„Geh und lebe – Va, vis, et deviens“
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„Geh und lebe – Va, vis, et deviens“

Schlomos leibliche Mutter (Meskie Shibru Sivan) ist besorgt um ihren Sohn (Moshe Agazai). (Filmausschnitt)

Schlomos leibliche Mutter (Meskie Shibru Sivan) ist besorgt um ihren Sohn (Moshe Agazai). (Filmausschnitt)

13.9.2012 – 22.25 Uhr – 3sat: Eine Mutter trennt sich von ihrem neunjährigen Sohn, damit er überleben kann. Sie – eine äthiopische Christin – gibt ihn als Juden aus und schickt ihn nach Israel. Eine Rettungsaktion unter der Leitung des israelischen Mossad soll auch ihn vor dem sicheren Hungertod bewahren. Eine äthiopische Jüdin, die kurz zuvor ihren eigenen Sohn verloren hat, nimmt den Junge in ihre Obhut und verschleiert seine wahre Identität.

In Tel Aviv muss er seine Wurzeln verleugnen und eine neue Identität annehmen. Ab jetzt wird er Salomon heißen, Schlomo genannt. In der fremden Umgebung ist er zunächst sehr allein. Eine jüdische Familie adoptiert ihn und bemüht sich um sein Vertrauen. Schließlich lässt er sich auf diese Menschen ein, sein Geheimnis behält er jedoch für sich. Er wächst auf mit der Angst, das Land verlassen zu müssen, wenn jemand erfährt, dass er kein Jude ist.

Schlomo lernt leben und lieben, doch die Last seines Geheimnisses begleitet ihn. Immer wieder schreibt er seiner Mutter. Der Tag rückt näher, an dem er sein Schweigen brechen muss, denn auch seine Frau ahnt nicht, wer er wirklich ist.

Operation Moses. (Filmausschnitt)

Operation Moses. (Filmausschnitt)

Hintergrund
Radu Mihaileanus Film ‚Geh und lebe‘ erzählt anhand der Geschichte des Jungen Salomon vom Schicksal mehrerer Tausend äthiopischen Juden, die im Zuge der ‚Operation Moses‘ in den 1980er Jahren über den Sudan nach Israel gelangten. Regisseur Mihaileanu geht der Frage der jüdischen Identität und dem existenziellen Gefühl von Heimatlosigkeit nach, von welchem Tausende von ‚Schwarzen Juden‘ in Israel betroffen waren – und es bis heute sind. Einzig aufgrund ihrer jüdischen Konfession von Israel ‚gerettet‘, von breiten Teilen der israelischen Bevölkerung aber nicht als ‚wahre Juden‘ akzeptiert, sind sie auf der Suche nach ihrem Platz in einer Gesellschaft, in welcher sie als Außenseiter gelten.

Der 1958 in Bukarest geborene Regisseur Radu Mihaileanu floh 1980 vor der Diktatur Ceaucescus nach Frankreich, wo er am Institut des Hautes Etudes Cinématographiques Filmwissenschaften studierte. Sein außergewöhnlicher Film ‚Zug des Lebens‘ (1998) wurde unter anderem 1999 mit dem Publikumspreis beim Sundance Film Festival und ein Jahr zuvor mit dem FIPRESCI-Preis bei den Filmfestspielen Venedig und dem Publikumspreis auf dem Cottbusser Festival des Jungen Osteuropäischen Films ausgezeichnet. ‚Geh und lebe‘ und ‚Zug des Lebens‘ beschäftigen sich beide mit der jüdischen Identität, wenn auch in verschiedenen Zusammenhängen: Während sich in ‚Geh und lebe‘ Salomon als Jude ausgibt, um zu überleben, müssen die Dorfbewohner in ‚Zug des Lebens‘ ihren jüdischen Glauben verleugnen, um sich vor der Deportation durch die Nazis zu schützen.

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