„Plötzlich war ich Jüdin“
|

„Plötzlich war ich Jüdin“

Die heute 90-Jährige Inge Deutschkron. (© 3sat)

Die heute 90-Jährige Inge Deutschkron. (© 3sat)

22.01.2013 – 22.45 Uhr – RBB: Das unglaubliche Leben der Inge Deutschkron. Als Zehnjährige wird Inge Deutschkron, Jahrgang 1922, in Berlin mit dem Rassenwahn der Nazis konfrontiert, in den folgenden zwölf Jahren lebt sie in ständiger Angst vor Übergriffen und Verhaftung. Während der Vater nach England emigrieren kann, warten Inge und ihre Mutter vergeblich auf eine Möglichkeit nachzureisen.

Als die Verfolgung der Juden immer brutaler wird, tauchen sie unter, wechseln immer wieder das Versteck. Es sind politische Freunde oder einfach nur mitfühlende Menschen, die Ihnen Unterschlupf bieten – „stille Helden“ wird sie Inge Deutschkron später voller Dankbarkeit nennen. Inge Deutschkron und ihrer Mutter gelingt es, Verfolgung und Krieg in Berlin zu überleben.

Nach Kriegsende arbeitet Inge Deutschkron zunächst im Ostsektor Berlins, eckt dort aber bei der sowjetischen Besatzungsmacht an. 1946 geht sie nach London, 1955 kommt sie nach Bonn und berichtet in Zeitungen und Hörfunk über ihre Erlebnisse – es ist der Beginn einer Karriere als Journalistin, die sie als Deutschland-Korrespondentin der israelischen Zeitung „Ma’ariv“ fortsetzt. Im Bonn der Adenauer-Ära wird sie als Jüdin immer wieder mit der Verdrängung der Vergangenheit, aber auch mit den Überbleibseln nazistischen Gedankenguts in der Bevölkerung und in den höchsten Positionen der jungen Bundesrepublik konfrontiert. Bis heute sieht Inge Deutschkron ihr Überleben im Krieg als Verpflichtung an, dafür zu kämpfen, dass die Erinnerung an den Holocaust, aber auch an die „stillen Helden“ des „anderen“ Deutschland lebendig bleibt. Sie legt deshalb von ihren Erfahrungen und Erlebnissen engagiert, meinungsstark und temperamentvoll Zeugnis ab.

Die Dokumentation „Plötzlich war ich Jüdin“ zeichnet das Porträt einer außergewöhnlichen und außergewöhnlich starken Frau. Inge Deutschkron, die im August 2012 90 Jahre alt wurde, blickt in dem Film auf ein höchst ungewöhnliches Leben zurück, auf dramatische Zeiten, in denen sie die schlimmsten Seiten Deutschlands, aber auch die besten Seiten einzelner mutiger Menschen kennenlernte.

(Text: RBB)

Startseite