„Die Geschwister Stein, Mäzene der modernen Kunst“
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„Die Geschwister Stein, Mäzene der modernen Kunst“

Gertrude Stein im Jardin du Luxembourg in Paris.

Gertrude Stein im Jardin du Luxembourg in Paris.

12.11.2011 – 22.00 Uhr – Arte: Gertrude, Michael und Leo Stein stammen aus einer Familie deutscher Juden, die um 1880 nach Kalifornien emigriert war. Sie wachsen in San Francisco auf. Doch die bescheidene Kulturszene der Stadt kann die Geschwister kaum befriedigen. Paris hingegen ist mit seiner kulturellen Vielfalt schon damals ein Paradies für Künstler.

So kehren Gertrude, Michael und Leo der kulturellen Wüste Kaliforniens den Rücken und stürzen sich ins Pariser Künstlerleben. Michael, der Älteste, verwaltet seit dem Tod der Eltern das kleine Familienvermögen und sorgt im Geschwistertrio für Zusammenhalt. Leo gelingt als erster der Sprung in die Pariser Künstlerszene. Dies verdankt er vor allem dem Galeristen Ambroise Vollard, mit dessen Unterstützung die Stein-Sammlung ihren Anfang nimmt. Gertrude, die Jüngste der drei, ist Schriftstellerin und beteiligt sich aktiv an der Auswahl der Werke für die Sammlung. Dabei nimmt sie schnell Abstand von „etablierten“ Künstlern wie Renoir und Cézanne und begeistert sich für die weitaus günstigeren Bilder junger, experimentierfreudiger Maler wie Matisse und Picasso.

Die Familie Stein 1902 im Italienurlaub in Fiesole.

Die Familie Stein 1902 im Italienurlaub in Fiesole.

Michael, der die Zukunft der Stein-Sammlung in materieller Hinsicht gesichert hat, und seine Frau Sarah betätigen sich ebenfalls rege auf dem Kunstmarkt, so dass die private Sammlung des Paares heute das Herzstück des Museums of Modern Art in San Francisco bildet.

Gertrude Stein hat nicht nur ein Auge für Kunst, sondern feiert auch als Schriftstellerin Erfolg – eine vorteilhafte Doppelbegabung, denn der Dialog zwischen bildenden Künstlern und Dichtern, darunter die Franzosen Max Jacob, Tristan Tzara und Guillaume Apollinaire, ist äußerst fruchtbar. Inspiration erfährt sie bei verschiedenen Künstlern, denen sie ihrerseits als Muse dient. So mancher Maler verewigt sie in einem Porträt, unter anderem Pablo Picasso.

Eindrucksvoll vermittelt die Dokumentation die einzigartige Stimmung jener Epoche sorgloser Kunstbegeisterung und ungehemmter, genreübergreifender Kreativität – einer Ära, „als jeder in Paris 26 war“, wie Gertrude Steins Lebensgefährtin Alice B. Toklas es einmal ausdrückte.

(Text + Fotos: Arte)

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