„Spiel mir das Lied vom Leben“
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„Spiel mir das Lied vom Leben“

Giora Feidman. (Foto: Phoenix)

Giora Feidman. (Foto: Phoenix)

26.3.2011 – 13.30 – Phonix: Giora Feidman und der Klezmer. Da steht er, wie vor hundert Jahren sein Großvater, ein berühmter Klezmer, inmitten erstaunter Männer in ihren schwarzen Gehröcken und runden Filzhüten und spielt wie „die Stimme Gottes“: Giora Feidman, der berühmte Weltstar, der Oscarpreisträger, im Jerusalemer Orthodoxenviertel, Mea Schearim. Hier, in dieser Welt ohne Radio und Fernsehen, ist er nichts anderes als ein Jude unter anderen Juden, die mit ihm über die Leiden der Vergangenheit weinen und doch wissen, dass am „Ende der Tage“ der Messias wartet.

So hat man den „King of Jewish Soul“, den Meister der Klezmer- Musik, der seit 20 Jahren nicht nur in Deutschland Konzertsäle füllt, noch nicht gesehen. Kurz vor seinem 70igsten Geburtstag begleitet ihn ein SWR-Filmteam bei Proben und Auftritten in Deutschland und auf einer Reise in seine Heimat.

In einer deutschen Kirche spielt er im Duett mit dem christlichsten aller Instrumente, der Orgel. Feidman liebt es, traditionelle Grenzen zu sprengen. „Wenn ich spiele, bin ich kein Jude“, sagt er im Interview, „und wenn ihr zuhört, seid ihr keine Christen oder Muslime, sondern wir sind Menschen, die die Stimme des eigenen Herzens entdecken.“ So pathetisch kann er sein – und so ehrlich. Hoffnung, Erlösung – und Liebe: für Feidman Sinn und Botschaft seiner Musik. Erstmals gewährt er Einblick in sein Leben: Im Mittelpunkt stehen nicht seine großen Bühnenauftritte, sondern der weitgehend unbekannte Feidman: in seinem Heim in einer israelischen Kleinstadt, inmitten seiner Enkel, mit seiner Frau, der Komponistin Ora Bat Chaim, der er einige seiner schönsten Stücke verdankt.

Er spielt bei einer chassidischen Hochzeit und trifft in Haifa arabische Freunde: „Politisch trennen uns Welten“, sagt er; doch dann greifen sie zu ihren Instrumenten. Und er wünscht sich von Herzen, dass Frieden keine Utopie bleibt.

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