2.000 Jahre altes jüdisches Ritualbad freigelegt

Unerwartete Entdeckung bei Straßenbau

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2.000 Jahre altes jüdisches Ritualbad freigelegt

2.000 Jahre alte Mikwe in Galiläa. (© Israelische Alterumsbehörde)

2.000 Jahre alte Mikwe in Galiläa. (© Israelische Alterumsbehörde)

KFAR MANDA (ts) – In Niedergaliläa legten Ende September unter der Leitung der Israelischen Altertumsbehörde Überreste einer Mikwe, eines jüdischen Ritualbades, frei. Dieses gehörte zu einem jüdischen landwirtschaftlichen Gehöft, das dort vor rund 2.000 Jahren, also zur Zeit des Zweiten Jüdischen Tempels, existierte. Zahlreiche Helfer gruben die antike Stätte aus, unter ihnen Arbeiter aus dem nahegelegenen Kibbuz Hannaton, Freiwillige aus der Umgebung und Studenten. „Die Existenz einer Mikwe zeigt, dass die Bewohner des alten Bauernhofs Juden waren, die eine religiöse und traditionelle Lebensweise führten und Reinheit als ein Torah-Gebot bewahrten“, so die beiden Ausgrabungsleiter Abd Elghani Ibrahim und Dr. Walid Atrash. Ritualbäder würden seit der Zeit des Zweiten Tempels bis heute von Juden zur Einhaltung der jüdischen Reinheitsgebote im täglichen Leben, so die beiden Forscher weiter.

Video: Bergung der 2.000 Jahre alte Mikwe in Galiläa. (© Israelische Alterumsbehörde)

Der Fund ist von besonderer Bedeutung, weil bisher keine jüdischen Bauernhöfe aus dieser Zeit in Galiläa gefunden wurden. Von daher deutet der Fund der Mikwe auf eine eindeutige, jüdische Existenz hin. Bis dahin nahmen Forscher an, dass Juden zur Zeit der römischen Besatzung weder auf Bauernhöfen noch außerhalb der Städte wohnten, erläutern die Forscher. In der Nähe befand sich die für Juden seinerzeit bedeutende Stadt Sepphoris (Zippori), die eine Hochburg des Judentums in Galiläa gewesen war. Biblisch betrachtet, ist im Lukas-Evangelium (Neues Testament) das Gleichnis vom verlorenen Sohn niedergeschrieben, das auf einen landwirtschaftlichen Betrieb hinweist. Dieses Evangelium entstand etwa 60 bis 80 n. Chr., also noch weit vor der Entstehung des Christentums. Die Protagonisten sind offensichtlich Juden. Nach Forscherangaben soll das Gehöft vor rund 1.700 Jahre durch ein Erdbeben zerstört und endgültig vor rund 400 Jahren verlassen worden sein. Die Römische Stadt Bet Shean, die nur 40 Kilometer entfernt liegt, wurde 749 n. Chr. durch ein Erdbeben zerstört. Es liegen jedoch keine Angaben der Archäologen vor, ob diese beiden Ereignisse möglicherweise in Zusammenhang stehen, auch wenn sie zeitlich 350 Jahre Unterschied haben sollen.

Das Fundgebiet erstreckt sich auf dem Gelände eines zu bauenden Autobahnkreuzes. Um die Mikwe zu erhalten, wurde sie vollständig geborgen und soll an einem anderen Ort aufgebaut und ausgestellt werden. Die Mikwe wiegt rund 57 Tonnen und musste von einem Felsen abgetrennt werden, um anschließend mit einem Rahmen aus Stahlträgern transportsicher zum neuen Bestimmungsort transportiert werden zu können.

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