100 Friedenssäulen vor der israelisch-ägyptischen Grenze
|

100 Friedenssäulen vor der israelisch-ägyptischen Grenze

100 israelische Friedenssäulen vor der ägyptischen Grenze. (© Matthias Hinrichsen)

100 israelische Friedenssäulen vor der ägyptischen Grenze. (© Matthias Hinrichsen)

Nizzana (im) – „Kunst am Zaun“ könnte es auch heißen, was hier der Israeli Dani Karavan aufgestellt hat: 100 massive Steinsäulen auf einer Länge von fast 3000 Metern – Friedenssäulen.Freitags und samstags herrschen am Grenzübergang des kleinen israelischen Ortes Nizzana öde Leere, der Shabbat ordnet die Ruhe. Touristen dürfen hier ohnehin nicht passieren, nur Warenverkehr im Back-to-Back-Modus, die Lastwagen fahren rückwärts zusammen und übergeben die Güter, wird praktiziert.

100 Friedenssäulen – 100 mal Friedenswünsche

Der Künstler nannte die sogenannte Umwelt-Skulptur „Weg des Friedens“. Auf den ersten Blick ergeben sie als Gesamtbild keinen so rechten Sinn, aber das ist ja bei Kunst öfter so. Auf der letzten Distanz kann man mehr oder weniger bequem, parallel zur Straße 211, einen staubigen und holprigen Pfad über die in das leicht hügelige Gelände eingestampften Säulen folgen: 100 Säulen, 100 Mal Frieden ist eingraviert, 100 Mal in einer anderen Sprache. Den Abschluss bilden vier im Quadrat aufgestellte Säulen – ohne Friedenserklärung. Lediglich die Himmelsrichtungen sind in Arabisch, Hebräisch und Englisch eingraviert. Doch auch schon diese Reihenfolge ist symbolisch, Arabisch vor Hebräisch.

Ein israelischer Soldat hat Feierabend und nutzt den Weg an den Friedenssäulen vorbei. (© Matthias Hinrichsen)

Ein israelischer Soldat hat Feierabend und nutzt den Weg an den Friedenssäulen vorbei. (© Matthias Hinrichsen)

100 Friedenssäulen – umspült von Sahara-Sand

Ganz im Gegensatz zu dem erst vor Wochen errichteten massiven Zaun, der Israel von Ägypten trennt, kennt der goldbraune Wüstensand des Sinai keine Grenzen. Starke Winde wirbeln die Körnchen hunderte oder gar tausende Meter in die Luft und blasen sie in den jüdischen Staat, der eigentlich nur mit Steinwüsten bedeckt ist, nun aber kleine Wanderdünen bis 50 Kilometer ins Landesinnere bilden. Die Friedenssäulen enden vor der Grenze, bewusst durch Menschen aufgestellt, der Sand ist vielleicht eine stille Antwort aus dem arabischen Staat, sich weiter auszutauschen oder gar zu vereinen. Zwischen beiden Ländern herrscht schon lange Frieden, auch amtlich mit Friedensvertrag, unterzeichnet Anfang 1979 von Sadat und Begin.

100 Friedenssäulen – eine Vision

Nach dem Arabischen Frühling und Angriffen von vermutlich ägyptischen Radikalen, musste Israel reagieren, und baute einen massiven Zaun – reine Sicherheitsmaßnahme, denn bis dahin trennte nur ein bauchhoher Zaun die beiden Staaten. Aber eine Vereinigung wird es aus heutiger Sicht wohl nicht geben, zumindest nicht in absehbarer Zeit, auch wenn einige Forscher davon ausgehen, dass einige der Israel umgebenden Nationen manche verlorenen Stämme Israels sein könnten.

Offiziell ist davon natürlich nirgends die Rede. Warum auch? Es gibt keine eindeutigen Fakten, nur Hinweise. Doch angenommen, die Vermutungen werden Wahrheit, dann verlören die umliegenden Nationen ihr Feindbild, das unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Wie hieße dieses Land der vereinten Stämme Israels? Welche Religion wäre die führende? Würden Moslems zu Juden? Bis zur möglichen Antwort stehen die Friedenssäulen hoffentlich noch.

Startseite