Bohrungen offenbaren Klimakatastrophe vor 3.200 Jahren
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Bohrungen offenbaren Klimakatastrophe vor 3.200 Jahren

300 Meter tief wurde gebohrt, um über 3.000 Jahre alte Blütenpollen in die wissenschaftliche Gegenwart zu befördern. (© Tel-Aviv University)

300 Meter tief wurde gebohrt, um über 3.000 Jahre alte Blütenpollen in die wissenschaftliche Gegenwart zu befördern. (© Tel-Aviv University)

TEL AVIV (im) – In der Bronzezeit gab es im Raum des heutigen Nahen Ostens eine größere Klimakatastrophe, die für den Zusammenbruch vieler Reiche damaliger Zeit ausschlaggebend gewesen sei, so berichten jetzt drei israelische und ein deutscher Forscher in einer gemeinsamen Studie. Demnach sei die Bevölkerung von Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 12. Jahrhunderts v.Chr. regelrecht von den außergewöhnlichen Klimabedingungen traumatisiert gewesen. Die Ergebnisse eines Forschungsprojektes, das auf der Untersuchung fossiler Blütenstaubpartikel basiert, die vom Grund des See Genezareth stammen, wurde am Dienstag in der Zeitschrift des Archäologien Instituts der Tel Aviver Universität veröffentlicht.

„Innerhalb einer kurzen Zeitspanne ist die ganze Welt der Bronzezeit zerbröckelt“, so Professor Israel Finkelstein aus Tel Aviv. Seine Institutskollegin Palynologin Dr. Dafna Langgut führt näher aus: „Das hethitische Reich, das Ägypten der Pharaos, die Kultur des mykenischen Griechenland, das Kupfer produzierende Königreich auf Zypern, das große Handelshandelszentrum von Ugarit an der syrischen Küste und die kanaanäischen Stadtstaaten unter der ägyptischen Hegemonie, sie alle sind in dieser Zeit untergegangen und wurden kurz darauf durch die Landkönigreiche der Eisenzeit, einschließlich Israel und Judah, ersetzt.“

Die Palynologin Dr. Dafna Langgut untersucht den Bohrkern mit über 3.000 Jahre alten Ablagerungen. (© Tel-Aviv University)

Die Palynologin Dr. Dafna Langgut untersucht den Bohrkern mit über 3.000 Jahre alten Ablagerungen. (© Tel-Aviv University)

Die Forscher haben im Zentrum des See Genezareth bis in 300 Meter Tiefe gebohrt, um dann einen 20 Meter langen Bohrkern an die Oberfläche zu befördern. Das Augenmerk wurde auf Blütenstaub gelegt, da dieser unter den organischen Materialien am längsten existiert. Die immer wieder neu sich ablagernden Blütenstaub-Partikel würden sich darüber legen und die unteren Schichten bewahren. Durch die Radio-Carbon-Methode konnte eine exakte Datierung vorgenommen werden. So gab es nach Ansicht der Forscher zwischen 1250 und 1100 v.Chr. eine Dürreperiode.

Es gebe eine chronologische Korrelation zwischen den Blütenstaub-Ergebnissen und zwei anderen Aufzeichnungen der Vergangenheit. So ist nachgewiesen, dass am Ende der Bronzezeit viele mittelmeerische Oststädte angegriffen und durch das Feuer zerstört seien. Diese Ereignisse fallen exakt in den genannten Zeitraum. Auch ist in einigen Schriftstücken aus dieser Zeit von großem Wassermangel und Hungersnöten die Rede. Die Region erstreckte sich von der hethitischen Hauptstadt in Anatolien im Norden über Ugarit auf der syrischen Küstenlinie und Aphek in Israel bis nach Ägypten im Süden.

Langgut, Finkelstein und Prof. Thomas Litt vom Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie an der Universität Bonn kommen zu dem Ergebnis, dass Ende der Bronzezeit strenge kalte Perioden die Getreideernten in den nördlichen Teilen des alten Nahen Ostens zerstört haben und die geringen Niederschläge die Ernteerträge in den östlichen Regionen erheblich negativ beeinflussten. Dadurch seien Menschenmassen in den Süden geflohen, um dort Nahrung zu finden, sagt der Ägyptologe Shirly Ben-Dor Evian.

Auf die lange Trockenperiode folgten regenreiche Jahre, die es der damaligen Bevölkerung erlaubte, sich in den hügeligen Regionen von Kanaan und Syrien niederzulassen. Ein bis zwei Jahrhunderte später hätten diese Menschen die Landkönigreiche der Eisenzeit, unter ihnen Israel und Judah, gegründet, so das Resümee der Forscher.

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