Israelis sammeln 750.000 Plastikflaschen täglich – reicht nicht
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Israelis sammeln 750.000 Plastikflaschen täglich – reicht nicht

Plastikflaschen werden in Israel über ein öffentliches Rücknahmesystem gesammelt. (© Matthias Hinrichsen)

Plastikflaschen werden in Israel über ein öffentliches Rücknahmesystem gesammelt. (© Matthias Hinrichsen)

TEL AVIV (im) – Das Recycling-System für Plastikflaschen in Israel wird inzwischen von der Bevölkerung in vorbildlicher Weise angenommen. Täglich gelangen rund 750.000 Plastikflaschen zurück in den Rohstoff-Kreislauf und werden weiter verwertet. Das reicht der israelischen Verwaltung nicht und sie fordert zur vermehrten Rückgabe auf, um so auf mindestens eine Million Plastikflaschen täglich zu kommen. Die Ziele sind ambitioniert, zumal Israel mit der jetzigen Quote weltweit auf den vorderen Plätzen liegt, aber es scheint noch Potenzial zu geben.

Die Gitterboxen stehen landesweit gut sichtbar an Plätzen und Straßen. In Deutschland ist die Sammlung von Plastikflaschen über ein Pfandsystem geregelt, die Israelis sind da etwas pragmatischer. Wie Leergut werden die Plastikflaschen von zu Hause mitgenommen und dann auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder sonstwohin mal flugs in eine der vielen Gitterboxen geworfen. Natürlich ist die Rückgabequote sicher nicht so hoch wie in Deutschland, doch es ist praktischer und fairer. Fairer vor allem deswegen, weil in Deutschland mit dem Pfand der nicht zurück gegeben Flaschen ein Millionengeschäft gemacht wird. In Israel wird dazu animiert, die Flaschen in den Recycling-Kreislauf zurückzugeben, Deutschland setzt auf den Pfand-Zwang, der eigentlich eingeführt worden ist, um den Mehrwegflaschenumsatz zu forcieren. Was aber gründlich daneben ging.

Die führende israelische Recyclinggesellschaft ELA fordert die Bevölkerung in einer Aktion auf, noch mehr Plastikflaschen in die öffentlich aufgestellten Sammelboxen zu werfen, unterstützt durch den israelischen Umweltminister Ze’ev Elkin. Landesweit gibt es heute 22.000 Gitterboxen. Mit der jetzigen Sammelmenge werden 80.000 Tonnen Deponiemüll weniger produziert, zudem würden mehrere Millionen Schekel an Rohstoffen durch die Rückführung der Flaschen in den Rohstoffkreislauf eingespart. Nach Angaben des ELA Vorsitzenden Nehama Ronen werden jedoch nur 59 Prozent der in Umlauf gebrachten Plastikflaschen gesammelt, in den USA seien es nur 32 Prozent, so ein Bericht im israelischen Nachrichtenportal Ynetnews. Verschwiegen wird die deutsche Rücklaufquote: 93,6 Prozent der PET-Getränkeflaschen und 97,2 Prozent der pfandpflichtigen PET-Flaschen.

Plastikflaschen sammeln – der Umwelt zuliebe

Bis vor rund zehn Jahren allerdings, das muss auch erwähnt werden, gab es in Israel keine dieser Gitterboxen. Die Plastikflaschen landeten im Müll oder im ungünstigsten Fall in der Natur. Umso lobenswerter ist das Verhalten der Israelis, relativ schnell – und freiwillig! – diese Flaschen zu sammeln. Wer Israelis schon länger kennt, der weiß, dass sie nie Ruhe geben und Prozesse ständig optimieren wollen. Nicht umsonst zählt Israel zu den innovativsten Nationen weltweit, was man besonders im IT-Bereich sieht. Israel hat aber auch erkannt, dass die starke Verschmutzung der Natur und der Wert dieser Rohstoffe in einem Sammelsystem enden müssen. Denn beispielsweise am See Genezareth finden sich an den Ufern immer noch unvorstellbare Mengen an Weggeworfenem, insbesondere Plastik in allen Variationen.

Es kommt aber auch immer darauf an, wie die entsprechenden Bevölkerungsteile mit ihrem Israel umgehen. Im Allgemeinen ist es recht reinlich innerhalb der Kibbutzim oder anderer umzäunten Anlagen. Problematisch ist es eher dort, wo keiner sich verantwortlich fühlt für die Umgebung und „die Sau rauslässt“. Es ist also begrüßenswert, wenn die Anzahl an gesammelten Flaschen sich weiter erhöht, und wenn es nur der Natur zugute käme. Als Tourist, Besucher und Liebhaber Israels ist eine mancherorts vermüllte Natur kein Vergnügen. Mit den regelmäßigen Strandsäuberungen in Tel Aviv wurde vor einigen Jahren ein sichtbares Zeichen gesetzt. Vielleicht sollte Israels Umweltminister doch über ein Pfandsystem nach deutschem Vorbild nachdenken. Die Rücklaufquoten wären jedenfalls genial.

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