Jerusalemer Frauen wollen auf Plakatwände
|

Jerusalemer Frauen wollen auf Plakatwände

Frauen auf Plakaten sind in der westlichen Welt üblich, in Jerusalem ein Problem. (© bsi)

Frauen auf Plakaten sind in der westlichen Welt üblich, in Jerusalem wird Feinsinnigkeit benötigt. (© bsi)

JERUSALEM (bsi) – Israel ist ein offenes und pluralistisches Land, doch in den letzten Wochen machten vermehrt Meldungen die Runde, wonach Frauen bei verschiedenen Gelegenheiten aus religiösen Motiven aus dem öffentlichen Raum gedrängt wurden. Dies betrifft auch die Plakatwände in Jerusalem, von denen Frauen seit einiger Zeit ganz verschwunden zu sein scheinen.

So wirbt etwa die neue Kampagne des Modelabels „Honigman“ in ganz Israel mit Aufnahmen des bekannten Models Sandy Bar – in Jerusalem indes ist von ihr nicht mehr zu sehen als ihre Hand, die eine Handtasche hält. Eine Gruppe von Aktivisten, der unter anderem der konservative Rabbiner Uri Ayalon angehört, hat nun beschlossen, diesem scheinbaren Konsens etwas entgegenzusetzen.

Auf 1000 Plakaten sollen Frauen in gewöhnlicher Aufmachung gezeigt werden. (© bsi)

Auf 1000 Plakaten sollen Frauen in gewöhnlicher Aufmachung gezeigt werden. (© bsi)

Eine Plakatkampagne zeigt Frauen jeden Alters in betont unprätentiösen Posen mit einem kleinen Stempel mit der Aufschrift „Unzensiert“. „Das Erscheinen von Frauen sollte langweilig sein, etwas, das einem gar nicht auffällt“, so Ayalon zur Idee der Kampagne.

Alle an dem Fotoshooting beteiligten Frauen erklären, sie seien gegen sexistische oder übertrieben erotisierende Darstellungen von Frauen auf Werbeplakaten. Diese sind schon seit Jahren aus dem Jerusalemer Stadtbild verschwunden, um die Gefühle der religiösen Einwohner nicht zu verletzen. Die jüngsten Entwicklungen erfüllen die Initiatoren der Kampagne jedoch mit Sorge.

So erklärt beispielsweise die Besitzerin einer Tanzschule, sie habe in letzter Zeit Probleme damit, ihre Kurse zu bewerben, da verlangt worden war, die Tänzerinnen aus den Plakaten zu entfernen und die Werbung etwa auf einen Schuh zu reduzieren. 1.000 Plakate wollen die Initiatoren der Kampagne nun zunächst im Jerusalemer Stadtzentrum aufhängen. „Das größte Problem ist die Selbstzensur der Firmen“, so eine der Teilnehmerinnen.

(Haaretz /Übersetzung: Israelische Botschaft)

Startseite