Herodes hatte Tempelbergmauer nicht zu Ende gebaut
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Herodes hatte Tempelbergmauer nicht zu Ende gebaut

Die Ausgrabungen im August 2011 zeigen bereits die ersten Sanitäranlagen an der Grenze zur Tempelbergmauer. (© Vladimir Naykhin/Israelische Altertumsbehörde)

Die Ausgrabungen im August 2011 zeigen bereits die ersten Sanitäranlagen an der Grenze zur Tempelbergmauer. (© Vladimir Naykhin/Israelische Altertumsbehörde)

JERUSALEM (im) – „Ein rituelles Bad unterhalb der Klagemauer beweist, dass die Mauer des Tempelberges unter König Herodes nicht komplett beendet wurde“, sagen Ronny Reich von der Universität Haifa und der Ausgrabungsleiter Eli Shukron der Israelischen Altertumsbehörde. Bei archäologischen Ausgrabungen wurden jetzt neben einer alten Entwässerungsrinne Überreste einer Mikwe, eines rituellen Bades, gefunden.

Deutlich ist zu sehen, wie die Häuser für den Bau der Tempelbergmauer förmlich abgeschnitten wurden. (© Israelische Altertumsbehörde)

Deutlich ist zu sehen, wie die Häuser für den Bau der Tempelbergmauer förmlich abgeschnitten wurden. (© Israelische Altertumsbehörde)

Bei Bauerhaltungsmaßnahmen wurde ein Bürgersteig entdeckt, der vor 2.000 Jahren den Pilgern als Aufstieg zum Tempelberg genutzt habe, der beim Siloa-Teich in der Davidstadt beginnt. Bei den Ausgrabungen in der Nähe des Robinson-Bogens, der früher als Zugang zum Tempelberg diente, oberhalb des Archäologischen Parks, kamen Überreste von sanitären Anlagen einschließlich Zisternen, rituellen Bädern und Kellerräumen zum Vorschein, die seinerzeit in den Fels gehauen wurden. Diese gehörten offensichtlich zu Wohnungen, die vor der Erweiterung des Tempelberges an dieser Stelle existiert haben.

Der jüdische Historiker Josephus, ein Zeitgenosse jener Zeit, schreibt, dass Herodes die Erweiterung im achtzehnten Jahr seiner Regierung (22 v. Chr./v.d.Z.) begann und sie als „das größte Projekt, von dem die Welt je gehört hat“ bezeichnete. Nachdem die Erweiterung des Tempelberges beschlossen war, wurden die entsprechenden Grundstücke konfisziert und sämtlich Gebäude bis auf ihre Grundmauern niedergerissen. Die Hohlräume von Sanitäranlagen in den Häusern wurden mit Steinen und Erde aufgefüllt, um Stabilität für das darüber liegende Bauwerk zu erhalten. Ausgrabungen zeigen, dass exakt in einer Linie entlang der Mauer alle Hohlräume beseitigt oder aufgefüllt wurden. So wurden Badebecken mit Erde gefüllt und mit großen, flachen Steinen der Verlauf der Mauer markiert.

Zwei der gefundenen Münzen aus der nachherodianischen Zeit. (© Israelische Altertumsbehörde)

Zwei der gefundenen Münzen aus der nachherodianischen Zeit. (© Israelische Altertumsbehörde)

Bei den Ausgrabungen wurden darüber hinaus drei Öllampen gefunden, die häufig im ersten Jahrhundert n.Chr. verwendet wurden, dazu noch 17 Bronzemünzen. Dr. Donald Ariel, Kurator der numismatischen Sammlung der Israelischen Altertumsbehörde hat die Identität bestimmen können: Vier Münzen entstanden in der Zeit des römischen Prokurators von Judäa, Valerius Gratus aus dem Jahr 17/18 n.Chr./n.d.Z. Demnach könnte der Robinson-Bogen danach errichtet worden sein, also rund 20 Jahre nach Herodes‘ Tod, der auf das Jahr 4 v.Chr. datiert ist. Diese noch so kleinen Funde gestatten einen immer tieferen Einblick in das Mega-Bauprojekt Tempelberg, dessen Bau Jahrzehnte benötigte.

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