vor, in der Krippenfiguren aus Olivenholz geschnitzt werden. Sie ist auf Esel und Kamele spezialisiert. Die Mitarbeiter erzählen, dass durch die Mauer um die Stadt das Geschäft stark zurückgegangen sei. Den rapiden Touristenschwund infolge der palästinensischen „Intifada“ vor der Errichtung der israelischen Sperranlage erwähnen sie hingegen nicht.

Mayer-Rüth besichtigt auch die Geburtskirche und darin die Grotte, in der Jesus nach der Überlieferung auf die Welt kam. Die Stelle ist mit einem Stern gekennzeichnet. In einer belebten Bethlehemer Gasse bilanziert der Reporter: „Hier, wo heute ein ziemliches Gedränge ist, endete vor 2.000 Jahren die Reise der heiligen Familie. Und eine neue Geschichte begann, eine Geschichte, die heute vielen Menschen viel Hoffnung gibt.“

Die einzelnen Filme der Serie „Von Nazareth nach Bethlehem“ sind auch im Internet zu sehen.

(E. Hausen / www.israelnetz.com)

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