„Mythos Moses“ + „Der Auftrag des Erzengels“ (14.2./ZDF)
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„Mythos Moses“ + „Der Auftrag des Erzengels“ (14.2./ZDF)

Wartet an einem geheimen Ort auf ihre Entdeckung: Die Bundeslade der Israeliten. (Foto: Georg Gaffe/ZDF)

Wartet an einem geheimen Ort auf ihre Entdeckung: Die Bundeslade der Israeliten. (Foto: Georg Gaffe/ZDF)

14.2.2011 – 2.35 Uhr – ZDF – Mitten in der Nacht bringt das ZDF zwei interessante Beiträge zu biblischen Themen. Der erste Film „Mythos Moses“ aus der Reihe „Das Bibelrätsel“ befasst sich mit der Geschichte des Mannes, nach dem die ersten fünf Kapitel der Bibel benannt sind. Er hatte eine ganz besondere Beziehung zu Gott als andere sich noch unzähligen anderen Gottheiten hingaben, Menschen opferten und in zügelloser Freizügigkeit lebten. Spannend wird es auch im gleich anschließend ausgestrahlten Film „Der Auftrag des Erzengels“. Der Autor begibt sich auf die Spuren der Gabriel-Offenbarung und alles beginnt mit einer rätselhaften Steintafel, die 1998 bei einer Auktion auftaucht.

Film „Mythos Moses“

Mose – ein Leben wie ein Roman. Ein Findelkind, ausgesetzt auf dem Nil, das am Hof des mächtigsten Herrschers seiner Zeit aufwächst und am Ende zum Rebellen und Freiheitskämpfer wird. Der Mann, der sein Volk aus der Knechtschaft führt und einen Bund mit Gott schließt. Die ersten fünf Bücher der Bibel hat man nach Mose benannt, ja, er soll sogar ihr Autor sein. Aber hat der große Religionsstifter überhaupt gelebt? Bis heute suchen Archäologen nach seinen Spuren. Wer war dieser rätselhafte Mose?

Auf der Jagd nach der Bundeslade: englische Schatzsucher im Jahr 1911. (Foto: Georg Gaffe/ZDF)

Auf der Jagd nach der Bundeslade: englische Schatzsucher im Jahr 1911. (Foto: Georg Gaffe/ZDF)

Die Fahndung nach dem historischen Mose führt nach Ägypten. Hier sollen die Israeliten nach der biblischen Überlieferung zu einem mächtigen Volk herangewachsen sein, das Fronarbeit für die Pharaonen leisten muss. Aus der Sicht moderner Forscher, wie dem israelischen Archäologen Israel Finkelstein, verbirgt sich hinter der biblischen Erzählung ein kleinasiatisches Volk, das tatsächlich um 1700 vor Christus im Nildelta siedelte. Die so genannten Hyksos hatten sogar vorübergehend die Macht in Ägypten an sich gerissen, bis sie schließlich von den Pharaonen besiegt wurden. Die Erinnerung an ihre Vertreibung hat die Bibel in der Exodus-Erzählung verarbeitet.

Die Israeliten brachten die Bundeslade vom Sinai nach Jerusalem. (Foto: Georg Gaffe/ZDF)

Die Israeliten brachten die Bundeslade vom Sinai nach Jerusalem. (Foto: Georg Gaffe/ZDF)

Und wie verhält es sich mit Mose selbst? Ist auch in der großen Schlüsselfigur ein historisches Vorbild verarbeitet? Der Ägyptologe Rolf Krauss ist fest davon überzeugt: Der biblische Held hieß in Wirklichkeit Amun-masesa, ein ägyptischer Vizekönig, der im 13. Jahrhundert vor Christus einen Aufstand gegen den Pharao anzettelte. Die Bibel hat die Erinnerung an den Rebellen bewahrt – und umgedichtet. Aus dem Ägypter wurde der Israelit, aus dem Aufrührer gegen den Pharao wurde der Freiheitskämpfer Mose – und der Religionsstifter, der Mann, der auf einem Berg im Sinai von Gott die Zehn Gebote erhält.

Nach Meinung heutiger Forscher sind auch in den biblischen Eingottglauben ‚ägyptische Erinnerungen‘ der Israeliten eingeflossen. Pharao Echnaton hatte nämlich schon vor Mose in einer religiösen Revolution alle Götter bis auf einen, die Sonne, abgeschafft. Naturwissenschaftler und Archäologen halten auch für die weiteren dramatischen Ereignisse der Exodus-Erzählung überraschende Einsichten parat. Verbirgt sich der katastrophale Ausbruch des Vulkans von Santorin hinter der Geschichte von den ‚Sieben Plagen‘? Verschlang eine dadurch ausgelöste Tsunami-Welle das Heer des Pharao? War der ‚Durchzug durch das Rote Meer‘ in Wirklichkeit eine Fata Morgana? Gibt es eine physikalische Erklärung für die rätselhafte Macht der Bundeslade?

‚Und die Bibel hat doch Recht‘ lautete der Titel eines erfolgreichen Buches aus den 60er Jahren. Das Fazit, das zeitgenössische Wissenschaftler ziehen, ist differenzierter: Die Überlieferung der Bücher Mose beruhen ihrer Ansicht nach zwar auf einer Vielzahl historischer Begebenheiten, aber die Autoren der Bibel stellten sie in völlig neue Zusammenhänge und komponierten daraus eine große dramatische Erzählung – die Geschichte von Gott und seinem auserwählten Volk.

Dr. David Jeselsohn und Prof. Jürgen Zangenberg an der Steintafel. (Foto: ZDF)

Dr. David Jeselsohn und Prof. Jürgen Zangenberg an der Steintafel. (Foto: ZDF)

Film „Der Auftrag des Erzengels“

Im Auftrag des ZDF unternahm der renommierte Bibelarchäologe Jürgen Zangenberg eine Recherchereise, bei der er nicht nur die Steintafel selbst in Augenschein nahm. In Zusammenarbeit mit ausgewiesenen Experten unternimmt der Theologieprofessor aus Leiden die Entschlüsselung der Inschrift, und versucht eine Identifizierung der darin erwähnten Personen. Die Fragen nach der Echtheit und der Herkunft der Steintafel führen den Fachmann an die Schauplätze des Geschehens in Israel und Jordanien.

Hat es bereits vor Jesus eine Auferstehung gegeben? Ist die Hoffnung auf eine Überwindung des Todes eine gängige, und keineswegs eine einzigartige Idee innerhalb messianischer Bewegungen im Judentum? Eine rätselhafte Steintafel gibt Einblick in die Umbruchsituation in Israel um die Zeitenwende – und könnte dabei traditionelle christliche Vorstellungen von der Auferstehung erschüttern.

Die Grabsteine von Kwar es Safi sind teilweise mit Tinte beschrieben. (Foto: ZDF)

Die Grabsteine von Kwar es Safi sind teilweise mit Tinte beschrieben. (Foto: ZDF)

Der Schweizer Sammler David Jeselsohn wird 1998 zu einer Auktion biblischer Antiquitäten in London eingeladen. Unter den Objekten, die er von einem jordanischen Händler erwirbt, ist eine beschriftete Steintafel von einem Meter Länge und 40 Zentimetern Breite. Die in drei Stücke zerbrochene Tafel weist zwei Spalten mit insgesamt 87 Zeilen in frühhebräischer Schrift auf. Der Treuhänder aus Zürich ist versiert genug, um in Zeile 77 den Namen des biblischen Erzengels Gabriel identifizieren zu können. Das Objekt wird fortan als ‚die Offenbarung des Gabriel‘ bezeichnet. 2005 steht es in Jeselsohns Wohnung, als die renommierte Schriftexpertin der Hebrew University, Ada Yardeni, den Sammler für eine Expertise aufsucht. Dr. Yardeni ist Mitherausgeberin der Schriftrollen vom Toten Meer. Auf den ersten Blick erkennt sie, dass das Schriftbild des Textes auf der Steintafel dem der Texte aus Qumran entspricht. Linguistische und orthografische Analysen des Textes erhärten ihre These: Die Gabriel-Offenbarung lässt sich räumlich wie zeitlich den Schriftrollen von Qumran zuordnen. Und sogar die Tinte scheint eine ähnliche zu sein. Mit dem Unterschied, dass der Gabriel-Text auf einen Stein aufgetragen worden ist. Damit wäre er das einzige Artefakt aus dem 1. Jahrhundert, bei dem sich eine in Tinte gefasste Aufschrift auf Stein bis heute erhalten hat.

Menachem bewaffnet seine Anhänger. (© ZDF)

Menachem bewaffnet seine Anhänger. (© ZDF)

Die Diskussion um die Steintafel erhält Anfang 2008 eine neue Wendung, als der renommierte Bibelforscher Israel Knohl die von Ada Yardeni vorgelegte Übersetzung des Textes neu interpretiert. Es geht um die Zeile 80, die Knohl als Hinweis auf eine Auferstehung versteht: ‚Am dritten Tage, ich, Gabriel, befehle es Dir, erhebe Dich und lebe!‘ Als Sprecher gilt Erzengel Gabriel, der als Bote Gottes eine wichtige Rolle im biblischen Geschehen einnimmt. Aber der Auftrag des Erzengels ging nicht an Jesus von Nazareth. Der Text enthält sogar Hinweise, dass er Jahrzehnte vor Jesus verfasst worden war. Knohl glaubt, dass sich der Erzengel dabei an einen jüdischen Rebellenführer namens Simon wendet. Simon gilt bei seinen Mitstreitern als Messias und wirkt im ersten Jahrzehnt unserer Zeitrechnung, wenige Jahre vor Jesus. Das gewaltsame Ende des Simon in einer Schlucht östlich des Jordan wird von dem jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus beschrieben.

Stellt die Auferstehung Jesu von den Toten damit lediglich die Kopie eines im Judentum verbreiteten Konzepts dar? War die Fähigkeit zur Überwindung des Todes nichts weiter als ein notwendiger Bestandteil der Eigenschaften eines jüdischen Messias?

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