So bereiten sich Juden auf das jüdische Neujahrsfest vor
JERUSALEM (im) – Am Mittwochabend, dem 20. September 2017, beginnt das neue jüdische Jahr. Im Judentum ist Elul, der letzte Monat des Jahres, eine Zeit der Einkehr und des Rückblicks auf das, was der Gläubige im abgelaufenen Jahr getan oder halt nicht getan hat. Und es wird um Vergebung gebeten. Im Laufe des Monats, der mit dem traditionellen Neujahrsfest Rosch Haschana endet und gefolgt wird vom jüdischen Versöhnungsfest Jom Kippur im neuen Monat Tishri, zieht es in Jerusalem abends Tausende Menschen auf die Straßen der Heiligen Stadt. Touristen, die in diesen Tagen abends in Jerusalem unterwegs sind, sollten sich deshalb ein paar der wichtigsten Orte des Selichot (Bußgebete) nicht entgehen lassen.
Ein Spaziergang durch das nächtliche Jerusalem sollte in den Stadtteil Nachalot führen. Er wurde von gläubigen Juden als eine der ersten außerhalb der Stadtmauern Jerusalems im 19. Jahrhundert gegründet. Aus den zahlreichen Synagogen wird man in diesen Tagen die Gebete vernehmen können. Aber auch die einzigartige Architektur der Gebäude ist einen Blick wert. Der größte und bekannteste Markt Mahane Yehuda ist übrigens auch ein Teil der Nachbarschaft Nachalot.
Zu Fuß erreicht man von dort schnell und einfach Mamilla. Das Viertel befindet sich unweit des Jaffators und verfügt seit einigen Jahren über eine moderne Einkaufspassage. Während der Zeit des Selichot erstrahlt die Passage nachts in festlicher Illumination. Viele Menschen befinden sich in den späten Abendstunden auf dem Weg ins jüdische Viertel der Alstadt und kommen so auch an Mamilla vorbei. Durch das Jaffator in die Altstadt sollte man auch an der Hurva-Synagoge im jüdischen Viertel vorbeischauen. Denn auch dort wird gebetet und Einkehr gehalten.
Vorbei an den Resten des Cardo, der alten Hauptstraße des römischen Aelia Capitolina, ist es nicht weit bis zur Klagemauer, dem zentralen Ort jeder Selichot-Tour durch Jerusalem. Dort halten sich Tausende Menschen auf, die bis in die frühen Morgenstunden beten und gemeinsam Einkehr halten. Ganz Jerusalem ist während des Selichot geprägt von Gebeten in den Synagogen – teils choral vorgetragen – und einer heiligen Atmosphäre beseelt, aber das Ziel fast jedes Gläubigen und der zentrale Platz ist jener vor der Klagemauer.
Die Selichot sollen vor dem Morgengebet rezitiert werden. Also wäre es ratsam, wenn man entweder gut vorgeschlafen oder sich aber mit ausreichend Kaffee versorgt hat. Selichot-Gebete sollten in der Gruppe gesprochen werden, weshalb man gemeinsam die Synagogen aufsucht. Sephardische Juden sprechen die Bußgebete den gesamten Monat Elul. Etwas anders die aschkenasischen Juden, die ihre Gebete nach Mitternacht von Samstag auf Sonntag vor Rosh Haschana sprechen. Selichot werden auch zu den anderen großen jüdischen Feiertagen – wie dem Versöhnungfest Jom Kippur – gesprochen.