Buchtipp: „Meine Reise von Jena nach Jerusalem“
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Buchtipp: „Meine Reise von Jena nach Jerusalem“

Buchtitel.

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HAMBURG (im) – Was braucht es, um seine ganz persönlichen Eindrücke und Gedanken über Israel mit anderen zu teilen? Facebook, eine Website oder ein Buch. Letzteres hat Heidrun Weidemann genutzt. Nach einem abgebrochenen Theologiestudium möchte sie die „Heilige Stadt Jerusalem“ von allen Seiten kennenlernen. Viele Jahre später, inzwischen ist sie Fachärztin, erhält sie ein Forschungsstipendium und reist im Herbst 2000 für längere Zeit nach Israel, dem Land, das ihrer heimlichen Sehnsucht gilt. In erster Linie ist es ein Tagebuch, unterfüttert mit teilweise sehr umfassenden, vielschichtigen Gedanken.

Auf 575 Seiten gibt Weidemann Einblick in ihre Sichtweise und Erlebnisse im Staat Israel vor mehr als einer Dekade und in späteren Jahren. Auch wenn in einer Pressemitteilung steht, dass sie keinen weiteren politischen Beitrag verfasst habe, so stimmt dieses nicht. Schriftstellerische Einlassungen in Sachen Israel sind immer politisch, das wird auch dann deutlich, wenn sie Israel als Okkupanten bezeichnet, an anderer Stelle es als Farce beschreibt, dass Israel von der Antiterror-Koalition ausgeschlossen sei.

Weidemann schreibt: „Israel — Mein Tagebuch ist keine neue Abhandlung über dieses komplexe, oft traurige Thema. Ich versuche, ein farbiges Bild von diesem spannenden Land und seinen Menschen zu skizzieren, Menschen, voll Lebensfreude, Herzlichkeit und Humor. Reflexionen über Politik, Geschichte und Religion sollen die „geistige Akrobatik“ vermitteln, die hier lebenden Menschen abverlangt wird und mir, einer Deutschen, oft Kopfschmerzen bereitet. Eine Dekade später eingestreute Kommentare spiegeln innere und äußere Wandlungen wider – hat sich mein Blickwinkel oder Israel verändert?“

Das Buch ist aufschlussreich in Details, auch wenn es zeitweise anstrengend zu lesen ist. Anstrengend, weil die Sätze teilweise überladen wirken, wenn sie zu viele Gedanken hinein packt, Behauptungen ohne Erklärung liefert oder einfach nur Fragen am Ende eines Absatzes stellt ohne sich damit unmittelbar auseinanderzusetzen, um den Leser weiterzutragen. Darüber hinaus stören die sehr zahlreich verwendeten englischen Begriffe und Passagen den Lesefluss. Doch der Leser bekommt ein Konvolut von Gedanken einer deutschen Wissenschaftlerin zu Israel, immer wieder auch mit Bezug zur deutschen Vergangenheit und der eigenen Verbundenheit zu diesem Thema – eine eindeutige Bereicherung der rar ausgestatteten Literaturwelt in diesem Genre.

Ganz ohne geschichtliche Vorkenntnisse sollte dieses Buch jedoch nicht gelesen werden, weil sonst die Einordnung des Geschriebenen schwer fallen wird. Denn das allgemeine Bild von Israel in unserem Land ist doch sehr lückenhaft, viele Menschen sind leider geprägt von den Nachrichten-Meldungen bei Konflikten mit Palästinensern und der oft sehr anti-israelischen Wortwahl vieler Massenmedien. „Meine Reise von Jena nach Jerusalem“ ist weniger ein Reisebericht, auch wenn die Autorin viele bekannte Orte besucht hat. Tagebuch mit Reflexionen trifft es eher. Für Israel-Interessierte mit einigem Hintergrundwissen könnte das Buch interessant sein, um eigene Erfahrungen reflektieren zu können.

Interessant ist es allemal, etwas über Israel zu lesen, das nicht im Alltäglichen wabert, bei Weidemanns Erstlingswerk ist es der Fall und daher einen Kauf wert, zumal der Preis von 20,80 Euro angenehm niedrig ist. Umso mehr gilt es, das Engagement der Autorin zu würdigen, da Sie sich mit diesem teils sehr schwierig zu erfassenden Thema auseinandersetzt und einen weiteren Einblick in das komplizierte Geflecht des heutigen Israels erlaubt, dabei viel von sich selbst preis gibt, ungeblümt. Sollten Sie sich für einen Kauf interessieren, bestellen Sie es direkt im Shop des Verlages, damit die Autorin ein angemessenes Honorar erhält.

>>> Inhaltsangabe der Autorin

Informationen

„Meine Reise von Jena nach Jerusalem“
Heidrun Weidemann
ISBN 978-3-8495-4409-6
Verlag: tredition
580 Seiten, 14,8 x 21,0 cm, Paperback
20,80 Euro
>>> Vertrieb: www.tredition.de/shop

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