Die alte Templersiedlung Sarona in Tel Aviv wird wieder aufgebaut. (© Matthias Hinrichsen)

Die alte Templersiedlung Sarona in Tel Aviv wird wieder aufgebaut. (© Matthias Hinrichsen)

Die drei Türme des ehrwürdigen Azrielli Centers am Highway 20 bekommen eine neue, alte Nachbarschaft. Das vergessene Stadtviertel deutschen Ursprungs Sarona wird eine weitere Attraktion der Mittelmeermetropole. Die Basis: Ein Gebäude-Ensemble aus Zeiten der Templergesellschaft, die sich 1868 Richtung Palästina aufmachte, um das Christentum vorzuleben und den Fortschritt zu bringen. Sarona ist die größte von sieben Siedlungen, die sie seinerzeit aus dem teils trockenen teils sumpfigen Boden Palästinas stampften.

Die ziegelrote Erde in Sarona erinnert an die großen früheren Landwirtschaftsflächen der Siedler von 1873. (© Matthias Hinrichsen)

Die ziegelrote Erde in Sarona erinnert an die großen früheren Landwirtschaftsflächen der Siedler von 1873. (© Matthias Hinrichsen)

Auch in Haifa, Jaffa und Jerusalem existieren noch immobile Überreste aus dieser Zeit, die heute vorbildlich restauriert dastehen. Tel Aviv vermarktet das historische Erbe Sarona, renoviert das ganze Viertel auf Stadtkosten und setzt ihm eine eigene neue Infrastruktur auf. Nach dem Vorbild von HaTachana, dem wunderschönen historischen Bahnhof Tel Avivs, entstehen in den Gebäuden Gewerbeflächen für exklusive Läden und Gastronomie. „Die Menschen sollen sich hier wohl fühlen und entspannen“, sagt eine der Archtitektinnen von Sarona mit glitzernden Augen. Ihr macht es sichtlich Spaß, die alten Gemäuer zu neuem Leben zu erwecken, daran mitwirken zu können, wenn die Geschichte Tel Avivs und Israels um ein weiteres Kapitel real und erlebbar wird.

27 Gebäude stehen im heutigen Sarona, die von Grund auf renoviert werden und in altem Glanz erstrahlen. (© Matthias Hinrichsen)

27 Gebäude stehen im heutigen Sarona, die von Grund auf renoviert werden und in altem Glanz erstrahlen. (© Matthias Hinrichsen)

Sarona ist das größte, jemals durchgeführte Denkmalpflege-Projekt in Tel Aviv, das die Stadtplaner vor eine große Herausforderung stellt. Ganze Gebäude mussten verschoben werden, und wer denkt, dies sei mit heutiger Technik kein Problem, der muss erstmal die Zeugen alter Zeit von innen sehen. Kunstvolle Steinkeramik original aus dem 19. Jahrhundert bedecken in vielfarbiger Pracht die Böden und jede nur Millimeter große Verzerrung der Gebäudestruktur lässt die Kanten absprengen und feine Risse entstehen. Allergrößte Vorsicht ist also ständig geboten.

Originalgetreu werden alle Häuser in Sarona wiederaufgebaut, die Fliesen sind so alt wie sie. (© Matthias Hinrichsen)

Originalgetreu werden alle Häuser in Sarona wiederaufgebaut, die Fliesen sind so alt wie sie. (© Matthias Hinrichsen)

Die Templergesellschaft kaufte 1871 dieses und das umliegende Land, ein Jahr später besiedelten die ersten Familien Sarona. Sie benötigten riesige landwirtschaftliche Flächen zur Umsetzung ihrer Pläne, mit Eukalyptusbäumen legten sie das Sumpfgelände trocken. Durch Malaria dezimiert, bestellten die meisten der nur 80 Bewohner mühselig die Äcker, der Rest war bei der Personenbeförderungsgesellschaft der Kolonie Jaffa beschäftigt. In der Blütezeit standen dort rund 100 Wohnhäuser. Das Ende von Sarona wurde 1950 mit der Ausweisung der Templerdeutschen vollzogen. Um die Vergangenheit möglichst auszulöschen, hieß das Viertel fortan Hakirya und war von 1948 bis 1955 der erste Regierungssitz Israels.

Dementsprechend langwierig und hart war der jahrelange Kampf der heutigen Sarona-Verantwortlichen, den alten Namen zurück zu erlangen. Schließlich gab die Stadtverwaltung nach, das alte Sarona darf nun wieder auch so heißen. Das mag sicher auch den guten Beziehungen zwischen Israel und Deutschland geschuldet sein.

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