Film von Uri Schneider
(Erstsendung: 02.03.2008) ARD/SWR
Reportage / Gesellschaft: Alltagskultur

Es sind 55 Quadratmeter „Jiddischkeit“, wie die Juden sagen würden, so etwas wie jüdisches Herz und jüdische Seele: das Café Bleibergs mitten in Berlin-Charlottenburg. Dort kümmert niemanden besonders, wie normal oder nicht normal jüdisches Leben in Deutschland 60 Jahre nach dem Holocaust wieder ist, am allerwenigsten die ewig gestresste Chefin des Etablissements. Die heißt Manuela Ramona Gabriela Chaya Ruth Hoffmann-Bleiberg und hatte von Gastronomie keinen Schimmer, als sie vor rund drei Jahren ihr Café eröffnete. Doch heute ist das Café Bleibergs für viele längst ein zweites Zuhause geworden. In seinen südländisch angehauchten Räumen treffen sich alle möglichen einsamen Seelen und skurrilen Gestalten.

Da ist etwa Ugi, die mongolische Köchin, die gern behauptet, die „einzige Jüdin aus der Mongolei zu sein“. Da ist Stammkunde Boris, ein Autoverkäufer, der heute schon frommer ist als alle anderen, obwohl er noch gar kein Jude ist, sondern erst einer werden will. Da ist auch Rabbiner „Euer Ehren“ Jitshak Ehrenberg, der immer ein Auge darauf hat, dass in Manuela Bleibergs Café wirklich alles koscher ist. Nicht zu vergessen Georg, der Antiquitätenhändler und selbsterklärte Gigolo, der im weißen Anzug auf seinem Motorrad durch Berlin düst und nichts so sehr liebt wie die Klezmerabende im Bleibergs. Wenn Jossifs Combo „Klezmer Chidesh“, zu Deutsch: das „Klezmerwunder“, zum Tanz aufspielt, hält es dort keinen mehr auf den Stühlen.
Uri Schneider hat das Leben und die Leute im Café Bleibergs beobachtet. Herausgekommen ist dabei eine „unorthodoxe Dokumödie“, wie er es selbst augenzwinkernd nennt.

 

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