„Leben in Bildern“
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„Leben in Bildern“

Enkel Ben Peter mit seiner Großmutter Miriam Weissenstein vor einem Foto von ihr in jungen Jahren. (© Heymann Brothers Films)

Enkel Ben Peter mit seiner Großmutter Miriam Weissenstein vor einem Foto von ihr in jungen Jahren. (© Heymann Brothers Films)

14.1.2013 – 23.25 Uhr – Arte: Die 96-jährige Miriam Weissenstein soll ihren traditionsreichen Fotoladen in Tel Aviv aufgeben, um Platz zu machen für ein Bauprojekt. Doch die alte Dame und ihr Geschäft sind eine Institution in Tel Aviv. Und sie setzt sich gemeinsam mit ihrem Enkel Ben kräftig zur Wehr. „Life in Stills“ heißt der Original-Titel, der im Sommer 2012 auch in einigen deutschen Kinos lief.

Miriam Weissenstein ist eine Institution in Tel Aviv und im Leben aller, die mit ihr zu tun haben. Ganz besonders für ihren Enkel Ben. Er führt das Fotohaus der Großeltern, die Zalmania, weiter. Rudi und Miriam Weissenstein haben von Beginn an den Aufbau des jungen Staates Israel in Bildern festgehalten, die heute weltweit gefeiert werden. So war Rudi Weissenstein als einziger Fotograf zur Proklamation des Staates Israels eingeladen. Trotz der – auch in diesem Dokumentarfilm erlebbaren – fundamentalen Bedeutung dieser Dokumente einer Pioniergeneration für das israelische Selbstverständnis, machen die Planierraupen der Moderne vor dem alten Laden nicht Halt. Das Geschäft soll einem Neubau weichen. Und Miriam Weissenstein müsste im Alter von 96 Jahren an einem anderen Ort von vorn anfangen. Sie ist kurz davor, den Mut zu verlieren. Aber Miriam Weissenstein ist eine Frau mit einem starken Willen. Und man sollte die alte Dame besser nicht zur Feindin haben. Gemeinsam mit ihrem Enkel Ben versucht sie mit allen Kräften, ihren Laden zu retten.

Der Dokumentarfilm lebt vom beständigen Wechsel zwischen jüdischem Witz, schonungslosem Sarkasmus unter vollständiger Ignorierung nicht nur politischer, sondern jedweder „Correctness“ und intimen Momenten der Verletzbarkeit und des Schmerzes über eine sich beiläufig enthüllende Familientragödie. Die Regisseurin Tamar Tal erzählt jedoch auch mit Feingefühl und einer ausgeprägten Beobachtungsgabe etwas über die Kluft zwischen den Generationen. Die Einbindung der Fotos ist genau durchdacht und verstärkt die Emotionalität der Geschichte. Der Film zeigt, dass eine positive Einstellung zum Leben sowie Humor die Ingredienzien sind, die den Menschen am Leben erhalten und ihn selbst tragische Momente überwinden lassen. Der Film wurde beim Leipziger DOK-Film-Festival 2011 mit der Talent-Taube ausgezeichnet und gewann danach auf vielen internationalen Festivals zahlreiche Preise.

Israel 2011, 57 min., Regie: Tamar Tal
Keine Wiederholung
>>> „Leben in Bildern“ ist zeitlich begrenzt in der Mediathek verfügbar

(Text: Arte)

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