Hurva Synagoge
Hurva Synagoge

Der Wiederaufbau der Hurva Synagoge wurde im Frühjahr 2010 fertiggestellt

Annähernd 62 Jahre lang war sie zerstört, die Hurva Synagoge in Jerusalem. Am 15. März 2010 konnte nach nur vierjähriger Projektierungs- und Bauzeit ein innen wie außen beeindruckendes Bauwerk eröffnet werden – eine jüdische Kuppel mehr im Stadtbild der israelischen Hauptstadt. Die Gesamtkosten betrugen 6,2 Millionen US-Dollar. Sie zählt heute zu den beeindruckendsten Synagogen Jerusalems.

Die Hurva im Inneren

Die Hurva im Inneren

Hurva Synagoge – über 40 Jahre Uneinigkeit

Das ursprüngliche Bauwerk wurde 1948 im arabisch-israelischen Krieg zerstört. Erst 1967, als Jerusalem unter israelische Verwaltung kam, entstanden verschiedene Entwürfe für einen Neubau. Dieser konnte aufgrund von Differenzen zwischen Architekten und Archäologen jedoch nicht realisiert werden. Im Jahr 1977 entstand der 16 Meter hohe Große Bogen, der schon früher ein markantes bauliches Element der einstigen Synagoge gewesen war. Bis zu seinem Neubau war dieser Ort ein Mahnmal.

Besiedlung seit der Zeit des ersten Tempels

Ausgrabungen im Jahr 2003 brachten Belege von vier Besiedlungsperioden ans Tageslicht. Gefunden wurden auch Brandspuren aus der Zeit um 70 n.d.Z./n. Chr., als die Römer die Stadt zerstörten sowie drei Ritualbäder aus der Zeit des Zweiten Tempels, die in den Felsen gehauen waren. Während der Wiederherstellung der Synagoge wurde ein römischer Bogen entdeckt, der ursprünglich als Eingang zum Cardo* diente.  Der Cardo selbst war in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgegraben worden, nachdem Israel in die Jerusalemer Altstadt gelangte.

Hurva Synagoge – Historie (1700-1901)

Im Jahr 1700 kaufte Jehuda ha-Hassid**, einer der wichtigsten Prediger der Kryptoschabtaiiten, das Grundstück, starb allerdings wenige Tage danach, was von Schabtaisten und orthodoxen Juden als böses Zeichen gedeutet wurde. Das Grundstück war nicht entfernt von der Ramban-Synagoge, die 1589 durch den osmanischen Herrscher geschlossen worden war. In gleichen Jahr (1700) brachen etwa 1500 Gläubige auf dem Land- und Seeweg nach Jerusalem auf, von denen rund 1000 die Stadt erreichten. Da diese jedoch arm und ausgemergelt dort ankamen, verschlechterte sich die Situation der rund 1000 bereits dort lebenden Juden erheblich.

Dennoch begannen einige Jahre später die übrig gebliebenen aschkenasischen Juden mit dem Bau der Synagoge, konnten aber das bei Arabern dafür geliehene Geld nicht zurückzahlen. Das führte zu Unruhen zwischen der Gemeinde und den Geldgebern und letztlich 1720 zur Einstellung der Bautätigkeiten. Die Juden wurden aus Jerusalem vertrieben und voller Zorn steckten die Araber im Jahr 1721 das halbfertige Gotteshaus zusammen mit 40 Tora-Rollen in Brand. Die Überreste der Synagoge ließen die Bezeichnung Hurva entstehen, was Ruine bedeutet.

Thora-Schrein in der Hurva-Synagoge

Thora-Schrein in der Hurva-Synagoge

Anfang des 19. Jahrhunderts, im Jahre 1816, beglich Rabbiner Menachem Mendel von Schklou aus Safed im Norden des damaligen Palästinas knapp 100 Jahre nach der Einstellung der Bautätigkeiten sämtliche Schulden der aschkenasischen Gemeinde. So war zumindest finanziell ein Wiederaufbau der Synagoge denkbar. Aber die politischen Verhältnisse – die Osmanen waren an der Macht und hatten ein Gesetz erlassen, das den Bau von Synagogen verbot – machte dem Vorhaben einen Strich durch die Planung. Erst 1832 wendete sich das Blatt zugunsten der Juden. Muhammad Ali aus Ägypten übernahm die Herrschaft Jerusalems und ließ fortan die Reparatur bestehender Synagogen zu, so auch der Hurva-Synagoge. Wenige Jahre später, es war 1836, konnte der österreichische Unternehmer und Bankier Salomon Meyer Freiherr von Rothschild erfolgreiche Verhandlungen initiieren, die zur Aufhebung des Bauverbots für Synagogen führten.

Die Bauarbeiten schritten gut voran dank großzügiger finanzieller Unterstützung durch die Familie Rothschild, König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und anderer Persönlichkeiten damaliger Zeit. Das nach den Plänen von Assad Effendi im neobyzantinischen Stil errichtete Bauwerk war die erste Kuppelsynagoge weltweit. Die Deckenhöhe betrug 25 Meter, die Fensterbögen maßen 12,8 Meter Höhe – ein für damalige Verhältnisse riesiges Bauwerk, das sich von den umliegenden Häusern der Jerusalemer Altstadt deutlich abhob und von Ferne sichtbar gewesen war.

Der offizielle Name der Synagoge wurde zu Ehren des Vaters der finanzstarken Unterstützer gewählt: Beit Jaakov nach Jakob Rothschild. Dennoch blieb der Name Hurva-Synagoge im Volksund erhalten. Die Synagoge war im 19. Jahrhundert Heimat für die größte Jeschiwa, einer jüdisches Hochschule. Dort studierten Männer die Tora und den Talmud,m Frauen waren zu dieser Zeit noch nicht zugelassen. Aufgrund der herausragenden Bedeutung für alle Juden in Jerusalem und Palästina war die Synagoge auch Sitz des aschkenasischen Oberrabbiners. Wie weit die Verbundenheit zur deutschen Kaiserdynastie reichte, zeigte ein Gedenkgottesdienst für Königin Victoria im Februar 1901.

Hurva Synagoge – Historie (1948)

Im israelischen Unabhängigkeitskrieg, beginnend im November 1947 mit den arabisch-israelischen Bürgerkrieg, war die Hurva-Synagoge in der zentralen Altstadt von strategischer Bedeutung für beide Seiten. Deswegen errichtete die zionistische paramilitärische Untergrundorganisation Hagana in der Synagoge eine ihrer Verteidigungsstellungen, vergeblich. Eine arabische Legion sprengte ein Loch in die Umfriedungsmauer, besetzten das jüdische Gotteshaus nach kurzem Kampf, hissten die jordanische Flagge auf der Kuppel und legten die Synagoge mit allen Anbauten kurzerhand in Schutt und Asche. Der jordanische Kommandeur triumphierte: „Zum ersten mal seit 1000 Jahren verbleibt kein einziger Jude im Jüdischen Viertel. Kein einziges Gebäude verbleibt intakt. Das macht eine Rückkehr der Juden unmöglich.“ Die Geschichte aber zeigt, dass letztlich immer Gott das Sagen hat bei Seinem Volk.

Hurva-Synagoge im teilrestaurierten Zustand im Jahr 1978. (© Moshe Milner/GPO)

Hurva-Synagoge im teilrestaurierten Zustand im Jahr 1978. (© Moshe Milner/GPO)

Hurva Synagoge – Historie (1967 bis heute)

Im Sechstagekrieg wurde Jerusalem von den Juden zurückerobert. Doch der Wiederaufbau scheiterte an Diskussionen von Architekten und Archäologen. Als Minimalkonsens und als Mahnmal wurde 1977 der Große Bogen der einst prächtigen Synagoge errichtet. Das Archäologische Institut der Hebräischen Universität konnte ab 2003 Grabungen durchführen und erlangte Gewissheit über vier Besiedlungsperioden: zur Zeit des Ersten Jüdischen Tempels (800-586 v. Chr.), des Zweiten Jüdischen Tempels (515 v. Chr. bis 70 n. Chr.), der byzantinischen Periode (395-642) und der osmanischen Periode bis in die Neuzeit.

Hurva Synagoge 2008

Die Hurva Synagoge in der Bauphase 2008

Die endgültige Errichtung der Synagoge wurde 2005 als Beschluss gefasst, wonach der Jerusalemer Architekt Nahum Meltzer nach historischen Plänen von Assad Effendi den Aufbau der Synagoge realisieren sollte. In einer Rekordzeit von nur vier Jahren mit einem Budget von 6,2 Millionen Dollar wurde die Synagoge wieder hergestellt und am 15. März 2010 neu eingeweiht.

* Cardo: Hauptstraße des römischen und byzantinischen heidnischen Jerusalems, damals Aelia Capitolina genannt
** Er zog durch Deutschland und Osteuropa und sammelte zahlreiche Anhänger um sich.

Besucherinformationen

Hurva-Synagoge

Ha-Yehudim St, Jerusalem
Öffnungszeiten: So-Do 09.00–18.00 Uhr; Fr 09.00–13.00 Uhr; Samstag (Shabbat) geschlossen

Besichtigung: Einzelbesucher können ohne Anmeldung in die Synagoge (Eintritt 20 Shekel pro Person), für  die geführte Tour müssen Sie sich unter 02-6265922 anmelden, Gruppen müssen sich vorher telefonisch unter 02-6265900 anmelden.

Besucher können mit dem Fahrstuhl in das 2. Obergeschoss fahren und genießen von dort aus einen sehr guten Blick in das Innere der Synagoge. Durch einen Ausgang gelangt man auf die äußere Plattform, die sich komplett um die Kuppel zieht. An verschiedenen Stellen zeigen Lagetafeln die wichtigsten Orte und Gebäude, die von dieser Stelle zu sehen sind. So hat der Besucher eine Orientierung und genießt den kostenfreien 360°-Rundumblick auf die Jerusalemer Altstadt.

Google Maps

Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.
Mehr erfahren

Karte laden

Startseite