„Giora Feidmann und das Gershwin Quartet“
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„Giora Feidmann und das Gershwin Quartet“

Giora Feidman und Gershwin Quartett. (© Mints Artists Management)

Giora Feidman und Gershwin Quartett. (© Mints Artists Management)

17.06.2012 – 9.30 Uhr – SWR: Das Ensemble Gershwin Quartet leitet seinen Namen nicht von George Gershwin ab, dem Schöpfer der einzigartigen „Rhapsody in Blue“. Diesen Namen wählten die Musiker vielmehr, weil ihr Primarius der Geiger Michel Gershwin ist. Die „Gershwins“ spielen natürlich mit dem Sound ihres populären Namens, der ihnen aber auch Programm ist.

War George Gershwin denn nicht einer, der schon vor Jahrzehnten das praktizierte, was man heute „Cross Over“ nennt? Seine Grenzüberschreitungen zwischen Klassik und Folk, Oper und Blues verdankten sich allerdings keiner Mode, denn sie entsprachen seinem künstlerischen Naturell, das man als undogmatisch und offen beschreiben kann.

Musikalisches Schubladendenken, hier E-, dort U-Musik, ist auch den „Gershwins“ fremd. Und es spricht Bände, dass sie unter den klassischen Komponisten solche favorisieren, die ebenso dachten: Immerhin schrieb Mozart mit Begeisterung Kontretänze für Faschingsbälle, während Schubert ganze Serien von Ländlern komponierte. Gleiches lässt sich auch von den Komponisten des 20. Jahrhunderts sagen, deren Quartette die „Gershwins“ im Gepäck haben: von Astor Piazzolla, dem Vertreter des Tango Nuevo, oder von Heitor Villa-Lobos, der so manche seiner Melodien und Rhythmen den Amazonas-Indianern abgelauscht haben will. So fügt sich die Zusammenarbeit mit Giora Feidman perfekt ins Bild, gelingt es doch auch ihm mit immer wieder erstaunlicher Mühelosigkeit, die musikalischen Sprachen zu wechseln.

„Lang lebe Giora, seine Klarinette und seine Musik. Er schlägt Brücken zwischen Generationen, Kulturen und Schichten, und er tut es mit vollendeter Kunst!“, schwärmte kein Geringerer als Leonard Bernstein von dem in New York lebenden Musiker. Mitverantwortlich für diese Fähigkeit des Überbrückens ist sicherlich Feidmans Biographie.

Als Sohn jüdischer Einwanderer aus Bessarabien in Argentinien geboren, wächst er in einer Musikerfamilie auf. „Fast immer“, meint er, „vollzieht sich unsere erste Berührung mit Musik durch eine menschliche Stimme, deren Singen uns beruhigt, uns tröstet, uns fröhlich macht. Für mich waren das die jiddischen Lieder, die meine Mutter für mich sang …“ Bliebe noch zu ergänzen, dass er 1956 von Buenos Aires ins Land seiner Väter übersiedelte, um Mitglied des jungen Israel Philharmonic Orchestra zu werden; und dass er zu Beginn der 1970er Jahre nach New York kam. Von hier aus startete er seine Weltkarriere als Solist, als einer der bedeutendsten Interpreten von Klezmer-Musik.

(Text/Foto © SWR)

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