Israelische Hoteliers leiden unter rückläufigen Übernachtungszahlen
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Israelische Hoteliers leiden unter rückläufigen Übernachtungszahlen

Hotelübernachtungen stiegen in Israel im Vergleich zum letzten Jahr zwar wieder an, blieben aber noch immer rückläufig im Vergleich zum sehr guten Jahr 2013. Auch zum Toten Meer kamen weniger Hotelgäste als vor zwei Jahren. (© Matthias Hinrichsen)

Hotelübernachtungen stiegen in Israel im Vergleich zum letzten Jahr zwar wieder an, blieben aber noch immer rückläufig im Vergleich zum sehr guten Jahr 2013. Auch zum Toten Meer kamen weniger Hotelgäste als vor zwei Jahren. (© Matthias Hinrichsen)

TEL AVIV (im) – Der israelische Hotelverband verzeichnet weniger Übernachtungen in Hotels als 2013. Im Oktober dieses Jahres waren es 21 Prozent weniger Gäste, als das im Vergleichszeitraum 2013, gab der Verband jetzt bekannt. Sicherheitsbedenken, Terrorgefahr und Geopolitik spielen bei den Touristen jedoch eine geringere Rolle, als zunächst erwartet. Vielmehr leiden die Hoteliers unter einem neuen, weltweiten Phänomen: Private Übernachtungen, die professionell über das Internet angeboten werden, allen voran Airbnb. Die Statistik weist für den Oktober 2015 950.000 Hotelübernachtungen aus, mehr als im Vorjahr, weniger als 2013, was die eigentliche Messlatte sein muss.

Die gesamte Tourismusbranche musste 2014 einen herben Einbruch verkraften, als der Gaza-Krieg viele Gäste vor einem Besuch in Israel zurückschrecken ließ. Gleichzeitig wurde 2015 nur ein Rückgang von 14,5 Prozent bei den einreisenden Touristen gegenüber 2013 registriert. Das bedeutet, dass viele Gäste in Israel Alternativen zur Übernachtung im Hotel gebucht haben. Darunter fallen beispielsweise angemietete Wohnungen und Aufenthalte bei Freunden und Verwandten, aber vor allem die weltweit agierenden Vermietungsplattformen für private Anbieter wie Airbnb. Dort können Reisende vom einfachen Bett bis zu Luxus-Wohnungen alles buchen, meist 50 Prozent unter den Hotelzimmer-Preisen.

Auch Eilats Hotels erholen sich nur langsam vom Gaza-Krieg 2014. Im Vergleich zu 2013 übernachteten in manchen Regionen bis zu 46 Prozent weniger Hotelgäste. (© Matthias Hinrichsen)

Auch Eilats Hotels erholen sich nur langsam vom Gaza-Krieg 2014. Im Vergleich zu 2013 übernachteten in manchen Regionen bis zu 46 Prozent weniger Hotelgäste. (© Matthias Hinrichsen)

Während Jerusalem im Oktober besonders stark von der Terrorwelle erfasst wurde, gingen die Besucherzahlen in der Heiligen Stadt nur moderat zurück. Nur 16 Prozent weniger Besucher kamen nach Jerusalem als im Vergleichszeitraum 2013. Dramatische Rückgänge ließen sich dagegen in den Regionen um Tiberias, dem Toten Meer und Eilat beobachten, wo die Besucherzahlen um teilweise bis zu 45 Prozent einbrachen. Zwischen Januar und Oktober 2015 hat es laut der veröffentlichten Statistik nur einen Rückgang von 2,9 Prozent im Vergleich zum Zeitraum im Jahr 2013 gegeben.

In Jerusalem ist der Rückgang der Hotelübernachtungen nicht so drastisch, wie beispielsweise um Tiberias oder in <a

Eilat. “ width=“550″ height=“366″ /> In Jerusalem ist der Rückgang der Hotelübernachtungen nicht so drastisch, wie beispielsweise um Tiberias oder in Eilat. „Nur“ 16 Prozent weniger Hotelgäste als 2013 wurden in der Heilgen Stadt gezählt. (© Matthias Hinrichsen)

Gleichzeitig gingen die Übernachtungen in Hotels in den ersten neun Monaten des Jahres um 13 Prozent zurück. Führende Vertreter der Tourismusbranche forderten jetzt eine massive Marketingkampagne, um die Besucher zurück ins Heilige Land und seine Hotels zu holen. Dass die neue Form der Übernachtung sich so schnell verbreiten würde, hatte sicher niemand – weltweit – erwartet. Doch es zeigt, auch in Israel, eine Schwachstelle auf, die es auszumerzen gilt. Vorläufer dafür sind die Airline-Preise. Durch den wachsenden Konkurrenzdruck und Billig-Airlines wie Easyjet, Germanwings und Ryanair mussten die gestanden Platzhirsche, allen voran El Al, den Fluggästen niedrigere Preise anbieten. Wie man sieht funktioniert es. So bietet El Al inzwischen in der weniger frequentierten Reisezeit Flüge ab 199 Euro ab Frankfurt und Tel Aviv an. Lufthansa lässt sich auch nicht lumpen, denn selbst ab Flughäfen wie Hannover, die mit Zubringerflügen arbeiten, kostet der Hin- und Rückflug im April 2016 nur 280 Euro.

Eins der besten Boutique-Hotels in Tel Aviv, das Lily & Bloom Hotel, und das ab 150 Euro pro Nacht. (© Lily & Bloom Hotel)

Eins der besten Boutique-Hotels in Tel Aviv, das Lily & Bloom Hotel, und das ab 150 Euro pro Nacht. (© Lily & Bloom Hotel)

Was bedeutet das für die Hotelbranche? Boutique-Hotels mit 5-Sterne-Standard sind stark im Kommen. Die Preise müssen jedoch moderat bleiben, das Preis-Leistungsverhältnis dem europäischen Standard angepasst werden. Die „Big Player“ müssen sich auf immer weniger Gäste einrichten, je mehr Juden nach Israel umsiedeln, wie es die französischen Juden seit gut zwei Jahren praktizieren, weil sie sich in dem Land nicht mehr sicher fühlen. Je mehr gut situierte Juden nach Israel ziehen, desto weniger Hotelübernachtungen wird es geben. Israels Hoteliers müssen umdenken, die Preise merklich senken, attraktive Pakete für Touristen schnüren und sich von den goldenen Zeiten verabschieden. Die Rückgänge am Toten Meer sind selbsterklärend. 300 Euro pro Übernachtung in einem der vielen Luxushotels sind einfach viel, selbst WLAN muss zusätzlich bezahlt werden. Immer weniger ist der Gast bereit, jeden Preis für einen Aufenthalt zum Beispiel am tiefsten Punkt der Erde in En Bokek zu bezahlen. Ein nicht unerheblicher Makel ist das Personal, meist junge Männer, die nicht gelernt haben oder bereit sind, dem Gast zu dienen. Solch eine Einstellung wirkt lange nach, sehr lange.

Die Region „Dead Sea“ denkt seit drei Jahren um. Unterkünfte für Low-Cost-Touristen in En Tamar, kleinere Hotel-Einheiten abseits En Bokek, wo alle Hotels zwangsweise platziert wurden, sind entstanden, um nicht nur die Gesundheitstouristen für einen Aufenthalt zu gewinnen. Auch für viele Israelis sind die Hotels am Toten Meer oder in Eilat zu teuer, sie sind in der Vergangenheit auf den Sinai ausgewichen, der für einen Bruchteil den Gast beherbergt. Inzwischen haben viele Israelis auch die Vorliebe für Deutschland als Reiseziel entdeckt. Bei rund einer Million Besucher in diesem Jahr – das sind 12 Prozent der Bevölkerung! – schlägt sich das auch in der Übernachtungsstatistik der israelischen Hoteliers deutlich nieder. Die Welt verändert sich in den zunehmends schneller. Katalysator ist das Internet. Es bleibt zu hoffen, dass Israel als einer der führenden IT-Nationen der Welt eine Antwort darauf hat und neue Konzepte entwickelt.

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