Raschi und seine Tochter erhalten die Schreckensnachricht von der Zerstörung der rheinischen Gemeinden, im Hintergrund Regisseurin und Kameramann. (Ronneburg) (Foto:ZDF/Robi Güver)
Raschi und seine Tochter erhalten die Schreckensnachricht von der Zerstörung der rheinischen Gemeinden, im Hintergrund Regisseurin und Kameramann. (Ronneburg) (Foto:ZDF/Robi Güver)

Raschi und seine Tochter erhalten die Schreckensnachricht von der Zerstörung der rheinischen Gemeinden, im Hintergrund Regisseurin und Kameramann. (Ronneburg) (Foto:ZDF/Robi Güver)

Glanz und Elend der Juden in Europa
Fahndung nach einem gelobten Land

Film von Iris Pollatschek
(Erstsendung: 08.05.2005) ZDF Dokumentation
Kultur: 18./19. Jahrhundert

In den Weiten Podoliens in der heutigen Ukraine lebt im 18. Jahrhundert der arme Synagogendiener Israel Ben Elieser. Er wird zum Begründer der größten Erneuerungsbewegung des Judentums, des Chassidismus. Baal Schem Tov, „Meister des guten Namens“, wird er genannt. Gegen die rabbinische „Gelehrsamkeit ohne Seele“ verordnet er Freude beim Gebet und religiöse Extase. Zahllose Mythen und Legenden ranken sich schon zu Lebzeiten um ihn. Bis heute hat er Anhänger in aller Welt: Tausende pilgern jedes Jahr zu seiner Grabstätte in Miedzyboz, einem verschlafenen Nest in der Ukraine.

Der kleine Moses aus Dessau kommt im Jahr 1743 in die aufstrebende Metropole Berlin. Fast alles, was er weiß, hat er sich selbst angeeignet. Als Philosoph und Aufklärer Moses Mendelssohn wird er bekannt. Er ist der erste Jude, den die deutsche Öffentlichkeit wahrnimmt – und bejubelt. Den Juden seiner Zeit ebnet er den Weg aus dem Ghetto in die Mitte der preußischen Gesellschaft. Mendelssohn übersetzt die Thora ins Deutsche, gründet jüdische Freischulen, bringt Juden und Christen zusammen. Sein Freund Gotthold Ephraim Lessing setzt ihm als „Nathan, der Weise“ ein literarisches Denkmal. Theodor Herzl erlebt im ausgehenden 19. Jahrhundert die Welt der Belle Epoque.

Dem assimilierten Juden in Wien macht erst der erstarkende Antisemitismus schmerzhaft klar, dass die Juden einen eigenen Staat brauchen. Als Staatsmann ohne Volk und Land versucht er, europäische Politiker von seiner Idee zu überzeugen. Seine Verhandlungen, allen voran mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II., sind jedoch erfolglos. Bis zu seinem Tod am 3. Juli 1904 kämpft er verbissen für seinen zionistischen Traum, der 44 Jahre und sechs Millionen Tote später mit der Gründung des Staates Israel zur Realität wird.

Im Wechsel von Inszenierungen und dokumentarischen Szenen erweckt der zweiteilige Film sechs historische Zeugen der jüdischen Geschichte Europas zum Leben. Erster Teil.

(Text + Bild: 3sat)

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